Nach dem grandiosen Erstling „Eparistera Daimones“ meldet sich Tom G. Warrior mit dem zweiten TRIPTYKON-Werk zurück, das bereits lange vor Veröffentlichung hohe Erwartungen in der Düster-Metal Szene (und nicht nur da) schürte.
Dass „Melana Chasmata“ („Schwarze / Tiefe Täler“) ein starkes Album werden würde, war sicherlich allen klar, die die letzten Outputs von Herrn Fischer gehört haben. Ich wage allerdings zu behaupten, dass das aktuelle Werk nochmal eine Schippe drauflegt – und zwar sowohl in Sachen Songwriting, als auch im Hinblick auf Atmosphäre und Intensität. Damit wird es zu einem der definitiven Highlights des noch recht jungen Jahres.
Mit dem trotz seiner knapp acht Minuten recht griffigen und mit einem verheißungsvollen Titel ausgestatteten „Tree Of Suffocating Souls“ geht die Reise in tiefste Abgründe ziemlich rasant los, und wenn Tom Warrior aus heiserer Kehle anklagt: „My grace, save me, believe in me! I am your lie!“, dann nimmt man dem Mann das einfach ab. Überhaupt ist es schwierig, dem authentischen Schweizer (wie auch dem Rest der Band) irgendeine Äußerung oder ein Riff nicht abzukaufen. „Melana Chasmata“ ist, wie schon seine Vorgängerwerke, ein ernstzunehmendes und jederzeit echtes Stück Düstermusik geworden.
Dem harten Opener folgt mit „Boleskine House“ eine ruhige Nummer, die von melancholischen Gitarren und luftigen Drums eingeleitet wird, bevor sich ein aus tiefster Kehle knurrender Bass dazugesellt und Tom in seiner tiefen Sprechstimme, die später in heiseren Krächzen wechselt, ein mehr als stimmiges Duett mit Simone Vollenweider abliefert. Der Song ist an Intensität kaum zu überbieten. Hier fällt auch auf, wie großartig die Produktion geworden ist: Jedes Instrument bekommt genügend Platz eingeräumt, um an den richtigen Stellen zu scheinen. Dabei gelingen sowohl druckvolle Riffwände als auch ruhigere Momente perfekt.
Füller sind auf diesem Album absolut keine zu finden, jeder Song passt hervorragend und sorgt für einen tollen Albumfluss. So folgt auf das extrem rabiate und rhythmusbasierte „Breathing“ das Kernstück des Albums mit „Aurorae“, das mit wunderschönen Melodien daher kommt. Zu dem Song soll es laut Warrior auch ein Video geben. Der Gesang setzt recht spät ein und nach einem stimmigen Ende geht es mit „Devil's Pact“ und unheilverkündenden Drums wieder ins bösartigere Gefilde. Wunderbar!
„In The Sleep Of Death“ zeigt dann mit einer weinerlichen Stimmlage eine weitere Facette der warriorschen Ausdruckskraft, bevor mit dem fast dreizehnminütigen „Black Snow“ ein schwer verdaubarer Monolith folgt. Zum Abschluss gibt „Waiting“ dem Hörer den Rest: Der überwiegend auf ruhigerem Terrain wandelnde Song beschwört eine unheimliche Atmosphäre. „Dying...“ klag-wispert eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher und Tom Warrior flüstert warnend: „They've come for us...“
„Melana Chasmata“ ist eine mehr als einstündige Reise in die tiefsten Abgründe voller Hass, Leere und Wahnsinn. Wer sich das Album am Stück anhört, braucht erst einmal Zeit, um sich wieder aufzuraffen und sich aus der packenden, bedrückenden Stimmung zu befreien. Und das ist wohl das größte Lob, das man diesem Werk machen kann.