Wearer of numerous Forms
Die Band spielt im ersten Song „Conflicting Aspects Of Reality“ langsamen, dreckigen und sludgigen Doom, unterbrochen wird der Brocken immer wieder durch Pausen und Feedback-Mauern, die mit neuen doomigen Riffs wieder eingerissen werden. Der zweite Brocken „Entombed“ kommt dann richtig groovend daher, bevor er nach einigen Minuten von der Geschwindigkeit so dermaßen reduziert wird, dass die Riffs beinah noch langsamer als im Opener erscheinen. Dazu kommen unglaublich fiese, tiefe Growls. Der Song ist einfach nur angsteinflößend.
Neben vielen Doomriffs und Feedbacks hat der dritte Song „Pages Of Poor Light“ auch seine melodischen und erleuchtenden Momente. Und dann ist auch (schon) alles vorbei.
Ja, ihr habt richtig gelesen, nach „nur“ drei Songs ist „Wearer Of Numerous Forms“ schon wieder vorbei. Wobei man hier „schon wieder“ genauer definieren muss.
Das Album hat nämlich nur drei Songs, die dennoch auf eine Spielzeit von zwei Stunden und zwanzig Minuten kommen. Song eins ist dabei schon knapp über eine Stunde lang und die kürzeren kommen auf knapp 47 Minuten, einer ist dann nur 21 Minuten lang.
Wer EREMIT kennt, weiß, dass Songlängen jenseits der 15-Minuten-Marke völlig normal sind. Mit dem einstündigen Opener übertreffen sich die Osnabrücker aber selbst. Ohne Witz, wie spielt man so einen Song denn live? Da kann man ja nur einen, maximal zwei Songs in der Setlist aufnehmen.
Umnos Reise
Auch textlich betreten EREMIT eine völlig eigene Welt. Alle bisherigen Songs sind Teil einer Konzeptreihe und bauen inhaltlich aufeinander auf. Es geht dabei um den Hauptcharakter Umno, der auf dem Weltenmeer geboren wurde und nun seinen Weg durchs Leben geht, sein Schicksal, neue Gefährten und Freunde sucht. Dabei erkundet er eine neue Welt, Il-in-mon, neue Städte und begegnet verschiedenen Individuen, gutherzigen wie feindlichen. Dabei wächst er an sich selbst, lernt neue Seiten an sich kennen und mit beklemmenden oder unbekannten Situationen umzugehen.
Neben den Texten zu den Songs hat die Band mittlerweile zwei Pamphlete veröffentlicht – zu dem neuen Album wird Band III erscheinen –, in denen man die komplette Geschichte von Hauptcharakter Umno lesen kann. Auch das Merchandise der Band bezieht sich nur auf die Geschichte um Umno. Als Motive dienen Schwerter, Waffen und Illustrationen verschiedener Charaktere und Lebensräume.
EREMIT schaffen also nicht nur ein Konzeptalbum, sondern ein ganzes Konzeptuniversum mit allem Drum und Dran. Hier mangelt es definitiv nicht an Kreativität.
EREMIT leben DIY
Auch der Sound passt hervorragend zu der musikalischen Vertonung, im eigenen Proberaum live aufgenommen und anschließend nur noch gemixt – bei allem, was die Band angeht, wird im akribischen DIY-Style produziert. Wer bei den Jungs ein Album oder Merchandise erwirbt, bekommt auch immer eine persönliche Widmung und Danksagung dazu.
Fazit
Abschließend kann ich behaupten, dass EREMIT mit „Wearer Of Numerous Forms“ ein würdiger Abschluss ihrer musikalischen Reise bzw. ihrer Trilogie gelungen ist: Düsterer, beklemmender Doom, gepaart mit Schnelligkeit und einigen Melodien. Es bleibt abzuwarten, welche verrückten Ideen sich EREMIT mit ihrem nächsten Werk widmen werden.
Ich kann es kaum abwarten, nach dem Vorabhören endlich das Gesamtkunstwerk in den Händen halten zu können.
"All Swords Burn!"
(Bandeigenes Kredo)