Stil (Spielzeit): Deathmetal (17:24)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (Juni 2009)
Bewertung: 6 / 10
Link: http://www.myspace.com/refleshed1
Querbeet statt geradeaus... Auf „Drown The Sky“ wird schon etwas der Anschein erweckt, als seien REFLESHED noch auf der Suche nach ihrem Stil. Also es gibt ja Bands, welche die verschiedensten Musikrichtungen auf gekonnte Weise miteinander vermischen und daraus ein ganz individuelles Gesamtwerk erschaffen. So zeugten die mächtigen NAPALM DEATH einst den ersten Bastard aus Thrashmetal und Grindcore. Und SOILWORK vermochten schwedischen Melodic Deathmetal auf ihre eigene Weise mit poppigen Klängen zu vermischen und somit zu ihrem Markenzeichen zu machen. Bei den vier deutschen Jungs und dem Mädel von REFLESHED hingegen hat man eher das Gefühl, dass man sich nicht so recht für einen bestimmten Pfad entscheiden konnte und somit kurzerhand beschlossen hat, einfach sämtliche Ideen, die so in den fünf schwermetallischen Köpfen herumschwirrten, in einen Pott zu werfen. Möglicherweise differieren die bandinternen Musikgeschmäcker einfach stark und jeder wollte seine eigene Vorstellung der REFLESHED’schen Stilausrichtung einbringen.
Dabei herausgekommen sind dann fünf schwer einzuordnende Tracks, welche den ersten offiziellen Output der 2008 gegründeten Band in Form der vorliegenden EP darstellen. Doch wer jetzt denkt, hier wird im Folgenden nur ausgiebig über die Unausgereiftheit der Band hergezogen, der hat sich geschnitten. Tief. Mit einer widerhakenbesetzten Klinge. Aus Edelmetall! Denn wenn man den Zurückgefleischten unbedingt eine bevorzugte Stilrichtung zuordnen möchte, dann kann man eigentlich nur eines mit Überzeugung anführen: Metal! Und zwar vom Edelsten. Kein Weichmetall oder so. Nein, sowas kommt den Jungs und Mädels hier ganz bestimmt nicht in die Tüte. Die ist vollgestopft mit buntem Allerlei aus den Bereichen Death, Thrash, Grind und diversem Core.
Und das klingt im Großen und Ganzen wirklich nicht schlecht! Also mir gefällt’s. Dominant ist definitiv der Deathmetal-Anteil, dicht gefolgt von thrashigen Einflüssen und einer gehörigen Portion zeitgemäßem Deathcore. Das klingt jetzt nicht unbedingt gewöhnungsbedürftig. Und auch, wenn man sich die Scheibe tatsächlich zu Gemüte führt, bedarf es keiner direkten Eingewöhnungszeit, bis man sich auf REFLESHED einlassen kann. Die musikalische Darbietung an sich ist schon eingängig und gut nachvollziehbar. Es klingt nur eben etwas unvollständig.
Was mir persönlich recht gut gefällt, sind die trotz der potentiellen Kompatibilität nahezu vollkommen fehlenden Blastbeatparts. Wie viele Bands im brutalen Stromgitarrensektor füllen ihre ideenlosen Songs mit langweiligen Blastbeats, um auf eine akzeptable Tracklänge zu kommen... Nicht so REFLESHED. Überwiegend wird man von der Snare zum Kopfnicken geradezu gezwungen. Der Variantenreichtum des Drummings im Allgemeinen hingegen ist eher mäßig. Da wird die Aufmerksamkeit schon eher auf die abwechslungsreiche gesangliche Darbietung gelenkt. Das überwiegende Geschrei wird stellenweise durch Grunzen, Pigsquealen und sogar cleanen Gesang ergänzt. Und seien es nun groovende Deathmetal-Riffs oder schnelle, aber beatbetonte Thrash-Attacken – Die Gitarren braten dem geneigten Hörer derartig eins über, dass der Kopf noch siebzehn Minuten und vierundzwanzig Sekunden lang nachwippt.
Oder besser gesagt: Dies würde geschehen, wenn das Ganze nicht so drucklos klingen würde. Denn der insgesamt positive Gesamteindruck wird etwas geschmälert durch den unausgereiften Sound, welcher noch ordentlich Platz nach oben lässt. Wären die Saiteninstrumente jetzt noch professionell abgemischt, gäbe es ganz klar zwei erhobene Daumen für solide Kopfnickerqualitäten. Doch bleibt es eher beim guten Willen. Was allerdings mit Nachsicht betrachtet werden sollte, da es sich bei „Drown The Sky“ ja um eine Eigenproduktion handelt. Also ich jedenfalls drücke den fünf Baden-Wüttembergern fest die Daumen, bald ein geeignetes Label und vor allem eine gefestigte Stilrichtung zu finden. Dann kann’s richtig losgehen...