Stil (Spielzeit): Doom Metal / (etwas) Drone ( 49:01)
Label/Vertrieb (VÖ): Freebird / Roadkill (27.11.08)
Bewertung: 9 / 10
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TONER LOW. Aber nicht nur Nomen scheint Omen. Auch der Herkunftsort ist zumindest auf Deutsch eine Art Versprechen: Leiden. Alles klar?
Spätestens beim schwarz-grauen Artwork (Schattenriss dürrer, kahler Bäume) und dem Logo, das an 70er Psychedelic Pop-Art erinnert, weiß man im Prinzip, was kommt. Doom oder Drone? Ganz genau. TONER LOW bilden die Schnittmenge. Mehr Doom als Drone. Mit einigen spacigen 70er Samples.
Wir fassen zusammen: schwerste BLACK SABBATH-Riffs (65%) meets SUNN O))) - Dröhnereien (40%) meets HAWKWIND (2%).
Macht in der Addition geschätzte 115% morbid-psychedelischen Spaß.
Zäh, finster und streckenweise natürlich ziemlich monoton. Und verdammt mächtig. Bei korrekt angewandtem Lautstärkeregler stellen sich z.B. recht zügig jene Phänomene ein, die Kenner angewandter Physik als „erzwungene Schwingung" bezeichnen. (So tanzt gerade der Teelöffel in meiner Kaffeetasse als direkte Folge der Fingerübungen der Bassfrau. Die drückt ordentlich wat wech.) So stelle ich mir den Soundtrack zur Kontinentaldrift vor.
Die Riffs sind bretthart und stehen auch gerne für längere Zeit im Raum. Das hat aber nicht Unschlüssiges an sich. Eher so, als ginge es darum, herauszufinden, an welcher Stelle das Mobilar unter den Druckwellen aus den Boxen zuerst nachgibt.
Auch ziemlich geil: der Mann an den Fellen agiert recht minimalistisch. Zuweilen kommen die Schläge (DOOM....) so sporadisch (DOOM...), dass jeder (DOOM...) so dramatisch (DOOM...) wie eine Totenglocke dröhnt...
Der „Gesang" (männlich; Gitarrist Daan / weiblich; Bassistin Miranda) ist verzerrt und ein bisschen krank, nervt aber nicht. Passt vielmehr gut zum Rest. Über die Passgenauigkeit der Samples lässt sich da schon eher streiten. Aber sie sind nur die Kirschen auf der Torte. Die kann man leicht an den Tellerrand legen. Gebraucht hätte ich das nicht, aber da ich HAWKIND mag, fühle ich mich auch nicht gestört.
Obwohl in dem Text hier das Wort „psychedelic" auftaucht, und so mancher die Band mit „Stoner" etikettiert: Große Parallelen zu KYUSS oder FU MANCHU oder anderen Wüstensöhnen kann ich TONER LOW (zu meinem Glück) nicht ablauschen. Kann sein, dass das früher anders war. Wahscheinlich aber nicht, wenn man den beiden Tracks vom Vorgänger („Grass" und „Duster") trauen darf.
„Toner Low II" ist jedenfalls mal wesentlich extremer, düsterer und ääh... „okkulter(?)" ...
Die Stilmittel sind zwar etwas anders, dennoch fühle ich mich atmosphärisch weit eher an Extremisten aus dem Death-Doom oder Funeral Lager erinnert. --- Tolle Sache, die auch dann funktioniert, wenn man nicht völlig bekifft in die Lava-Lampe linst. Nur sollte man mit extremem Doom bereits innige Freundschaft geschlossen haben...
Ich denke, dass ist denn auch eher etwas für Freunde im Dreieck SUNN O))), AHAB und WINTER.