Stil (Spielzeit): Death / Grind (33:47)
Label/Vertrieb (VÖ): Relapse Records / Rough Trade (21.09.09)
Bewertung: 9 / 10
Link: http://www.myspace.com/dyingfetus
Da isse endlich… Die neue FETUS. Und das Warten hat sich gelohnt! Es ist das neueste Meisterwerk der Marylander Brutalst-Todesmetaller mit dem wunderschönen und nachhaltig in der Szene etablierten Namen DYING FETUS. Bedarf es hier wirklich noch weiterer Worte? Gibt es überhaupt Metalheads, die an der Qualität eines neuen DYING FETUS-Albums zweifeln und sich vor dem Kauf tatsächlich erst einmal durch das Lesen einer Rezension von der Notwendigkeit dieser Geldausgabe überzeugen lassen müssen?
Nun gut, beginnen wir mit der grundlegenden Einstufung des Fötus in seinen Gefilden. Er praktiziert höchst anspruchsvollen, ausgefeilten Technical Deathgrind der Extraklasse! Das war schon immer so und das wird auch immer so bleiben. Vergesst herkömmliche Songstrukturen, Refrains und immer wiederkehrende Riffs. Auch innerhalb der – wie sollte es anders sein – acht Songs der neuen Scheibe wechseln sich die fettesten Rhythmen ohne den Anflug von Vorhersehbarkeit mit den komplexesten Hochgeschwindigkeitspassagen ab und geben damit den besten Anreiz, sich die Scheibe immer noch ein weiteres Mal reinzuziehen, um auch auf den letzten Breakdown vorbereitet zu sein.
Diese außergewöhnlichen Songstrukturen mit all ihren Tempowechseln gibt es nur bei DYING FETUS! Man braucht die Songs des neuen Outputs eigentlich nur kurz anzuspielen und weiß sofort, wer da seine flinken Finger im Spiel hat. Dies liegt nicht zuletzt an der absolut einzigartigen Griffbrettakrobatik von Mastermind Gallagher, der die übelsten Nackenbrecher-Riffs immer wieder mit den so charakteristischen, superschnellen Hochton-Dudeleien verziert. Gerade diese sind auf „Descend into depravity“ wieder sehr ausgeprägt. Man beachte den Anfang des genialen „Conceived into enslavement“. Diese Art von technischer Verspieltheit findet man bei keiner anderen mir bekannten Band.
DYING FETUS mit anderen Bands zu vergleichen stellt sowieso eine Art blasphemische Handlung dar, da sich die angehenden Totgeburten an potentiellen Konkurrenten definitiv nicht messen lassen müssen, geschweige denn jemals derartiges angestrebt hätten. Dementsprechend verwundert bis schockiert war ich auch, als ich in der Promo-Info lesen musste, dass DYING FETUS den Fans von Bands wie JOB FOR A COWBOY oder BLACK DALIAH MURDER ans Herz gelegt werden sollte. Bidde?!? Also der Vergleich zu den Cowboys ist ja noch nachvollziehbar, wirkt jedoch, als würde man den Anhängern einer lokalen Schüler-Rockband anraten, sich doch auch einmal AC/DC anzuhören. Und über den Vergleich zu irgendwelchen neumodischen Deathcore-Gruppierungen möchte ich diesen Jungs zuliebe besser kein Wort verlieren...
Bleiben wir doch einfach realistisch. Wer sich zu dieser Scheibe die Nackenwirbel kaputtbangt, dem könnten auch folgende Bands gefallen: NILE, SKINLESS, DERANGED, DEVOURMENT und selbstverständlich MISERY INDEX. Letztere Band besteht ja auch überwiegend aus Ex-DYING FETUS-Mitgliedern. Was auch nicht verwunderlich ist, denn Gründungsmitglied und Hauptsongwriter John Gallagher wechselt seine Besetzung wie amerikanische Präsidenten ihre Meinung. Auf dem nunmehr siebten Longplayer hat er die Verstärkung an der zweiten Gitarre als überflüssig erachtet und sich einen neuen Drummer ins Boot geholt, welcher sicher auch nicht länger als ein Album dabei sein wird.
Schade, denn die Qualität des Drummings ist wie gewohnt absolut hervorragend. Die hohe Messlatte, welche Kevin Talley einst setzte, hat bisher zu meinem Erstaunen noch keine Enttäuschungen nach sich gezogen. Bei DYING FETUS wird halt allumfassend auf Qualität geachtet. Das beginnt mit den stets höchst anspruchsvollen, sozialkritischen Texten, welche die Föten schon immer von der ansonsten meist gewaltverherrlichend dahergrunzenden Deathgrind-Masse abgehoben haben, und endet mit Umwegen über Merchandise und Artwork bei der absolut ausgefeilten Technik der hochkarätigen Musiker.
Diese haben mit „Descend into depravity“ mal wieder ein Killer-Album aufgestellt, welches sich seine guten 9 Punkte ganz ohne meine euphorische Voreingenommenheit verdient hat!