Lividity - To Desecrate And Defile Tipp

lividity

Stil (Spielzeit): Death / Grind (41:43)
Label/Vertrieb (VÖ): War Anthem Records / Soulfood (20.11.09)
Bewertung: 8 / 10

Link: http://www.myspace.com/lividity
LIVIDITY spielen ganz oben mit... Haben sie immer. Werden sie immer. Das war zu Zeiten des ersten Demos im Jahre 1994 bereits der Fall und auch fünfzehn Jahre später wird mit „To Desecrate And Defile“ weiterhin an den hohen Selbstansprüchen festgehalten. LIVIDITY sind sozusagen der blaue Bosch-Bohrhammer unter den Deathgrind-Bands. Wer sein Hauptaugenmerk auf Qualität und eine lange Halt- bzw. Hörbarkeit setzt, dem sei die Combo wärmstens ans Herz gelegt. Denn dieses wird garantiert höher schlagen, wenn die gutturalen Kehllaute von Frontmann Von Young wieder durch die Bude schallen. Sei es aufgrund von euphorischer Freude oder auch nur durch die allgemeine, brutalitätsbedingte Aufregung.

Nach einer vierzigsekündigen Introduktion, wie sie typischer nicht sein kann, machen sich die vier Amis gleich ohne Umschweife daran, zu zerstören, was es zu zerstören gibt. Und dazu gehören neben unseren Trommelfellen, Harmoniebedürfnissen und ethischen Grundsätzen vor allem zwei Gitarren, ein Bass, ein Drumset und drei Mikrophone, auf welche es die leichenfahlen Wacos aus Illinois ganz besonders abgesehen haben. Ich weiß zwar nicht, wie es zu diesem Zwist zwischen LIVIDITY und besagten Instrumenten gekommen ist, doch eines ist sicher: Die Jungs lassen in dessen Austragung nicht die geringste Gnade walten. Ganz zu Freuden der Hörerschaft. Denn die darf diese kleine Auseinandersetzung in Form von ebenso anspruchsvollem wie brutalem Deathmetal mit erheblichem Goregrind-Einschlag genießen. Das bedeutet im Klartext: Dreizehn Songs lang wird der akustische Hintern hier mit übermenschlichem Geknüppel versohlt, welches wohl nur die härtesten Metalheads hinzunehmen vermögen dürften, ohne in erbärmlichstes Wimmern auszubrechen. Mit „To Desecrate And Defile“ wird definitiv die schwermetallische Spreu vom Weizen getrennt.

Und dafür bedarf es nicht einmal unbedingt ununterbrochener Höchstgeschwindigkeiten. Um echte Härte musikalisch zu erzeugen, kann das Gaspedal auch gerne mal streckenweise mittig fixiert werden. Das haben auch die LIVIDITYaner in ihren gut fünfzehn Jahren Bandgeschichte gelernt. Und so findet man auch auf dem neuesten Output wieder allerlei langzeitmotivierende Abwechslung innerhalb der Songstrukturen. Erst blastet es auf höchsten Geschwindigkeiten, dann groovt es auch gerne mal wie die Hölle, um anschließend kurz in fies schleppende Gefilde abzurutschen, welche den darauffolgenden, chaotischen Blastbeat-Part nur noch druckvoller erscheinen lassen. Darauf folgt dann wieder eine nackenbrechende Midtempo-Passage, und so weiter, und so weiter... Man hat sich wirklich so einiges einfallen lassen, um das allgemeine Interesse an „To Desecrate And Defile“ zu wecken und vor allem langfristig aufrechtzuerhalten.

Auf verhältnismäßig hohem spielerischen Niveau wird der Genre-Konkurrenz von den vier geschmacklosen Brutalst-Deathern gezeigt, wo der Hammer hängt, der sich am besten zur Schändung und Entweihung von populärer Musikkultur eignet. Dabei sind die Riffings und Drumlines stets relativ eingängig und nur selten schwer nachvollziehbar. Todesmetallmantel und Schleifkern halten sich hierbei einigermaßen die Waage. Davon abweichende Genre-Anleihen sind zwar so gut wie nicht vorhanden, doch wird dies auch nicht im Geringsten vermisst. Begleitet werden diese musikalischen Wutausbrüche von einer breiten Palette an unmenschlichen Vocals. Es wird gesquealt, gegrunzt, gekreischt und geröhrt – Hauptsache, es klingt brutal. Und das tut es. Scheiß auf anspruchsvolle Texte, genretechnische Innovationen und ein pompöses Soundgewand! Was hier geboten wird, das sind simple, menschenverachtende Texte, unterlegt von einer männlich-matschigen Deathgrind-Walze. Runde Sache. Nächstes Mal noch eine Prise mehr Groove sowie ein etwas druckvollerer Sound und die zehn Punkte sind voll. Also zumindest in Sachen rübergebrachter Brutalität können sich schon jetzt die Kollegen von SKINLESS, SUFFOCATION oder CRYPTOPSY und selbst die Genre-Könige DYING FETUS noch ein Scheibchen abschneiden...