Stil (Spielzeit): Doom Metal (54:19)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media (18. 07.08)
Bewertung: 9,5 / 10
Link: http://www.kypck-doom.com/
www.myspace.com/kypckdoomsdayparty
„KYPCK“ liest sich vielleicht erstmal etwas seltsam. Weiß man aber, dass die finnische Truppe um den Ex-SENTENCED Gitarristen Sami Lopakka hier nicht lateinische, sondern kyrillische Buchstaben „meint“, dann macht’s sofort Sinn, sprich und lies also: Kursk.
Freunden des Apnoe-Tauchsports fällt da natürlich erst einmal das russische Atom-U-Boot K-141 „Kursk“ ein, dessen extrem langer Tauchgang im August 2000 auch die hiesige Boulevard- und Polit-Presse einige Tage veranlasste, Mitgefühl zu heucheln. Die älteren unserer User erinnern sich bei „Kursk“ vielleicht eher an die größte Panzerschlacht aller Zeiten im Juli/August `43, an der anfänglich 1,35 Mio. Rotarmisten und 900.000 Soldaten der Wehrmacht beteiligt waren. Beides nicht unbedingt Anlässe, mit dem klassischen Metal später SENTENCED Tage zu rechnen. Eben so wenig sollte man trotz der russischen Texte die Lebensfreude einer „Total Balalaika Show“ à la LENINGRAD COWBOBOYS erwarten. --- Mit dem Namen kann man nur tonalen Tiefgang verheißenden Doom zum Besten geben…
Und „Cherno“ gehört denn auch mit zum Besten, was im Downtempo-Bereich in den letzten paar Jahren zu bekommen war.
Einerseits ganz klassisch; also kein Death Doom englischer oder schwedischer Provenienz, kein Epic oder Funeral Doom, kein Sludge / Stoner, kein Drone. „The SABBS“ sind definitiv der ultimative Einfluß. Keinerlei Experimente, also!?
Völlig falsch; die russischen Texte sind nämlich kein aufgeschraubter Gimmick, ebenso wenig wie die Visualisierungen aus dem Propaganda-Arsenal der Roten Armee. Ich will nicht von echter Kunst reden. Mag nämlich gut sein, dass wir hier bloß ein gut durchgestyltes Marketing- / Propagandakonzept vor uns haben. Aber selbst wenn, es wäre absolut Latte; denn die Musik klingt einfach 100% ehrlich, (ob sie’s ist? wer weiß?) und transportiert ihre Melancholie, übervoll mit CCCP-Appeal, erstaunlich glaubwürdig: ein Spiegel der mythischen „russischen Seele“. (Oder zumindest dessen, was Finnen und Wessies wie ich dafür halten.)
Die Adaptionen aus der russischen Folklore verleihen dem Ganzen nicht etwa Wärme, sondern sind graugefroren und schwer wie ein im sibirischen Eis tiefer gelegter Mammut-Arsch. Auch wenn man die Texte von „Stalingrad“ etc. nicht versteht: die Musik ist bered genug: gaaanz schwer geht sie dem Doom auf den Grund. Wie die KYPCK der Barentssee.
Vollblut-Doomster greifen bedingungslos zu. Egal, ob ihr eher auf RUNEMAGICK oder SOLSTICE (UK) steht. Aber auch Type-O Gothies könnten ihre sinistre Freude haben. Lasst euch nix erzählen von wegen „zu langsam“, zu eintönig“ oder so. DAS ist bloß echt HEAVY metal.
So klingt es, wenn man ein russisches Atom-U-Boot der Oscar-II-Klasse auf dem nebligen Friedhof von Birmingham parkt. Kaum steigerungsfähig.
Anspieltipps: "Demon" und alles andere... oder nichts