Lost Reality - What remains


 



Stil (Spielzeit): Electro / Dark Rock (58:29)

Label/Vertrieb (VÖ): UK Division Rekords (3.3.2008)

Bewertung: (4/10)

Link: http://www.lostreality.it/

Lost Reality, eine italienische Band, die zwar schon seit 1996 existiert, aber mit „What Remains“ im Jahr 2007 erst ihr Debutalbum veröffentlicht. Man kann sich nun eine Menge Gedanken machen, warum es so lange gedauert hat, bis man die Jungs das erste Mal ins Studio gelassen hat (oder sie sich selbst, je nachdem.) Jeder kennt Bands, die seit Jahr und Tag darauf warten, endlich ihre Chance zu bekommen und sie auch wirklich verdienen, will sagen, eine lange Bandgeschichte ohne Release bedeutet nicht zwingend, dass die Combo nichts kann.
Bei Lost Reality ist das allerdings so eine Sache: die Herren bewegen sich musikalisch angeblich irgendwo im Electro/ Dark Rock-Bereich, ich persönliche sehe sie allerdings eher im Spagat zwischen Britpop ala Oasis, Wolfsheim ,light' und einem ganzen Sack anderer Referenzen, die einem beim Hören von „What remains“ in den Kopf purzeln. Ich rede hier von ein bisschen Depeche Mode, einem Hauch Marylin Manson und im Song „If this is heaven“ sehe ich seltsamerweise starke Parallelen zu Enigma.
An sich nichts Schlechtes, viele geniale Stilrichtungen haben sich entwickelt, indem man verschiedene Einflüsse verarbeitet hat, aber in diesem besonderen Fall habe ich mit der schieren Masse der Momente, die mich an Band XY erinnern, so meine Schwierigkeiten, denn ich kann dahinter beim besten Willen keinen eigenen Stil ausmachen, der so etwas wie Wiedererkennungswert erzeugen würde.

Aber betrachten wir die CD doch einmal im Einzelnen: eröffnet wird mit dem sphärisch anmutenden Intro „My fragments“. Zum Einstimmen wirklich nett und ich muss sagen, dass ich dank der Stimmung, die schön langsam aufgebaut wird, doch einiges an frohen Erwartungen hatte. Doch schon mit dem nächsten Track „Perfect Passion“ kann ich mich nicht mehr so recht anfreunden: gesanglich fühle ich mich an Faith No More erinnert, der Songaufbau ist abgesehen von den Industrialeinflüssen am Anfang recht poppig gehalten und Gitarren, die für mich auch im Dark Rock zumindest noch eine gewisse Relevanz haben sollten, finden vermutlich mehr Beachtung im aktuellen Britney Spears-Output als hier. Die erwähnte Leidenschaft kann ich nicht entdecken.
Erst im vierten Track „Poison Kiss“ dürfen dann die Gitarren auch ein bisschen mitspielen, leider allerdings nur in unheiliger Allianz mit einem ziemlich derben Keyboardsound, der mir persönlich Zahnschmerzen verursacht. Um Wiederholungen dieser Empfindung kommt man leider auch im weiteren Verlauf nicht umhin.
„ Veil of the martyr“ kommt schon ein ganzes Stück experimenteller daher, was ich durchaus begrüßenswert finde, allerdings auch hier wieder sehr extreme Sounds, die den Song, der an sich eine Potential hätte, leicht nervig machen.
Mit „These days“, „ What remains“ und „Children of Evil“ bewegen wir uns im stark verhauchten Balladenbereich, der durch den erwähnten Wolfsheim-Einfluss auf sich aufmerksam macht, allerdings hinten und vorne nicht deren Eindruck erreichen kann, was zu einem guten Teil an der mangelnden ,Macht' in der Stimme liegt. Allgemein sehe ich hier einen großen Schwachpunkt: Musik wie diese verlangt in meinen Augen nach einer äußerst prägnanten Stimme und die kann Sänger Garmo trotz technisch gutem Handwerk leider nicht anbieten.
Ein kleiner Lichtblick ist der Track „Erase“, der allgemein etwas rockiger und rhythmischer daherkommt, mehr Biss hat und sich sicherlich auf der Tanzfläche eines entsprechenden Clubs gut machen würde.
Fazit: Insgesamt muss ich sagen, dass „What remains“ eine sehr anstrengende CD ist und ich ehrlich gesagt froh war, als ich mein Soll an Durchläufen erfüllt hatte. Ich kann mir nicht einmal bei Die Hard-Fans des Genres vorstellen, dass sie mit dieser Veröffentlichung auf Dauer glücklich werden, denn es gibt viel zu viele Punkte wo man sich denkt: „Klingt wie ....., erreicht aber nicht die Qualität von ....“
Dass der Schlusstrack dann auch noch „Nothing I am“ heisst, ist vom meiner Seite der Medaille aus schon fast ein schlechter Scherz.