Half Past Dead - Reborn To Bury My Pain

half_past_dead

Stil (Spielzeit): Deathmetal / Hardcore (38:28)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (04.07.09)
Bewertung: 6 / 10

Link: http://www.myspace.com/halfpastdeaddotcom
Oh, so spät schon... Während unsere Lebensuhren alle noch auf „halb tot“ stehen, scheinen die fünf Jungs von HALF PAST DEAD bereits eine Stunde weiter zu sein. Dieses Stadium merkt man den Saarbrückern jedoch nicht im Geringsten an. Ganz im Gegenteil! Die Truppe um Frontmann Thorsten Mai strotzt geradezu vor Energie und Dynamik. Und diesen Tatendrang, welcher unweigerlich entsteht, wenn man ein derartiges anales Repertoir an Hummeln besitzt, lässt man selbstverständlich am besten an Instrumenten und Mikrophonen aus. Das taten auch HALF PAST DEAD. Und dafür möchte ich ihnen an dieser Stelle danken. Manch anderer hätte möglicherweise irgend einen unschuldigen Wicht vor der Disco verprügelt, doch in diesem Fall hat man sich glücklicherweise dazu entschlossen, ein Album namens „Reborn To Bury My Pain“ einzuprügeln, welches den Hörer mit der selben Wucht trifft wie die Faust den Wicht...

Um diese Wucht zu erzeugen, bedarf es lediglich zwei Drittel Schwermetalls, welches ungefähr zu gleichen Anteilen aus Thrash und Death besteht. Dies wird dann bis zum Rand mit astreinem Hardcore aufgefüllt und fertig ist der energiegeladene Hass-Cocktail. Dieser wird mit Sicherheit zielgruppenübergreifend Anklang finden, denn die Hardcore-Attitüde, welche hier vor allem durch die immer wieder auftauchenden Gang-Shouts hervorgerufen wird, ist ebenso ausgeprägt wie die Neigung zu schweren Deathmetal-Riffs und thrashigen Songstrukturen.

Wer also auf Bands wie BORN FROM PAIN oder auch auf reinen Hardcore der Marke BARCODE steht, wird mit „Reborn To Bury My Pain“ mindestens genau so viel anfangen können, wie Anhänger der langhaarigen Fraktion, denen IN FLAMES etwas zu poppig sind und die die guten alten OBITUARY-Scheiben nur zugunsten einer neuen LAMB OF GOD aus dem Player nehmen würden. Am euphorischsten werden jedoch die Kids zu HALF PAST DEAD abgehen, welche mit CALIBAN, HATESPHERE und HEAVEN SHALL BURN aufgewachsen sind. Denn hier sehe ich die größten Parallelen. Im Metalcore. Mit der Tendenz zum Deathcore, dafür jedoch insgesamt noch etwas zu langsam und nicht wirklich aggressiv genug.

Stellenweise fühlte ich mich stark an KILLSWITCH ENGAGE erinnert. Zumindest an deren Strophen. Denn glücklicherweise verschonen uns die Jungs von HALF PAST DEAD mit pseudo-melodischen Refrains, die nicht ins Ohr gehen und nur nerven. Da fährt man lieber die HATESPHERE-Schiene und belässt es beim offensiven Mix aus Metal und Core ohne den Versuch, Melancholie einzubauen. Denn das wäre mit Sicherheit auch in die Hose gegangen. Die Gitarren von Kai Wagner und Christian Schmid geben sich beste Mühe, möglichst jeden Song streckenweise mit melodischen Parts zu unterwandern. Doch ein Gespür für richtig eingängige Melodien kann man den beiden leider nicht unbedingt unterstellen. Derartige Riffs werden wohl kaum noch große Massen vom Hocker reißen. Zu oft gehört und zu oft schon für uninteressant befunden. Da hätte man lieber verstärkt Augenmerk auf die teilweise wirklich fetten Breakdowns und brustbehaarten Riffs legen sollen, anstatt dieses Herumgedudel zu forcieren.

Schade eigentlich, denn die Ansätze gefallen mir persönlich wirklich gut. Die Scheibe klingt aggressiv und es wird zumindest etwas Abwechslung innerhalb der Songstrukturen geboten. Ebenfalls positiv anzumerken ist das variantenreiche Spektrum der gesanglichen Darbietung. Überwiegend wird der geneigte Hörer zwar in typischer Manier angeschrien, doch driftet man auch gerne mal in fieses Gegrunze, mitreißende Gang-Shouts, kurze Pigsqueals und sogenannte Spoken Words ab. Das mag zu der Schlußfolgerung führen, dass das Debut-Album der Saarbrücker für Genre-Fans so schnell nicht langweilig werden kann. Doch leider Gottes sorgen die teilweise nichtssagenden und sich nicht im Geringsten von der Masse abhebenden Melodic-Passagen dafür, dass dies dennoch geschieht. Trotz des für eine Eigenproduktion herausragend sauber abgemischten Soundgewands. Wirklich schade...