Bad Luck Rides On Wheels vs. Aguirre – Tubes Gave Us Wings (Split-LP)


blrow-aguirre


Stil (Spielzeit): Doom/Sludge Metal (57:05)
Label/Vertrieb (VÖ): W.I.F.A.G.E.N.A. Records (01.05.2010)
Bewertung: 6,5/10

Link: aguirre-blrow.wifagena.com

Auf ihrer Split-LP „Tubes Gave Us Wings“ streiten sich BAD LUCK RIDES ON WHEELS (Deutschland) und AGUIRRE (Frankreich) darum, wer besser Steine zermahlen kann. Dass das seine Zeit dauert und manchmal an den Nerven nagt, sollte klar sein.

BAD LUCK RIDES ON WHEELS

Die ersten drei „Songs“ – mit Spielzeiten von acht, fünfzehn und neun Minuten nur schwerlich dieser Bezeichnung entsprechend – liefern die Deutschen. Im Zusammenhang mit den Songtiteln „Escape“, „Worm“ und „War Machine“ entwirft der massive, knirschende Sound sofort ein Bild im Kopf des Hörers: Die Band, in voller Kampfmontur durch tiefsten Sumpf watend, stur dem Ziel (ein versunkener Tempel) entgegen, das es vor der nachrückenden Truppe des Feindes (höchstwahrscheinlich Riesenwürmern) zu verteidigen gilt.
Dabei stellt man vor allem fest, dass dieser schlammverkrustete, stark angerostete, sich mühevoll durch die Botanik wälzende Panzer, angetrieben vom Gebrüll des Kommandanten (der wie eine urst angepisste Mischung aus Scott Kelly und John Tardy klingt), im Grunde viel zu heavy ist, um wirklich abzuheben. Flügel durch Röhrenpower hin oder her.
Die Schwerfälligkeit wird zum Glück durch eine überschaubare Dynamik etwas ausgeglichen. Just wenn man das ziellose, anstrengende Gewuchte leid ist, kommt ein Tempowechsel und eine Husche Doublebassgewummer und trägt so zur allgemeinen Entspannung bei. Trotz überbordender Songlängen vergeht diese Hälfte recht schnell, da die Musiker einfach wissen, wann man kurzzeitig aufs Gaspedal tippen muss. – 8/10

AGUIRRE

Die Klaus-Kinski-Fans aus Frankreich hingegen stecken nicht im Sumpf fest, sondern eher in ihrer eigenen Kifferhöhle. Nach viel versprechendem Anfang in astreinem REVEREND-BIZARRE-Tribute-Stil mischen sich immer häufiger quietschende, windschiefe Töne in den kratzigen Gitarrensound. Wahrscheinlich kann man das mögen – für Musiker klingt es leider allzu oft nach extremer Bundunreinheit der Gitarren. Nicht schön.
Auch das mit der Dynamik müssen die fünf Kollegen noch lernen. Statt wie BAD LUCK RIDES ON WHEELS in gut getimten Abständen das volle Drehmoment auszunutzen, um die ungeheure Masse in Bewegung zu bringen, sitzen AGUIRRE einfach ihre Neun- und Zehnminutensongs aus. Immer zwischen zwei Zügen am Joint wird auf die Gitarren eingedroschen und ein bisschen gebrüllt. Auf Dauer verursacht das ungefähr so viel Kopfschmerzen wie eingerostete Hebel, die sich erst unter enormer Anstrengung und mit viel Geräusch bewegen lassen. – 5/10

Interessanterweise klingen beide Bands so ähnlich, dass man unkonzentriert auch annehmen könnte, ein und dieselbe Truppe würde die ganze Platte bestreiten. Der starke Niveauabfall in der zweiten Hälfte verrät bei genauerem Hinhören allerdings doch, dass ein Personalwechsel stattfindet. Schade, dass eine Hälfte gut und die zweite langweilig ist.

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