„Lidless“ greift nach dem Intro mit Hardcore-Punk-Dynamik an, rutscht in einen epischen Melodieteil mit Metalkante und endet nach rund zwei Minuten im Sludge. Shouter Alex kotzt ungute Wörter aus. Der Opener fasst damit perfekt die Elemente zusammen, die KAVRILA seit ihrer Gründung zu ihrer eigenen Mischung machen.
Der Hardcore-Punk ist los – und am Schluss gibt’s ne Überraschung
Da kommt „Ghost Shore“ nicht ganz mit, der Song ist zwar ebenso intensiv finster und freudlos, bleibt aber gesichtslos(er). Dann doch lieber „Kindred“, dessen Groove an Leberhaken erinnert und versiert mit ruhigen Passagen, Melodien und Breaks arbeitet.“Mass Misery“ lässt wieder den Hardcore-Punk von der Kette, roh, kurz und heftig.
Die stampfenden Riffs von „Expulsion“ könnten auch von MANTAR kommen, denen KAVRILA mit ihrer räudigen Leitlinie nach wie vor ähnlich sind (nur mit deutlich weniger Metal als zuletzt das Bremer Duo). Interessant, weil anders ist die abschließende Vinyl-B-Seite „Days Of Wrath“: Der vergleichsweise relaxte Song arbeitet mit verzerrten Shouts und elektronisch frizzelndem Beat. Wahrscheinlich eher Experiment als Ausblick, aber gelungen.
„Rituals II“ klingt unangenehm und klaustrophobisch
KAVRILA bringen eine ganze Menge Musik raus, aber statt sich zu verheben, haben sie offenbar einfach viel kreativen Output und Spaß an der Sache. Inhaltlich sind diesmal auch die Angstzustände eingeflossen, unter denen Shouter Alex zu leiden hatte. Dementsprechend unangenehm und klaustrophobisch klingt „Rituals II“ – was in diesem Genre natürlich rein positiv zu bewerten ist. Ich bin gespannt auf Teil drei der Trilogie und was KAVRILA sonst noch so vorhaben.