Stil (Spielzeit): Technical Death Metal (40:33)
Label/Vertrieb (VÖ): Candlelight Records/Soulfood (09.11.07)
Bewertung: 8/10
Link: http://www.illogicist.com
Obwohl die Idee und das Projekt ILLOGICIST schon vor zehn Jahren von Luca Minieri und Remy Curtaz geboren ist, kommen sie erst einige Zeit später aus den Startlöchern. Nach langem Aufbau des Line-ups, ausführlichem Songwriting und einigen Promos, verbunden natürlich auch mit kleineren Gigs, präsentieren uns die Italiener ihr zweites Album. Mittels „The Insight Eye“ soll uns also das technische Todesblei die Birne zuerst zum nachdenken anregen, bevor man sie fröhlich im Kreis dreht.
Schon die ersten Gitarrenlinien, mit denen man im Titeltrack begrüßt wird, deuten eine gewisse Komplexität an. Ein guter Einstand, der mit einsetzendem Shouting etwas einfacher dahergroovt. Doch man merkt schnell, dass es hier nicht langweilig werden soll. In extrem progressiven Gefilden schwirren die Gitarren durch die Gegend, die unterstützt von einem nicht alltäglichen Drumming fast zu Verwirrung führen könnten. Zum Glück geht der Track nicht über fünf Minuten.
Man kann und muss sich allerdings bei ILLOGICIST auf so manche „Schwierigkeit“ einstellen. Denn an der Schießbude sitzt Marco Minnemann, der zur Zeit auch die Felle bei NECROPHAGIST bearbeitet, aber mittlerweile hier nicht mehr als offizieller Drummer agiert. Insofern wird der Zuhörer eher selten einen Rhythmus vorfinden, zu dem er intuitiv einen Walzer tanzen würde. Neben den schon fast atonalen doppelten Gitarrenläufen findet sich aber auch immer noch ein roter Faden, der vor allem durch den Gesang getragen wird.
In „Rooms Of Emptiness“ wird man von der hyperschnellen Abrissbirne beinahe zu Tode geprügelt, kann aber in sich wiederholenden Gesangspartien eine Art Ruhe finden, die von sehr eigenwilligen Soli unterbrochen wird. Kein Wunder, dass die Italiener so verrücktes Zeug machen, wenn sie sich in leeren Räumen befinden. Dagegen wird man in „The Absolute Or Nothing“ schon fast mit schönen Tönen empfangen. Aber so weit geht man dann doch nicht. Treibende Rhythmen lassen einen in ständiger Erwartung, wie es denn weitergeht, während man vor Konzentration oder Haarwurzeltesten ins Schwitzen gerät. „Soundless Pain“ bietet kleine Trommel-Intermezzi, wobei diese im Hintergrund ja ständig passieren, und ein sehr abrupter Schluss leitet in die schrägen Anfangs-Akkorde von „Core“ über. Und doch ist dies ein Übergang und kein plumpes Aufhören und neu anfangen.
ILLOGICIST machen technischen Death Metal im wahrsten Sinne des Wortes. Die Songs, in jeglicher Hinsicht hoch kompliziert, verlieren sich trotzdem nicht in Beliebigkeit. Auch völlige Freigeisterei, wie man sie bei Künstlern wie Stockhausen oder John Cage findet, ist hier nicht geboten. Vielmehr vereinen die Stiefelbewohner schnelle Härte und instrumentelle Virtuosität in einem guten Maße. Wer sich also in den Gefilden von MESHUGGAH und NECROPHAGIST wohl fühlt, der sollte hier unbedingt seine Lauscher strecken.
Manuel
"Größtenteils harmlos."