Arsis – Starve For The Devil Tipp



Stil (Spielzeit): Technical Melodic Death Metal (44:17)
Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast (05.02.10)
Bewertung: 9/10

Link: http://www.myspace.com/arsis
 

Dass ich ein neu erhaltenes Album innerhalb von zwanzig Stunden drei mal durchhöre geschieht eigentlich selten. Obwohl ARSIS mit ihrem letzten Album „We Are The Nightmare" schon für Furore gesorgt haben, kommt es mir so vor, als ob sie landauf- und abwärts noch gar nicht so bekannt wären.
Der nordamerikanische Vierer existiert schon seit zehn Jahren, doch zunächst starten die Jungs mit einem kleinen Label an der Hand ihr Banddasein. So wird man im eigenen Land bekannt, aber erst nach der zweiten Scheibe wird Nuclear Blast aufmerksam und das oben genannte Albtraum-Album kommt deutlich weiter in der Welt herum. Natürlich gibt es auch diverse Umbesetzungen, was gar nicht unnatürlich ist, so dass ich jetzt zur aktuellen, vierten Scheibe komme.

Bei dem Opener „Forced To Rock" muss ich gleich an NORTHER denken, die auch schon einmal melodisch-tödlich gerockt haben. Obwohl bei ARSIS auch Melodie und der Wille zum Rocken vorhanden sind, merkt man gleich, dass es so einfach auch nicht ist. Denn einige kleine Breaks darf man schon hier am Anfang bewundern, die aber trotzdem nicht den Spaß am Mitgröl-Refrain nehmen.
Der Mann an der Schießbude spielt im meistens gebotenen Höchsttempo einerseits songdienlich, doch das bedeutet auch mit genügend Platz für Spielereien. Ständig wechselt die Art des Drummings, auch wenn das Tempo nicht jedes Mal verändert wird. Wenn in „From Soulless To Shattered" heftig geblastet wird oder ein flottes Flitzefinger-Solo angesetzt wird, gibt es zwischendurch einen hübschen Chorus, dessen Hookline sich bis zum Hypothalamus ins Hirn schrauben kann.
Mit „Beyond Forlorn" geben die Amis einen geil rockenden Nackenbrecher zum Besten, dessen Hauptmelodie ich schon einen halben Tag lang vor mich hingesungen habe. Der Breakdown im zweiten Drittel, begleitet von harten Growls, zeigt eine weitere Neuigkeit, die sich aber wunderbar in den Song einfügen lässt. In „Closer To Cold" scheint es ab und zu etwas melancholisch zuzugehen, wenn die Leads düster in die Mondnacht schallen, doch die folgenden drückenden Riffs geben einem gleich die nächste Portion Saures.

Nummer sieben von zehn bietet mal wieder einen Ohrwurm, den ich ebenso schon nicht mehr losgeworden bin, der mit "kranker Perfektion" in das technisch komplexe Geballer hineingemischt wird. Immer wieder muss ich bei solchen Ohrmuschelharmonien an CHILDREN OF BODOM denken, auch wenn diese längst nicht so artistisch zu Werke gehen. Die Anzahl der Breaks nähert sich da eher NECROPHAGISTischen Gefilden, obwohl dort wiederum noch mehr Wert auf Gefrickel um seiner selbst willen gelegt wird.
Zum guten Abschluss gibt es nochmals eins vor den Latz, obgleich man diesen Ausdruck für fast die ganze Scheibe verwenden könnte. Doch der Rausschmeißer „Sable Rising" wartet einmal mehr mit wunderbaren Melodien auf, die zum Schunkeln auffordern, bevor man sich wieder das Bierglas gegen den Schädel trümmern kann. Natürlich geschieht das alles auch mit Tempo Hundertachzig.
Am ehesten würde ich ARSIS mit den deutschen OBSCURA oder den französischen GOROD vergleichen. Auf enorm hohem technischem Level wird mit vielen Breaks und Rhythmus- und Melodie-Abwechslung ein Gebräu gemixt, das trotz seines Schwierigkeitsgrades immer wieder den Weg durch die richtigen Gehörgänge findet. Wer also kunstfertiges High-Speed-Geprügel mit Hang zum harmonischen Lauschangriff mag, kommt an dieser Platte nicht vorbei.
Manuel

"Größtenteils harmlos."