Geschrieben von Editor Montag, 05 Mai 2008 23:26
Opeth - Watershed
Stil (Spielzeit): Progressive / Death Metal (54:56)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner / Warner (30.05.2008)
Bewertung: 9 / 10
Link: www.opeth.com
www.myspace.com/opeth
Drei Jahre nach dem mitreißenden „Ghost Reveries“ beglücken uns die schwedischen Prog- / Death-Götter OPETH nun erneut mit einem neuen Studioalbum. Groß waren die Erwartungen an das neue Werk und – wenigstens bei mir – auch groß die Befürchtungen.
Nachdem die Band in den letzten zwei Jahren die Ausstiege von gleich zwei langjährigen Mitgliedern zu verkraften hatte, war es wohl vielen klar, dass sich die Leichtigkeit des Spiels eines Martin Lopez und die Virtuosität eines Peter Lindgren schwer würden ersetzen lassen. Mit Martin Axenrot am Schlagwerk und Fredrik Åkesson an der Gitarre wurde jedoch recht schnell namhafter Ersatz an Bord geholt und dass die Jungs ihre Instrumente beherrschen, konnten sie den Fans anhand diverser Live-Shows bereits selbst beweisen. Auch auf dem mit „Watershed“ betitelten neuen Album schaffen sie es, den einzigartigen Stil der Band umzusetzen und so klingt die Scheibe glücklicherweise immer noch unverkennbar nach OPETH.
Seitens der Neuzugänge ist also keine meiner Befürchtungen eingetroffen – was dem Machwerk auf den ersten Blick weitaus mehr zu schaffen macht, ist der Weiterentwicklungsdrang des Herren Åkerfeldt. Selten habe ich bei einem OPETH-Album so lange gebraucht, um es zu ergründen und die angesprochene Weiterentwicklung erschwerte eine Einschätzung wohl am meisten. Ein Fortschritt an sich ist natürlich nichts Schlechtes und ein Stillstand hat auch selten einer Band gut getan. Hier ist es jedoch eindeutig die Art der stilistischen Entwicklung, die es so schwer machte, das Album zu durchdringen.
Die Bandbreite der Eindrücke, die auf „Watershed“ geboten werden, reicht von den typischen Death- und Progressive-Parts über melancholische Akustikstücke bis hin zu psychedelisch angehauchtem 70er Jahre Prog. Angereichert mit diversen Breaks und Tempowechseln und eingetütet in bis zu 11 Minuten lange Songs ist zwar alles, was OPETH bis dato ausmachte, wieder vorhanden - irgendwie ist es so einfach aber auch doch wieder nicht.
Mit dem sanften und rein clean gesungenen „Coil“ liegt der wohl ungewöhnlichste Opener der Bandgeschichte vor, mit dem ich anfangs so gar nichts anzufangen wusste, der inzwischen aber ins Gesamtbild einfach perfekt passt. Auch die weiblichen Gesangsparts in diesem Stück sind zwar zuerst gewöhnungsbedürftig, im Endeffekt ist es aber eigentlich sogar fast merkwürdig, dass OPETH diese erst auf diesem Album einsetzen.
„Heir Apparent“ ist, neben „Porcelain Heart“, der „typischste“ OPETH-Song der Scheibe. Zu letzterem hat die Band ein recht düsteres Video gedreht, welches auf der Roadrunner-Homepage angesehen werden kann. In diesem achte man bitte besonders auf den Bassisten Martin Mendez, der seine ehemals wundervolle Haarpracht zu einem etwa 7 cm kurzen Mob hat verschandeln lassen. (Ja, ich bin frustriert...)
„Lotus Eater“ besitzt einen recht eigenwilligen Einstieg und wartet als einziger Song fast durchgehend mit gegrowlten Passagen auf. Der Mittelteil wird untermalt von einem ruhigen und atmosphärischen Gitarrenspiel, welches sich zu einem 70er Jahre Prog-Gefrickel aufbaut – Sehr eigenwillig und doch irgendwo sehr passend.
„Burden“ mündet zwar in einem fast nicht zumutbaren, schiefen und disharmonischen Schluss, es liegt hier aber trotzdem eine wundervoll schwermütige Ballade vor.
Die abschließenden „Hessian Peel“ und gerade auch „Hex Omega“ sind stellenweise ein wenig zu seicht und so vermögen sie es nicht ganz, die ganze Zeit über interessant zu bleiben, doch auch in diese beiden Stücke kann man sich mit der Zeit sehr gut hineinhören.
Was insgesamt wohl gerade auch den Fans der alten OPETH-Scheiben das Akzeptieren der neuen nicht leichter machen wird, ist die Tatsache, dass die Growls auf ein Minimum heruntergeschraubt wurden. Andererseits wurden die wenigen vorhandenen aber so präzise eingesetzt, dass an keiner Stelle der Gedanke kommt, dass es hier und da ruhig mehr hätten sein können.
Insgesamt ist „Watershed“ definitiv kein Album zum einfach mal nebenbei Hören geworden. Wieder einmal liegt ein ungemein tiefgehendes, detailverliebtes und facettenreiches Werk vor, und wie auch bei den Vorgängern macht es gerade das schwer, sich von Anfang an komplett in das Album hineinzufühlen. „Watershed“ benötigt Zeit, und allein diese Tatsache wird wohl viele verschrecken. Trotzdem hoffe ich, dass es genügend Leute gibt, die dem Album eben diese Zeit auch geben.
Aufgrund der inzwischen sehr umfangreichen Veröffentlichungspalette der Band ist es wohl sowieso nicht einfach, jedem Fan das Gewünschte zu geben. Wer die Jungs zu Zeiten der „Morningrise“ kennen und lieben lernte, wird an jede neue Veröffentlichung andere Erwartungen stellen als jene, deren erster Kontakt zur Band mit der „Blackwater Park“ oder gar erst der „Ghost Reveries“ zustande kam.
Es ist also keine leichte Aufgabe, die OPETH da zu bewältigen haben, und es wird sich noch zeigen, in wieweit sie es geschafft haben, ein Album einzuspielen, das die meisten zu überzeugen weiß. Ich bin sehr gespannt auf die Bewertungen, die diese Platte von anderen Rezensenten bekommen wird. Überraschen würden mich weder die positiven noch die eher negativen Stimmen.