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Hört zu, ihr lieben Leut’! Das Elend spricht zu uns! Aus Münster!
Noch nicht allzu lange knüppelt sich der flotte Fünfer durch das Westfalen-Land, denn MISERY SPEAKS bringen nach gut anderthalb Jahren erst ihr zweites Scheibchen auf die Welt. Und doch haben sich die Jungs schon einige Stufen auf der Karriere-Leiter erarbeitet, indem sie fleißig durch die Safari touren und sich die Unterstützung eines größeren Labels sichern.
Ein derbes Riff hämmert sich in die Gehirnwindungen. Da wird gleich am Anfang niemand verschont. Fett groovend, dann wieder thrashiges Geknüppel und melodische Hooklines. Wie eine überdimensionale Dampfwalze im dritten Gang walzt das deutsche Quintett durch die Botanik.
Schnell wird klar, dass MISERY SPEAKS sich durchaus mit HEAVEN SHALL BURN oder CALIBAN messen können, mit denen sie auch letztens erst auf Tour waren. Im Gegensatz zu letzteren verwenden die Münsteraner allerdings keine cleanen Vocals. Claus Ulka growlt dementsprechend in deftigster Manier in sein Mikro, was aber insgesamt auch recht variabel daherkommt.
In Part drei namens „Guilty As A Sin“ laden die Gitarren schon fast zum mitsummen ein. Nachdem man zu Beginn aggressiv gebolzt hatte, klingt dieses Stück schon fast gemütlich aus. Dafür wird man in „To My Enemies“ gleich wieder wachgerüttelt. Gäbe es in dieser Band einen Keyboarder, könnte man fast einen Vergleich zu DARK TRANQUILLITY ziehen. Die raue stimmliche Leistung des Frontmannes plus Abwechslung durch rumpelnde Hochgeschwindigkeitszüge und langsam hin und her wackelnde S-Bahnen gelingt ziemlich gut.
„Lay This Burden Down“ gräbt sich zunächst in die dunkelsten Ecken meiner Eingeweide. Mit harter Düsterheit prügeln sich die Töne durch Magen und Darm, wobei es kleine harmonischere Unterbrechungen gibt, die sich gut in den Track einfügen, da die Power nicht vollkommen flöten geht. In manchen Passagen – wie auch im folgenden Titeltrack – fallen mir spontan AMON AMARTH ein, die auf ähnliche Weise einen dicken Sound von den Sechssaitern mit dunklen Growls verknüpfen.
Mit knapp unter dreieinhalb Minuten ist dann „Sounds Of Brutality“ die kürzeste Abrissbirne dieses Albums. Doch erst mit „Fall Of Envy“ wird die Dekade schließlich vollgemacht. Auch in dem Schlusstrack gibt es kaum die Möglichkeit zur Erholung. Mit „Catalogue Of Carnage“ liefern MISERY SPEAKS eine moderne Platte ab, die eine wunderbare Mischung aus Brutalität und Melodien ist. Knüppel aus dem Sack oder Sofa-Groove, es ist für jeden was dabei. Und ganz zuletzt gibt’s zum Einschlafen noch ein nettes Klavier-Outro.
Auch wenn auf dem Info-Blättchen von „Melodic Death Metal“ gesprochen wird, kommt man nicht umhin, „Metalcore“-Elemente auditiv wahrzunehmen. Aber wer sich an solchen Kategorisierungen stört, der darf die Scheibe halt nicht hören, sondern muss irgend etwas anderes damit machen. Jeder und jede andere, die sich mit walzendem, hartem und schnellem Sound arrangieren können, in dem auch Melodien nicht fehlen, der oder die darf zuschlagen.