Stil (Spielzeit): Doom Metal (51:53)
Label/Vertrieb (VÖ): Non Stop Music Records (30.10.09)
Bewertung: 7 / 10
Link: http://www.myspace.com/excruciationdoom
Erdrückend… Also nicht bloß schwerfällig, wuchtig, belastend oder massiv. All diese Attribute eignen sich zwar ebenfalls recht gut, um die neueste Scheibe der sechs Schweizer zu beschreiben, doch reichen sie einfach nicht aus. Unter schwerfälliger Musik könnte man sich auch traurige Gothic-Combos wie neuere TIAMAT vorstellen – doch EXCRUCIATION sind unverhältnismäßig brutaler. Als wuchtig könnte auch die Musik von fetten Deathmetal-Formationen wie GRAVE bezeichnet werden – doch EXCRUCIATION sind sehr viel stimmungsvoller. Belastend ist auch die Musik von schnellen Grindcore-Kapellen – doch EXCRUCIATION sind langsam und schleppend. Und auf zeitgemäße Assoziationen zu dem Wort „massiv“ auf musikalischer Ebene möchte ich an dieser Stelle erst gar nicht eingehen. Der deathige Doom Metal, welcher auf „[T]horns“ gepresst wurde, hat es wirklich in sich und wirkt sich auf den potentiellen Hörer im wahrsten Sinne des Wortes erdrückend aus. Es dürfte beim Genuss dieser Fressenpolitur wohl keine zwei Minuten dauern, bis auch der letzte Mundwinkel sich dem Boden zuwendet und sämtliche Augenbrauenpaare versuchen, sich näherzukommen.
Und für die nächsten fünfzig Minuten wird es für Winkel und Brauen dann auch keinen Anlass geben, wieder in die Ausgangsposition zurückzukehren. Derartig tonnenschweren Doom habe ich das letzte Mal auf „The Dust Of Years“ von SEVENTH ANGEL gehört. Doch waren dort auch mal schnellere Bang-Passagen anzutreffen. Nicht so bei EXCRUCIATION! Hier regiert die Schwermut. Schon das spartanische Coverartwork erinnert mit seinem schwarzen Rosenkranz unter dem Bandnamen auf schlicht weißem Hintergrund stark an das unbetitelte Album von CANDLEMASS aus dem Jahre 2005. Dort wählte man als religiöses Symbol statt des Rosenkranzes zwar ein kleines, unscheinbares Kruzifix, doch die allgemeine Vergleichbarkeit ist definitiv nicht von der Hand zu weisen. Und das gilt nicht bloß für das Artwork. Auch die Geschwindigkeit und Stimmung der zehn Stücke auf „[T]horns“ ähnelt stark den Werken von CANDLEMASS. Mit einem entscheidenden Unterschied: Wo bei den Schweden eine ausgeprägte Heavymetal-Schlagseite zu erkennen ist, findet man bei unseren sechs Schweizern glücklicherweise nur den Tod. Also „finden“ im Sinne von „hören“ jetzt...
EXCRUCIATION sind mit Sicherheit dreimal so schwer wie CANDLEMASS. Und das liegt nicht bloß daran, dass wir es hier mit einer Person mehr zu tun haben, sondern ganz klar an der Tatsache, dass Deathmetal einfach mehr wiegt als Heavymetal, wenn auch der Name irreführend ist. Ich bin mir sicher, dass auch Fans von DISBELIEF großen Gefallen am neuesten Output der seit 1984 aktiven Röstis finden werden. Nicht selten sind klare Parallelen zu erkennen, wenn Eugenio Meccariello derart schmerzerfüllt ins Mikro wimmert, dass sich die Nackenhaare sträuben. Aber auch in jeder CD-Sammlung, welche mindestens eine CROWBAR-Scheibe enthält, wäre „[T]horns“ bestens aufgehoben. Die stimmungsvollen Vocals variieren wie bei CROWBAR zwischen aggressivem Grölen und weinerlichen Klagesängen.
Dazu gesellen sich die schwerfälligsten Gitarren, begleitet von einer traurigen Rhythmus-Fraktion, welche nur selten vom Ein-Sekunden-Takt abweicht. Unterstrichen wird diese Frustrations-Walze von gelegentlichen Keyboard-Klimpereien, welche jedoch nicht sonderlich schwer ins Gewicht fallen. Der Sound, den GURD’s Mastermind V.O. Pulver dem Silberling verpasste, ist selbstverständlich fett und der musikalischen Vorgehensweise entsprechend drückend. Gelegentlich driftet das Ganze leider etwas ins Belanglose ab. Fast schon richtig langweilig ziehen sich manche Passagen unnötig in die Länge. Tja, das hat Doom nun mal so an sich... Aber dennoch muss ich hierfür Punkte abziehen. Ansonsten gibt es an „[T]horns“ jedoch kaum etwas auszusetzen. Echte Doom-Trauerklöße mit leichtem Hang zum finsteren Deathmetal werden voll auf ihre Kosten kommen. Wer sich nach etwas heiterer Sommermucke sehnt, sollte von dieser Band jedoch lieber Abstand nehmen...