Latexxx Teens - Moloko & Ultraviolence


Review


Stil (Spielzeit): Industrial-Metal (25:39)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion / Selbstvertrieb (17.05.06)
Bewertung: (9/10)
Link: http://www.latexxxteens.com

http://www.myspace.com/latexxxteens
Neues aus Italien kommt über uns. Die vier Mannen der seit 2003 bestehenden Band LATEXXX TEENS (LXT) haben ihr zweites Album mit dem Namen „Moloko & Ultaviolence“ fertig gestellt. Und wie schon die Debüt-EP „Latex (De)Generation“, ist die aktuelle Scheibe in Eigenproduktion entstanden, was man angesichts der professionellen Arrangements wohl kaum in Erwägung ziehen würde. Insgesamt hat sich der qualitative Output von LXT von „Latex (De)Generation“ zum aktuellen Album sehr stark verbessert. Das neue Album wirkt runder und professioneller. Musikalisch ist der Punk-Touch den Metaleinflüssen gewichen.

Der Name des Albums lässt einiges an Interpretationsspielraum offen. Zum einen gab es 1994 eine Band in England unter dem Namen Moloko. Zum anderen sind ‚Moloko’ und ‚Ultraviolence’ Wortschöpfungen der als Nadsad bezeichneten Phantasiesprache aus dem Roman ‚A Clockwork Orange’ von Anthony Burgess. Wer den Roman schon verschlungen hat, wird gewisse Ideologieparallelen zur Außendarstellung von LXT entdecken. Burgess stellt mit seinem Roman die moralethische Frage danach, ob es besser sei, den Mensch zum Gutsein zu konditionieren oder ihm die Freiheit zu lassen, böse zu sein. Und wie der Autor, so stehen auch LXT auf der Seite der Freiheit. Dies wird in den Texten des Albums besonders deutlich. Dass die Band auch Freunde von Wortspielereinen sind, zeigt ein Blick auf die Albumtracklist. So glänzen Titel, wie „Genesis Of Te(chn)ocrazy“ und „(S)aint (R)evolution“ mit makaberer Doppeldeutigkeit und verweisen darauf, welche Mission sich LXT auf die Fahnen geschrieben haben. 

Die Band selbst bezeichnet sich als ‚sick-industrial-cyber-goth-punk-cabaret’. Und eine perfekte Mischung dessen, was man dahinter erahnen kann, verbirgt sich auf „Moloko & Ultraviolence“. Verpackt in sechs Songs voller Power, Tiefe und Ausdrucksstärke tragen sie ihre vom Modern Age Delirium inspirierte Message ans Licht. In einem Metal-Factory-Interview erklärt Sänger Alex Love Dolls: „Wir wollen euren Verstand entprogrammieren, eure Seelen zerlegen, und jeden dazu einladen zwischen den Welten zu wandern, wo Religion kein Alibi ist.“ Zur Auswahl der Songsprache erklärt der Sänger und zugleich Textschreiber, dass ihre Muttersprache Italienisch eine Sprache der Poeten sei, während Englisch die einzige Möglichkeit biete auszudrücken was er fühle. Der Sound von „Moloko & Ultraviolence“ entstammt den kreativen Köpfen von Icy Teens (Death-Guitars) und Plastic Poison 69 (Bass Guitar, Synths). 

Mit den Worten „This is Armageddon“ eröffnet der Track „Genesis Of Te(chn)ocrazy“ das Aufbegehren gegen falsche ‚Gottheiten’ und die Beschneidung der Individualität und Selbstbestimmung. Harte Gitarrenriffs, kraftvolle Beats und Industrialparts prasseln nur so danieder. Nach dem Motto „colder, darker, faster, harder“ schießt der Industrial-Metall-Track „Millenium Nightmare (united shit of america)“ hinterher. Und als würden sie sich selbst übertreffen wollen, krachen in „Maschine Zeit“ die Gitarren und Syths, während Alex Love Dolls sich die Seele aus dem Leib schreit, als gäbe es kein morgen. Der Track glänzt gegen Ende mit einer kleinen E-Gitarren-Einlage, die den dahinpreschenden Sound auf den Punkt bringt. Der Folgetrack „(S)aint (R)evolution” ist eher verträumt und hypnotisch, schon allein wegen der sachteren Hintergrundmelodie und der schweren Electronic-Atmosphere, die hier mehr als in den anderen Stücken den Ton angibt. Der eindringliche Gesang unterstreicht diesen beschwörenden Charakter zusätzlich. Das darauf folgende „Viral SublimiNation“ geht hingegen mit geschickt eingesetzten Electrosynths und antreibenden Riffs temporeich nach vorn. Der Schlusstrack „Requiem For A Dream“ fasst textlich die Grundaussage der vorhergehenden Songs zusammen, während sich instrumentell der Beat des Drumcomputers mit den hymnenhaften Synthyklängen und den dynamischen Gitarreneinlagen im Wechselspiel vereinen.

Die sechs Tracks des Albums sind ausnahmslos durchdringende und äußerst tanzbare Titel. Der Einsatz der Instrumente und die elektronisch verzerrte Stimme von Alex Love Dolls harmonieren in nahezu perfekter Art und Weise. Die Intensität der Scheibe reißt dermaßen mit, dass das Eintreten der Stille nach dem Ausklingen des letzten Tracks viel zu abrupt erscheint. Das Album ist auf der Bandhomepage als limitiertes Special-Edition-Pack erhältlich. Als Beigabe winken neben der CD ein signiertes Bandposter, ein Sticker und ein Logo-Pin.