Yuppie-Club - Pretty Insane

yuppie_club

Stil (Spielzeit): Grindcore / Deathmetal (30:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Finest Noise / Soulfood Music (24.07.09)
Bewertung: 5 / 10

Link: http://www.myspace.com/yuppieclub
Mach ma lauter… Ist ne Box ausgefallen? Ach nein, das ist Oldschool! So der alten Schule verfallen hätte ich die Jungs von YUPPIE CLUB auf den ersten Blick gar nicht eingeschätzt. Viel mehr erinnert die Tatsache, dass deren Gesichter live und auf Bandpics stets von Masken bedeckt werden, an den „Nu“ Metal mit seinen unzähligen SLIPKNOT-Verschnitten. Und dass es sich bei der dazugehörigen Uniformierung der Yuppies um Anzug mit Krawatte handelt, anstatt um irgendwelche Overalls, lässt das Ganze auch nicht wirklich seriöser oder bodenständiger wirken. Vielmehr fühlt man sich an eine typische bankraubende Bande aus Film und Fernsehen erinnert.

Doch YUPPIE CLUB haben mit all dem neumodischen Firlefanz wirklich nicht viel gemein. Recht schnell kommt der Gedanke an einen Vergleich mit älteren NAPALM DEATH oder EXTREME NOISE TERROR auf. Kurz von der Richtigkeit des Releasedatums überzeugt... Ja, dies ist tatsächlich eher so eine Art Hommage an die gute, alte Zeit. Der Sound ist, wie eingangs angesprochen, sehr leise produziert und belässt es bei einem Brei aus Saitern, die klingen, als ob sie tief hätten abgemischt werden wollen, woraus jedoch leider nichts geworden ist. Vielleicht Kommunikationsschwierigkeiten zwischen der Band und Producer Andy Brings? Oder doch nur ein weiterer Fingerzeig auf Zeiten, in denen REPULSION eine der krassesten Extreme-Metal-Bands waren? Man weiß es nicht.

Die Schießbude macht da auch keine Ausnahme. Deren Sound klingt wie von einem Konzertmitschnitt. Fast, als hätte man vergessen, diese Tonspuren abzumischen. Base und Snare sind kaum voneinander zu unterscheiden und das Verprügeln der Blechkomponenten ist ebenfalls kaum erwähnenswert. Was eigentlich schade ist, denn wenn man mal genau hinhört, dann muss man eingestehen, dass das Drumming schnell und dabei relativ tight ist. Der Variantenreichtum ist hier, wie auch bei den sonstigen Instrumenten, mit Sicherheit noch ausbaufähig, doch kann man auch nicht von Punk-Niveau sprechen.

Nein, nicht umsonst steht oben in der Stil-Bezeichnung als Zusatz zum vorherrschenden Grindcore „Deathmetal“. Denn die vier Nordrhein-Westfalen von YUPPIE CLUB sind nicht mit der Fülle an punkig drauflosgroovenden Newcomer-Grindbands vergleichbar, ziehen sich jedoch auch keinen Schuh der ursprünglichen Grind/Crust-Bewegung an, sondern mischen ihr Geknüppel mit Anleihen aus dem überwiegend älteren Sektor der Death- und auch Thrash-Metal-Szene.

Auch Grunzer Lee trägt seinen Teil zu dieser Kategorisierung bei und verzichtet auf „Pretty insane“ auf jegliche verzerrenden Geräte der Neuzeit. Damals hat es ja auch gereicht, einfach das Maximum an Hall auf die Stimme zu packen und dann in MORTICIAN-artiger Manier mit zu einem kleinen „o“ geformten Lippen drauf loszugrunzen. Irgendwelche Variationen wie beispielsweise Gekreische, Gegröhle oder gar Pigsqueals geschweige denn cleaner Gesang sind dabei einhundertprozentig unerwünscht.

Also begleitet man die abwechselnd blastenden und kopfnickertauglichen Riffings seiner drei Mitstreiter, welche ebenfalls nur selten von den bevorzugten Geschwindigkeiten und Songstrukturen abweichen, in stets der selben Tonlage mit englischsprachigen, gegrunzten Texten. Abwechslung in den insgesamt 19 Tracks wird lediglich durch vereinzelt auftauchende, eher schleppende und meist nicht von Gesang unterlegte, Zwischenparts sowie die vier reinen Instrumental-Nummern namens „Voices inside my head 1-4“ und das gut einminütige und nicht weiter erwähnenswerte Intro geboten.

Man kann also nicht gerade behaupten, YUPPIE CLUB’s mittlerweile zweites Album in immerhin sieben Jahren Bandgeschichte wäre die Kaufempfehlung schlechthin. Doch gibt es auch keinen Grund, das Werk unserer vier Landsmänner zu verreißen. Es bietet halt nicht unbedingt das, was sich der potentielle Käufer unter der Firmierung YUPPIE CLUB in Verbindung mit dem Layout der Scheibe inklusive Bandfotos vorstellt. Doch für Grinder, die auf der Suche nach neuem, alten Shit sind, ist das Scheibchen sicherlich „nett“...