Stil (Spielzeit): Melodic Death / Thrash (52:43)
Label/Vertrieb (VÖ): Bombworks Records (21.04.09)
Bewertung: 4 / 10
Link: http://www.myspace.com/dagonmetal
Kann man machen… Muss man aber nicht. Schon, als mir das vermeintlich düstere Cover des zweiten DAGON-Longplayers in die Hände fiel, ahnte ich, dass ich mir mit dieser Rezension nicht viele Freunde machen werde. Die gezeichnete Darstellung eines Meeresungeheuers, welches ein altertümliches Schiff angreift, in Verbindung mit dem groß und symmetrisch, aber deutlich lesbar prangernden Schriftzug des Bandnamens, welcher eine alte Gottheit der Philister beschreibt, sprechen für sich. Aber man ist ja nicht voreingenommen oder versucht zumindest, dies zu ignorieren. Also ließ ich die Musik der vier Michiganer erst einmal auf mich wirken...
Doch leider wurden all meine Erwartungen vollends erfüllt. DAGON würden sicher gerne als Support für AMON AMARTH oder IN FLAMES auftreten. Doch dafür sind sie einfach zu uninteressant. Da hilft auch der Thrash-Einschlag nicht. Die meiste Zeit über wird in nullachtfuffzehnster Melodic-Death-Manier herumgedudelt, dass man sich wünscht, der gute, alte Tinnitus wäre lauter als die Musik. Soviel sei gesagt: Wer der Meinung ist, die beiden oben angesprochenen Bands seien von der ersten bis zur letzten Scheibe grandios, wenn auch die neueren IN FLAMES-Alben etwas zu poppig klingen, da auch eine gewisse Vorliebe für Heavy Metal der alten Schule besteht, der kann hier getrost abbrechen, zu lesen, und sich die „Terraphobic“ ohne Bedenken kaufen, um sie zu den anderen, unzähligen und nicht voneinander zu unterscheidenden Melodic-Death-Werken von Bands wie CHILDREN OF BODOM oder älteren DARK TRANQUILITY ins CD-Regal zu stellen. Allle anderen muss ich warnen...
DAGON bieten leider nicht die geringste Besonderheit. Wie bereits erwähnt, wird die vorherrschende melodiöse Gitarrenarbeit von Chris Sharrock und Briant Daniel vereinzelt durch recht thrashige Riffs aufgelockert, was jedoch meist nur kurz anhält und sogleich wieder dem üblichen Rauf und Runter auf den Griffbrettern weichen muss. Was schade ist, denn drei oder vier Stellen auf vorliegendem Album haben tatsächlich kurz einmal meine Aufmerksamkeit erregt und mich mit dem Kopf nicken lassen. Also sie können’s ja. Bloß warum zum Teufel nutzen sie dieses thrashige Potential nicht besser aus? Auch einige „richtige“ Deathmetal-Abschnitte fanden ihren Platz auf „Terraphobic“. Diese dienen jedoch ebenfalls höchstens dazu, den Rest noch langweiliger klingen zu lassen. Also hätte man alle herausstechenden, kleinen Passagen zusammengeschnitten, wäre man auf einen richtig Laune machenden, vierminütigen Kracher gekommen, der keinen echten Metalhead hätte stillstehen lassen.
Denn theoretisch stimmt alles ganz gut überein. Die Deathmetal-Growls, welche sich mit den obligatorischen Screams abwechseln und leider in der Unterzahl befinden, klingen nicht schlecht. Teilweise driftet man sogar in richtig tiefes Gegrunze ab. Davon hätte man gerne mehr bringen können. Doch die vorherrschenden Göteborg-Screams hat man leider schon zigtausendmal gehört. In exakt dieser Art und Weise. Also wie gesagt: Wem’s gefällt, der greife zu. Mein Bruder zum Beispiel gehört den eingangs erwähnten Melodic-Death-Liebhabern an und war begeistert von DAGON. Ich werde wohl dafür sorgen müssen, dass er enterbt wird...
Aber Spass beiseite. Da dieses „Melodic-Geriffe“ auch in moderneren Genres wie dem gemeinen Metalcore Fuss gefasst hat, wird DAGON mit Sicherheit den gebührenden Anklang finden. Gewisse Parallelen zu Bands wie NEAERA sind durchaus nicht von der Hand zu weisen. Auch der Sound ist zeitgemäß und läßt kaum zu wünschen übrig, wenn er auch ein wenig Druck vermissen lässt. Doch druckvoller Sound wäre hier auch eher fehl am Platz. Eine Art Mischung aus AMON AMARTH, NEAERA und alten DARK TRANQUILITY mit einer Prise Heavy Metal der alten Schule also. Klingt vielversprechend... Nein, es liest sich vielversprechend. Klingen tut es uninteressant. Aber das sollte jeder für sich entscheiden. In diesem Sinne drücke ich ein Auge zu und vergebe gut gemeinte vier Punkte – Durchschnitt...