Beim Label Peaceville hat man den Keller aufgeräumt und dabei diese EP gefunden, die man 1991 dummerweise zu veröffentlichen vergessen hat. Und jetzt sind die Briten CEMETERY FOG längst erfolglos aufgelöst und fast 50. Hätte ich geglaubt, die Geschichte. Wahr ist aber: CEMETERY Fog sind aus Finnland, sehen aus, als hätten sie 1991 maximal Windeln getragen und machen extrem authentisch rückwärtsgewandten Death-Doom.
Bis jetzt haben CEMETERY FOG drei Demos rausgebracht, auf Tape und mit selbstgemaltem Cover. Im Internet findet man kaum eine Spur der Band. Bei Facebook – nichts. Nur auf YouTube eine Handvoll verwackelter Live-Aufnahmen aus einem schlecht besuchten Jugendclub. Und jetzt die paar Sachen, die Iron Bonehead zur Verfügung stellen, denn dort erscheint die EP „Towards The Gates“.
Abzüglich Intro und Outro sind drei überlange Stücke auf dem Ding. Von den gar nicht mal so vielen Riffs sind gar nicht mal so viele wirklich gut. Aber Sound und Atmosphäre machen vieles wieder wett – wer beispielsweise den Klang der ersten AMORPHIS-Lebenszeichen (vor „The Karelian Isthmus“ natürlich!) abfeiert, dem gefällt mit Sicherheit auch „Towards The Gates“. Die EP klingt, als wäre sie in einer alten Kirche aufgenommen worden, wobei sich das Phantom der Oper auf die Empore geschlichen hat und Orgel spielt. Die Gitarren: Friedhof. Das Schlagzeug: Kohlenkeller. Die Growls: Tales From The Crypt. Geil.
Wer dem morbiden Charme von uraltem und wacklig gespieltem Death-/Doom-Metal was abgewinnen kann, sollte CEMETERY FOG auf seine Liste setzen. Allerdings sollte man schon eine große Portion romantischer Erinnerungen an die gute alte Zeit mitbringen, um die Finnen toll zu finden. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn sie ein komplettes Album auf die Beine stellen und gebe „Towards The Gates“ optimistische sechs Punkte.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis