Das liegt in erster Linie an Uta Polkin. Ihre schwarzsamtene Stimme ist das Alleinstellungsmerkmal der Band aus Portland. Polkin bringt eine Blues-Note ein, die dem dunklen Doom etwas Eigenes verleiht und weder Vergleiche mit großen Stimmen der Vergangenheit noch der Gegenwart scheuen muss. So muss ich immer wieder an Janis Joplin oder auch BLUES PILLS-Sängerin Elin Larsson denken, wobei Uta Polkin eher die dunklen Seiten auslotet – deshalb stelle ich Farida Lemouchi (THE DEVIL’S BLOOD) als weiteren Vergleich dazu. Polkins Bandbreite ist enorm und ihre Stimme klingt hoch wie tief wunderschön. Nur das Fauchen, das sie zum Glück nur sehr selten einsetzt, wäre für meinen Geschmack nicht nötig gewesen.
Bei einem solchen Trumpf ist es kein Wunder, dass sich die Musik der Stimme unterordnet. Uta Polkin steht klar im Vordergrund. Die Doom-Riffs sind zwar durch die Bank gelungen, doch ihre Funktion ist eher ein Umspielen der Stimme als dass sie für sich allein wirken sollten. Den Job macht die Band allerdings hervorragend – mit subtilen Spielereien wie dem oft und sehr geschickt genutzten 6/4-Takt, der die Songs noch weicher und fließender macht, oder mit Soli, die in ihrer Seltenheit und Kürze noch besser wirken.
„Mobile Of Angels“ ist ein dunkles, aber sehr entspanntes Album, das nur sanft nach vorn drückt. Wer ein Haar in der Suppe sucht, könnte hier fündig werden. Das einzige Stück, das im herkömmlichen Sinne rockt, ist der CD-Bonustrack „Don’t Look Around“: mit Black Sabbath-Riffing, polternden Drums und Deep Purple-Orgel. Ansonsten enthält das Album entweder schleppende Gänsehaut-Epen wie die Großtat „Psycho Animundi“ oder schwummerige Düsterballaden wie den Titeltrack.
So viel hat sich seit „Cauldron Of The Wild“ eigentlich gar nicht getan. Vor allem die fesselnde Art der Gesangsmelodien ist typisch WITCH MOUNTAIN. Aber die Band besinnt sich auf ihrem neuesten Album noch mehr auf ihre Stärken und hat noch bessere Songs geschrieben. WITCH MOUNTAIN liefern damit einen starken Nachfolger ab, nach dem sich Doom-Fans genauso die Finger lecken werden wie Anhänger klassischen Hard Rocks. Noch spannender als "Mobile Of Angels" wird aber die Zukunft der Band: Uta Polkin hat angekündigt, WITCH MOUNTAIN nach der anstehenden Tour zu verlassen.
WITCH MOUNTAIN legen nach. Vor zwei Jahren setzten sie mit „Cauldron Of The Wild“ eine nachhaltige Duftmarke auf der Doom-Landkarte. Mit „Mobile Of Angels“ werden sie ihren Status, zur Crème de la Crème des Genres zu gehören, mindestens festigen – oder an die Spitze aufsteigen.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis