Stil (Spielzeit): Doom Metal (70:47)
Label/Vertrieb (VÖ): Eyes Like Snow / TWS-Source Of Deluge (10.10.08)
Bewertung: 5,5/10
Link: http://www.apostleofsolitude.com
http://www.myspace.com/apostleofsolitude
Meine Damen und Herren, es steht das Erstlings-Werk von APOSTLE OF SOLITUDE zur Debatte. Lasset uns den Kopf senken und traurig sein, denn „Sincerest Misery“ zeugt von unserem misslichen Leben. In Amerika lebend, hat die seit vier Jahren bestehende Band nun ihre Anklagen auf eine silberne Scheibe gepresst.
Simple Drums, dann rohe Gitarren und schließlich der charakteristisch klagende Gesang. Der Einstieg mit „The Messenger“ ist der kürzeste Song der Platte mit viereinhalb Minuten. Ohne große Keyboard-Teppiche, die manchen Doom ver-atmospären sollen, bleiben APOSTLE OF SOLITUDE puristisch. Tonnenschwere Riffs graben sich im Schneckentempo durch die ach so böse Welt.
Ich muss ja zugeben, dass ich beim ersten Hören und dem Eintreten des Sing-Meisters mich fragte, ob ich dies wohl über eine Stunde am Stück ertragen könnte. Einerseits gibt der Fronter Chuck Brown elegisch, trauernde Töne von sich, die an die Nieren gehen können, aber sie können einem auch durch gewisse Monotonie auf den Magen schlagen. Doch mit zunehmender Anzahl von Durchläufen ergibt sich doch ein trauriges Gesangsbild, das in kurzen Ausbrüchen von Aggression und Variation in der Tonhöhe stimmig doomig wirkt. Auf einem anderen Blatt steht, ob man gerade in der Stimmung ist, dies lange auszuhalten.
Ein bisschen haben sich die Amerikaner Minimalismus auf die Fahnen geschrieben. „The Dark Tower“ spielt zum Beispiel die ewigen Variationen einer Melodie auf der cleanen Gitarre, bevor es gegen Ende hin in dunkle Riffs versinkt – und dies gut sechs Minuten ohne Gesang. Erstaunlicherweise wird in dem folgenden „A Slow Suicide“ erstmals das Tempo etwas angezogen und ein ausführlicheres Gitarrensolo demonstriert Fingerfertigkeit, die etwas über doomige Langsamkeit hinausgeht.
Ich will nicht unterstellen, dass die Scheibe produktionstechnisch in einem kühlen Keller aufgenommen worden ist. Doch der sehr raue Klang in Kombination mit der nicht allzu ausladenden Instrumentierung bringt zwar die gewollte Wehmut rüber, macht das Hörerlebnis aber auch anstrengend. „This Dustbowl Earth“ zum Beispiel hat die Atmosphäre, als ob der Hörer im Neben-Kellerraum steht, während ein Sprecher im eigenen Kellerraum zu einem spricht. Dafür fährt in „Warbird“ permanent ein Gitarrenmann mit seinem Plek über eine Saite, was höchstwahrscheinlich ein Kriegsflugzeug simulieren soll, während zwischendurch doch mal ordentlich gerockt wird. In dem vierzehnminütigen Titeltrack wird schließlich alles Vokabular der Sinnlosigkeit im Leben ausgedehnt mit allen Instrumenten behandelt.
Wenn eine Gruppe Männer unter all dem Leid zusammenzubrechen droht und sich kurz vorher Instrumente schnappt, um alles loszuwerden, ist man als hörendes Sitzungs-Mitglied in dieser Therapie-Gruppe richtig. Gewöhnungsbedürftig sind der raue Sound und der fast zu klagende Gesang. Das Gesamt-Klangbild kann an den Nerven zerren oder einen in den Strudel des Doom hineinziehen, wenn man will.
Manuel
"Größtenteils harmlos."