Touch The Spider - Souls For Sale

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Das Duo, das verblüffenderweise (verblüffend, weil der Sänger punktuell „very British" klingt) aus dem Schwarzwald kommt, kombinieren Dark Rock / Wave / Gothic aus den 70ern mit klassischem Doom. Namen die, weil als Einflüsse gut vernehmlich, genannt werden sollten: JOY DIVISION / THE CURE einerseits, PENTAGRAM / BLACK SABBATH andererseits.
Das klingt nicht nur auf dem Papier charmant und originell. --- Die Grundstimmung von „Souls for Sale" stimmt: Dunkel, zart melancholisch und recht „okkult". (Letzteres liegt auch an einem herrlich muffigen, antiquierten Mix.) Aber nicht sonderlich heavy oder elegisch.
Mal klingt's tatsächlich so als würden PENTAGRAM JOY DIVISION covern, mal als wäre Robert Smith bei TROUBLE eingestiegen... und dank eines leichten Psychedelic-Einflusses glaubt man phasenweise, HAWKWIND hätten die Synthesizer im Pfandhaus versetzt.

Wie gesagt, sehr charmant und nicht unoriginell. Nur leider ist das hier keine EP, sondern ein Album. Will sagen, die Qualitäten von Unholy Ghost (voc / b / git / key) & Cosmic Energy (dr / key) / als Songschreiber können nur bedingt mit denen als Soundarchitekten mithalten.

Wenn ich es mir leicht machen wollte, würde ich sagen: neben einigen guten Stücken ist hier einfach zu viel Ausschuss drauf. Von 15 Tracks (in 45 Minuten) waren nach dem ersten Hören  „gefühlte 8" (mindestens) für die Tonne. --- Als ich aber die Kandidaten namentlich dingfest machen wollte, kam ich aber mal gerade auf „Searching" & „Broken" als eindeutige Ausfälle. Der Rest pendelt zwischen „verdammt gut" (Into the Unknown) und „nicht übel" (Adore the Moon).

Das Problem liegt dann wohl doch woanders. Ich drücke es mal paradox aus: die meisten Stücke sind viel zu kurz um nicht langweilig zu sein. Ein Durchschnitt von 3 Minuten ist für doomige Sounds erschreckend. Auch dann, wenn sie mit Dark Wave-Verve vorgetragen werden. Kaum hat man sich auf die Atmosphäre eines Songs eingelassen, ist er auch schon wieder Geschichte.
Das Problem des Albums wird besonders deutlich, wo es nicht auftritt: z.B. beim Titeltrack, der als einziger die 5 Minuten Marke nimmt und sich die Zeit nimmt, die er braucht, um seine Stärken auszuspielen. Im Anschluß daran, geht dann auch „Long Way to Hell" mit seinen typischen 2:16 voll in Ordnung.

Eine seltsame Sache: ein Album mit toller Grundstimmung, vielen, vielen interessanten Details (besonders einige Gitarren-Licks haben es mir richtig angetan), überwiegend manierlichen bis sehr guten Songs... und das doch unterm Strich nicht voll überzeugt?! (Die 6,5 ist entsprechend als Kompromiss gedacht. --- Das Zeug für viel mehr hat das interessante Duo.)

Fazit: Richtig dicke Freunde werden wir beide vorerst nicht, aber wenn TOUCH THE SPIDER gelegentlich mal reinschauen, würde ich mich doch sehr freuen.