Stil (Spielzeit): Death / Grind (36:37)
Label/Vertrieb (VÖ): War Anthem Records / Soulfood (12.03.10)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/inhume
Endlich mal wieder was Handfestes... Und ich dachte schon, richtig brutaler und dazu noch hochwertiger Deathgrind wäre tot oder würde zumindest in den letzten Atemzügen dahinvegetieren. Used, abused and left for dead... Dieser nicht sonderlich anstrebsame Zustand würde in dem Fall nicht nur dieses Genre beschreiben, sondern stellt innerhalb dessen auch eine der relativ rar gesäten Veröffentlichungen der letzten Jahre dar, welche wirklich etwas zu bieten hatten. Die hierfür verantwortliche Band nennt sich LIVIDITY, welche letztes Jahr mit „To Desecrate And Defile“ ebenfalls wieder ein Vorzeige-Album auf die Beine stellte. Das ist eine der ganz wenigen Bands, welche die Deathgrind-Flagge vehement aufrecht erhalten, der momentan leider so modernen Deathcore-Ecke fernbleiben und dazu noch stets beste Qualität abliefern. Eine weitere Band, der man diese Eigenschaften zusprechen kann, ist das niederländische Quintett INHUME. Und dementsprechend hocherfreut war ich dann auch, als ich erfahren durfte, dass die unmenschlichen Extrem-Bolzer nach drei Jahren kreativer Schöpfungspause mit „Moulding The Deformed“ endlich wieder etwas von sich hören lassen.
Und das knallt! Vom letzten Output „Chaos Dissection Order“ war ich noch ein ganz klein wenig enttäuscht, da die Geschwindigkeit für meinen Geschmack etwas zu konstant hoch gehalten wurde, was sich leicht zu Lasten der Bangtauglichkeit auswirkte. Doch gebrettert hat es allemal. Das gehört zu einer INHUME-Scheibe auch einfach dazu wie das „Amen“ in einem dieser merkwürdigen Gebäude mit gen Himmel gerichtetem, spitzem Phallussymbol. Und daran hat sich auch 2010 nichts geändert. Brutalster Deathmetal und übelst schneller Grindcore verschmelzen auch auf „Moulding The Deformed“ wieder zu einer schwer konsumierbaren Masse, welche unmenschlicher kaum sein könnte. Der Bandname ist hier definitiv Programm. Das geschmackvoll gezeichnete Coverartwork lässt bereits vermuten, dass INHUME nichts für den Seitenscheitel-Lippenpiercing-Karomuster-Nachwuchs ist, sondern musikalische Härte in seiner Ursprungsform verkörpert. Besser, als mit deformierten Körpern, Blut und Gedärmen, könnte man das Geholze, welches der wie immer gut halbstündige Tonträger beinhaltet, visuell nicht darstellen. Nicht unbedingt das Höchstmaß an Kreativität, aber durchaus angebracht. Ich meine, wirklich kreativ sind die Songs von INHUME ja auch nicht.
Aber das müssen sie auch gar nicht. Wer die vorangegangen drei Alben der fünf Holländer kennt, der weiß, dass es in Sachen Songwriting nun wirklich die eine oder andere Combo in diesem Genre gibt, welche deutlich mehr Komplexität aufweisen kann. Doch braucht man das? Gegen DYING FETUS kommt man diesbezüglich sowieso nicht an. Also kann man auch gleich drauf scheißen und einfach straight nach vorne knüppeln. Und das ist auch die Devise von INHUME. Entweder blastet man wie von der eigentlich ja eher beißenden Tarantel gestochen aus den Boxen, oder man lässt die mitreißendsten Halbsekundenbeat-Attacken auf die Menschheit los. Dazwischen gibt es nicht viel zu berichten. Eine simple und konsequent vorpreschende Todeswalze. Mehr braucht es auch nicht, um „Moulding The Deformed“ zu einem der Highlights der derzeitigen Deathgrind-Palette zu machen. Was zählt, sind Intensität und Glaubwürdigkeit. Und davon können INHUME definitiv ein Lied singen. Vierzehn Lieder sogar.
Und wenn ich „singen“ schreibe, meine ich natürlich „grunzen, kreischen, squealen“. Auch wenn die Vocals ebenfalls nicht viel Innovatives zum Gesamtwerk beisteuern, so gehören sie doch zu den besten, die die Szene zu bieten hat. Was die beiden Shouter uns hier so erzählen, klingt brutal und schonungslos und passt somit perfekt zur Instrumentalisierung. Der solide Sound mit seinen knarrenden Saiten und dumpfen Fellen rundet das Ganze bestens ab. Ich vermisse zwar einen richtigen Smasher wie „Airplane crash“ vom Debutalbum, doch bin ich froh, dass INHUME wieder mehr Groove in ihren Songs unterbringen und mir somit die ersten Nackenschmerzen des Jahres beschert haben...