BARONESS waren gerade dabei, ihr Doppelalbum "Yellow & Green" live in England zu präsentieren, da passierte es: Der Tourbus verunglückte schwer, wie durch ein Wunder überlebten alle Insassen ohne allzu schwere Verletzungen. Monate später entschlossen sich Pete Adams (Gitarre, Gesang) und John Baizley (Gesang, Gitarre) dazu, als Band weiter zu machen. Jetzt, drei Jahre nach dem Unglück, erscheint mit "Purple" endlich ein neues Lebenszeichen. Und was für eins!
Matt Aggioni und Allen Blickl sahen sich nach der Bus-Katastrophe nicht in der Lage, weiter zu machen und trennten sich in aller Freundschaft von der Band. Mit Drummer Sebastian Thomson und Bassist/Keyboarder Nick Jost wurden mehr als fähige Neuzugänge an Bord geholt, die BARONESS zu einem frischen Sound verholfen haben. "Purple" folgt Traditionen (das Cover wurde erneut von Baizley gestaltet und schreit nach dem Kauf der LP, der Albumtitel ist wieder auf eine Farbe bezogen) und ist gleichzeitig ein Neuanfang, ein Befreiungsschlag, der BARONESS als unvergleichliche Band zeigt, die gestärkt aus einem Schicksalsschlag hervor geht. METALLICA-Fronter James Hetfield, der ja durch ein ganz ähnliches, noch schwereres Trauma musste, präsentierte "Purple" jüngst als einziges musikalisches Werk auf seiner Top 10-Liste für 2015, und ich kann dem guten Mann nur zustimmen: Fast, bevor das Jahr zu Ende geht, pfeffert uns das amerikanische Quartett noch einen richtig geilen Hammer um die Ohren.
Vom puren Sludge der Vergangenheit ist auf Album Nummer vier nicht mehr allzu viel übrig geblieben, wenngleich noch hörbar. Der Sound ist kauzig, roh, trocken. BARONESS verweben auf eine ganz eigene Weise unglaublich gute Stoner-Riffs, Twin-Leads (Erinnerungen an QUEEN und IRON MAIDEN werden wach) und Akustikgitarren mit knochentrockenen Drums, knarzigem Bass und den charakteristischen, sehr angenehmen Vocals von Baizley. Unaufdringliche, aber ohrwurmverdächtige Melodien und Refrains (die Halbballade "If I Have To Wake Up", das überaus gelungene "Shock Me", das äußerst abwechslungsreiche "Chlorine & Wine"), Elemente aus Progressive, Stoner, Doom und Sludge und die äußerst gelungene Produktion von Dave Friedman, der jedem Instrument viel Raum lässt und für einen ungewöhnlich guten Bass- und Drum-Sound sorgt, ergeben zusammen mit dem gekonnten Songwriting ein Hammer-Album, das für mich definitiv zu den Höhepunkten des an starken Releases nicht armen Jahres zählt. Ob "Morning Star", das Instrumental "Fugue" oder einer der bereits genannten Songs: Jede Nummer ist ein absoluter Volltreffer!
"Purple" ist ein melodischer, staubtrockener Schlag in die Fresse. Ein mörderisch groovendes Meisterwerk, bei dem man sich ein kleines bisschen an MASTODON erinnert fühlt. Eine direkte, enorm abwechslungsreiche, aber nie verschnörkelte Crossover-Genialität, die man einfach gehört haben muss.
Weil sich der einzigartige Stil dieser Band so schwer in Worte fassen lässt: Hört in den Stream von "Purple" rein und lasst euch von BARONESS mal so richtig an die Wand blasen!
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...