
Stil (Spielzeit): Doom Metal (59:33)
Label/Vertrieb (VÖ): Cyclone Empire (27.03.09)
Bewertung: 8,5 / 10
Link: www.semlah.se
Es ist irgendwie (be-) merkwürdig: auch wenn Doom, vor allem die Epic / True Schiene, nicht unbedingt „das Lieblingsgenre" ist, muss (? / kann?) man feststellen, dass das durchschnittliche Niveau der Veröffentlichungen in dieser Sparte unglaublich hoch ist. Weit höher jedenfalls als bspw. bei Death und Gothic, wo neben einigen Überfliegern auch immer viel Mittelmass und reichlich Totalausfälle den Markt fluten. Vielleicht liegt's ja daran, dass mal Eines klar ist: mit dem Ur-Metal hat man nur wenig Chancen am Markt. Ergo machen wohl die, die Doom „machen", das mit sehr viel Herzblut. Warum sich das aber in der Regel mit Können (handwerklich & kompositorisch) paart...?
So sind auch die Schweden von SEMLAH, die sich Anfang des Jahrtausends um den Ex-COUNT RAVEN Basser Tommy "Wilbur" Eriksson geschart haben, ein weiteres Highlight des ersten Quartals. Wie für Doomster üblich geht man recht gemächlich bei der Veröffentlichung der gemächlichen Töne vor. „Semlah" stellt nach zwei Demos (`01, `04) das Debüt dar.
Das Ergebnis klingt folgerichtig absolut ausgereift: BLACK SABBATH meets CANDLEMASS meets CIRITH UNGOL meets NWoBHM-Legenden wie WITCHFYNDE meets... Und während die sich treffen, treffen SEMLAH genau zwischen die Augen, es groovt, es doomt... true, episch ... melodisch, schwer... schlichtweg geil. „Besonders geil, die Erste": Sänger Joleni, der, mit ordentlich Vibrato ausgestattet, zwischen Kopfstimme und tiefem, rauem Gesang ohne Reibungsverluste changiert, dass man niederknien möchte. Dabei hat seine Stimme weiß Gott nicht das Volumen eines Robert Lowe. Schadet nicht. Er legt es nicht so sehr auf den spektakulären Eindruck an. Und erreicht ihn punktuell wohl genau darum.
„Besonders geil, die Zweite" : Gitarrist Thomas Johnson. Einerseits semmelt er „nur" ultratraditionelle Doomriffs raus, bedient alle Clichés, dann zupft er tolle, gefühlvolle akustische Harmonien. Aber der eigentliche Hammer sind seine Soli. Mein Gott, da ist wirklich Seele im Spiel. Iommi & Blackmore bleiben natürlich unerreicht, aber dass ich überhaupt an sie zu denken wage, deutet vielleicht an, in welche Richtung sein Solospiel zeitweilig (z.B. bei Axioms of Life) tendiert.
Extrem sind SEMLAH nicht; weder besonders schwarz oder fies, noch besonders schön oder melancholisch; nicht betont old-school, aber zum Glück auch frei von verkrampften Innovationen. Es gibt keine Folk-Einflüsse wie bei SOLSTICE oder SCALD. Eigentlich ganz durchschnittlicher Epic Doom Metal, und doch meilenweit vom Prädikat "Durchschnitt" entfernt. Meist langsam, nur selten etwas schneller (dann aber sogar mal mit gut getretener Double-Bass!!!). Und wie man schlichtweg schöne, aber komplett unkitschige Balladen schreibt (Perennial Movement III, Perennial Movement II) lässt sich hier auch studieren.
Nichts Besonderes eigentlich, und dennoch das nächste „Must Have" für jeden, der auf klassischen Doom ohne Sludge- und Stoner-Nervereien steht. Das sind ja aber leider nicht mehr so viele...