Pandemia - Feet Of Anger

pandemia

Stil (Spielzeit): Death Metal (51:10)
Label/Vertrieb (VÖ): War Anthem Records (16.10.09)
Bewertung: 7 / 10

Link: http://www.myspace.com/pandemia
Was für ein Bastard… Also im positiven Sinne jetzt. Ein fetter Deathmetal-Bastard, der einst mit MORBID ANGEL zur Schule ging, dann immer häufiger mit modernerem Todesmetall abhing und anscheinend schon des Öfteren von klassischem Thrash Metal verprügelt wurde, woraufhin er sich trotzig beizeiten in eine schwarze Kutte hüllte. All diese äußeren Einflüsse formten den fetten Bastard und sorgten dafür, dass er sich im Jahre 1995 PANDEMIA nannte und seitdem immer fetter und fetter wird. So ist das nun mal nach einem visuellen und vier audiellen Sprösslingen. Man wird nicht gerade schlanker. Doch in diesem Fall ist das selbstverständlich nur von Vorteil. Vor allem für uns, die den Klängen der pandemischen Ausgeburten lauschen dürfen.

Ich muss ja zugeben, dass ich durch „Feet Of Anger“ erstmalig Notiz von PANDEMIA genommen habe. Doch zumindest der kurzfristig betrachtende Daumen wanderte recht schnell in die Höhe, als die vier Tschechen mir durch die Boxen Tritte in Richtung Hinterausgang zu versetzen versuchten. Abwechslung wird ausreichend geboten und egal, ob’s nun gerade blastet, groovt oder schleppend daherwalzt – die Qualität überzeugt! Und das Beste ist: Es klingt eigentlich durchgehend nur nach PANDEMIA. Nicht nach irgend einem Plagiat oder dem Versuch, bewährte Ideen neu zu interpretieren. Bei der Recherche nach altem Liedgut der Pandemisten stellte ich fest, dass die Band schon auf ihrem 2000er Debutalbum „Spreading The Message“ ihren eigenen Weg gefunden hatte und diesen von Album zu Album lediglich ausfeilte. Sehr sympathisch! Das lässt auch darauf hoffen, dass man sich mit „Feet Of Anger“ noch nicht auf der Spitze des Berges befindet, sondern bloß auf dem Weg dorthin.

Denn wenn auch der erste Eindruck erstklassig war, so blieb der etwas kritischere, langfristig betrachtende Daumen leider auf zehn Uhr stehen... So ganz wollte der Funke noch nicht überspringen. Dabei ist das Potential definitiv gegeben. Der Sound an sich könnte sich für meinen Geschmack zwar noch etwas basslastiger und dichter präsentieren, doch ist die Scheibe an sich schon recht sauber und definiert von Andy Classen abgemischt worden. Wenn auch etwas dünn. Die Instrumente hingegen lassen in ihrer Bearbeitung kaum zu wünschen übrig. Die Geschwindigkeits-Palette wird von oben bis unten komplett ausgereizt, wobei man das Hauptaugenmerk auf Rhythmik und Headbang-Tauglichkeit legt. Auf die heutzutage so beliebten Core-Anleihen wie fiese Breakdowns und unvorhersehbare Tempowechsel hat man der alten Schule zuliebe verzichtet. Die Songstrukturen sind, ohne in stumpfe Strophe-Refrain-Schemata abzugleiten, stets gut nachvollziehbar und lassen sich bestens nebenbei anhören.

Doch gerade da liegt auch vermutlich der Grund für die mangelhafte Langzeitmotivation. Eine Scheibe, welche sich locker im Hintergrund abspielen lässt, ohne sich aufzudrängen, setzt nun mal ein gewisses Maß an Belanglosigkeit voraus. Also nicht, dass das Teil wirklich langweilig wäre – Nein, wie bereits erwähnt, hat „Feet Of Anger“ mich auf rationellem Standpunkt durchaus überzeugt. Flinke Riffings, groovendes Drumming, stampfende Passagen, melodische Soli und ein solide daherscreamender Shouter. Auch an Originalität mangelt es nicht. Geboten wird thrashiger Deathmetal, jedoch ohne in herkömmliche Thrash/Death-Kerben á la OBITUARY zu schlagen. Mal klingt es wie BEHEMOTH, dann plötzlich wie ARCH ENEMY, im nächsten Moment nach CARCASS, um dann wieder an DEATH zu erinnern. Hauptsächlich jedoch klingt es nach PANDEMIA. Was will man also mehr? Ich weiß es nicht...

Ich kann nur jedem Freund von Deathmetal fernab der amerikanisch geprägten Leitlinie das neueste Machwerk der vier wütenden Tschechen wärmstens ans Herz legen. Für den einen oder anderen mag es sich durchaus als waschechter Burner herausstellen. Als Anspieltipps möchte ich abschließend das extrem aggressive „Behind The Reason“ sowie „Death Symbols“ hervorheben, welches die Scheibe mit cleanen Vocals geradezu sanft abrundet...