Die Bonner Band hat sich also mal wieder umorientiert. Musste sie wohl auch, denn die Könige der Reduktion hatten auf „Nekrodepression“ so sehr an dieser Schraube gedreht, dass es in diese Richtung kaum weitergehen konnte. So sind die Synthies wieder da – mehr als je zuvor.
Das Grundgerüst ist nach wie vor eindeutig VALBORG: einfache, aber hypnotische Riffs und Melodien und ein reduziertes Schlagzeug, das weitestgehend auf Breaks verzichtet. Hochemotionaler, rauer Gesang, Schreien, Flüstern, Murmeln, auch Pathos. Und jetzt: spacige Synthie-Flächen, die aus felsigem Grau ein dunkles Violett werden lassen. Hört euch mal wieder „A Death In The Family“ von TYPE 0 NEGATIVE an – dann habt ihr die Stimmung von „Romantik“. Gänsehaut.
Erstmals haben VALBORG ein Album völlig ohne stilistische Ausreißer gemacht. „Romantik“ hält sich von Anfang bis Ende in entspannt schleppender Doom-Geschwindigkeit, Stücke, die (wie auf vorherigen Alben „Samantha Alive“ oder „Springtime Woman“) aus dem Rahmen fallen, gibt es nicht, auch wenn die Stimmung in der zweiten Hälfte eine Spur hoffnungsvoller wird. Das ist gefährlich, denn bei einem homogenen Album, das noch dazu nur aus sechs Stücken besteht, fällt ein Schwanken der Qualität leicht auf. VALBORG lösen dieses Problem höchst elegant: Es gibt kein Schwanken. „Romantik“ ist vom ersten bis zum letzten Ton faszinierend, mitreißend und wunderschön. Perfekt.
PS: Fans der Band können sich noch über ein weiteres Zuckerle freuen: Während VALBORG ihre bisherigen Alben über das eigene Label Zeitgeister veröffentlicht haben, sind sie jetzt bei Temple Of Torturous unter Vertrag. Und die bringen „Romantik“ auch auf Vinyl raus.
„Romantik“ ist nicht gerade das Wort, mit dem man VALBORG beschreiben würde, und doch heißt das neue und fünfte Album so. Und es passt wie die Faust auf’s Auge. Denn nach dem kalten „Nekrodepression“ liefern VALBORG ein düsteres, samtweiches Werk ab.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis