These Are They - Who Linger

these_are_they2

Stil (Spielzeit): Deathmetal (49:34)
Label/Vertrieb (VÖ): The End Records / Soulfood Music (13.11.09)
Bewertung: 7 / 10

Link: http://www.myspace.com/thesearetheychicago
So, jetzt wollen wir alle mal ein Stück weit runterkommen... Wozu hektisch herumfrickeln, wenn doch die langsame Schiene mindestens genau so viel Härte vermitteln kann? THESE ARE THEY aus Chicago jedenfalls sehen keine Notwendigkeit für Blastbeats und flinkes Griffbrettgerutsche. Nein, die Stärken der vier (an der Scheibe Beteiligten – mittlerweile fünf) Todesmetaller liegen woanders. Was auf „Who Linger“ erschaffen wurde, ist ein düsteres, schleppendes Riffmonster, welches langsam, aber unaufhaltsam daherkriecht. Brutal und bedrohlich. Und doch irgendwie ruhig und angenehm anzuhören. Fast schon einschläfernd. Klingt paradox und für den Im-Allgemeinen-keinen-Deathmetal-Hörer vielleicht nicht unbedingt nachvollziehbar, doch wenn man sich generell auf derartige tiefgestimmte Stromgitarrenbearbeitung einlassen kann, dann ist der erste Longplayer der fünf „Fortbestehenden“ die ideale CD zum Einschlafen. Was nicht von Langweiligkeit zeugt, sondern von Harmonie.

Denn so finster diese akustisierte Kreatur auch sein mag, klingt sie doch stets irgendwie harmonisch. Keine komplexen bis unnachvollziehbaren Chaos-Parts oder hysterischen Soli haben auf „Who Linger“ Platz gefunden. Das einzige, was am Schagzeug überwiegend schnell gespielt wird, ist die angenehm tighte Doublebase, und die Männer an den Saiten bevorzugen ebenfalls eher fette, schleppende Riffs. Am besten lässt sich THESE ARE THEY wohl mit den tonnenschweren Erzeugnissen von BOLT THROWER vergleichen. Entfernt man bei ENTOMBED den Rock’n’Roll-Einfluss oder fährt bei GRAVE die allgemeine Geschwindigkeit ein Stückchen runter, dann könnten diese Truppen ebenfalls als Vergleiche angeführt werden. Auch die Einflüsse der Zweitband der beiden Gründungsmitglieder Paul Kuhr am Mikro und Steve Nicholson an den Gitarren sind zu spüren. Denn die beiden sind nebenbei noch bei der Deathmetalkapelle NOVEMBERS DOOM aktiv, welche sich stilistisch nur unwesentlich vom neuen Projekt THESE ARE THEY unterscheidet. Manch einer weiß eben ganz genau, was er machen will.

Und das ist in diesem Falle tiefstgestimmter Deathmetal mit doomigen Einflüssen. Wenn möglich, dann am liebsten von der ersten bis zur letzten Sekunde. Eingeleitet wird die Scheibe durch ein gut zweieinhalbminütiges Intro, welches uns mit einer langgezogenen, pessimistischen Melodie auf den kommenden Sturm vorbereitet. Und der kommt in Form des zweiten Tracks auch gleich derart schwer und böse aus den Boxen gepustet, dass es eigentlich nur noch bergab gehen kann mit der Intensität. Und das tut es auch. Leider. Manch einer mag das anders sehen, aber mir persönlich gefällt der Opener „When the voices sound deadly“ mit Abstand am besten auf „Who Linger“. Das soll nicht bedeuten, dass die Qualität der Songs abflachen würde. Es gibt ganz allgemein recht wenig Variation innerhalb des Songwritings. Daher rührt auch die stets angenehme Hörbarkeit und Leichtläufigkeit der Scheibe. Doch kommt von den nachfolgenden Tracks keiner an die Eingängigkeit von „When the voices sound deadly“ heran. Oder besser gesagt: Die Tracks gehen allesamt leicht rein ins Ohr, doch schaffen sie es überwiegend nicht sonderlich gut, auch dort zu verweilen. Man ist doch eher verleitet, sich die Scheibe nebenbei anzuhören und von den dahinfließenden, schweren Klängen leicht kopfnickend begleiten zu lassen, anstatt intensiv hinzuhören oder gar mitzusummen.

Also ich persönlich mag die von THESE ARE THEY erzeugte Grundstimmung, welche auf der einen Seite hart und auf der anderen depressiv klingt, ohne weinerlich zu wirken. Ein wenig mehr Melodie hätte der Scheibe sicher gut gestanden, um langfristig die Motivation der Hörerschaft zu erhalten. Dieses kleine Eingängigkeits-Manko wird jedoch durch den relativ fetten Sound wettgemacht, der die tonnenschweren Gitarrenwände und Doublebase-Attacken perfekt in Szene setzt. Auch positiv anzumerken sind die verstreuten, kleinen Abwechslungen wie stellenweiser cleaner Gesang, kurze Panflöten-Einspielungen und last but not least der das Album in sagenhaft sanfter Weise abschließende Titel „4th of july“!