Igorrr - Spirituality And Distortion Tipp

Igorrr - Spirituality And Distortion
    Electronic, Avantgarde, Experimental, Noise, Black/ Death Metal

    Label: Metal Blade Records
    VÖ: 27.03.2020
    Bewertung:8/10

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„Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode“, wie einst Shakespeare von sich gab, so scheint auch der französische Künstler IGORRR nach jenen Worten zu handwerken. Vielfalt und Kreativität reichen nicht aus, um ein interessantes Album zu schreiben. Dem Wahnsinn ins Auge zu schauen, kann in der Tat helfen, ein tolles experimentelles Album zu zaubern. Doch Vorsicht sei geboten: Methodik und eine gewisse Ordnung sind der Klebstoff, der das Konstrukt zusammenhält.

Drei Jahre ist IGORRRs letztes Album „Savage Sinusoid“ schon her, mit dem er nicht nur für allerlei Aufsehen gesorgt, sondern auch eine Menge Anerkennung eingeheimst hat. Warum? Weil man Musik seiner Art nur selten, vielleicht auch noch nie gehört hat. Eine Mischung aus Death- und Black-Metal, Balkan, Barock, Klassik und EDM hat er auf „Spirituality And Distortion“ für uns vorbereitet, die es definitiv in sich hat.

IGORRRs Geheimnis ist, sich mit vielen verschiedenen Emotionen auseinanderzusetzen. Durch die Vielschichtigkeit der einzelnen Lieder schafft er eine gewisse Unvorhersagbarkeit, die beim Hören Spaß macht. So bekommen wir auf der Neuveröffentlichung orientalische Klänge („Downgrade Desert“, „Camel Dancefloor“), Zirkusvibes („Musette Maximum“) und Gypsy-Sounds („Kung-Fu Chèvre“) inklusive der Stargast-Ziege zu hören. Auch werden die barocke Musik und das Elektronika erstaunlich meisterhaft miteinander verwoben in gekonnten Übergängen, sodass keine Idee deplatziert klingt.

Bei vielen experimentellen Künstlern stellt sich das Problem ein, dass das Anhören mit der Zeit doch recht anstrengend wird, da die Ideen schlecht gefiltert präsentiert werden und ein Reizüberfluss das Album eher ungenießbar macht – der Wahnsinn nimmt dann überhand. IGORRR schafft es aber auf gekonnte Weise, den Wahnsinn zu zügeln, ihn zu eigen zu machen. Entsprechend ist „Spirituality And Distortion“ angenehm zu hören, unterhaltend und mitreißend, was unter anderem auch an der atemberaubenden Gesangsleistung von Sängerin Laure Le Prunenec liegt.

Fazit

Wer also zurzeit wie viele andere Menschen zu Hause in Quarantäne sitzt und sich mit seiner Musik mittlerweile schon langweilt, da sie doch letztlich zu konventionell ist, um zwei Wochen in Dauerschleife mit ihr auszuhalten, und Lust auf etwas Wahnsinn hat, der sollte mal einen Blick auf die neue IGORRR Veröffentlichung „Spirituality And Distortion“ werden. Ob sie gefällt, ist am Ende natürlich Geschmacksache, doch langweilen wird sie definitiv nicht – versprochen.

Tracklist

  1. Downgrade Desert
  2. Nervous Waltz
  3. Very Noise
  4. Hollow Tree
  5. Camel Dancefloor
  6. Parpaing
  7. Musette Maximum
  8. Himalaya Massive Ritual
  9. Lost in Introspection
  10. Overweight Poesy
  11. Paranoid Bulldozer Italiano
  12. Barocco Satani
  13. Polyphonic Rust
  14. Kung-Fu Chèvre
Nana

Stile: Atmospheric Black Metal, Stoner Rock, Melodic Death Metal, Metal-/Deathcore, slavischer Postpunk, Synth-Pop

Bands: Altin Gün, Agar Agar, Boy Harsher, Children of Bodom, Mars Red Sky, John Maus, Lorna Shore, Jonathan Hulten, Myrkur, Molchat Doma, Polyphia

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