Industrial, Darkwave oder Synth-Rock, das ist hier die Frage
Eingeordnet werden die Finnen zumeist in den Industrial Metal, wobei auf „Global Warning“ nur zu deutlich wird, dass ein einzelnes Genre nicht unbedingt ausreicht, um TURMION KÄTILÖT zu beschreiben. Zwischen den 13 Songs findet sich neben den für das Genre charakteristischen Elektroklängen und knallharten Riffs auch die ein oder andere Überraschung in Form von Chören und orchestralen Elementen.
Eines haben jedoch fast alle Songs gemeinsam, sie sind sehr eingängig und gehen schnell ins Ohr, wo sie teilweise akutes Ohrwurmpotenzial entwickeln. Die Songs „Ikävä“ und „Revi minut auki“ sind dafür besonders berüchtigt. Zeitweise scheint das Album in die Gefilde des Darkwave abzudriften. Beispielgebend ist hier der Song „Vija ja rakkaus“, der erst etwas deplatziert wirkt aber spätestens nach dem zweiten oder dritten Hören ebenso ins Ohr geht.
Ein finnischer Mix aus allem?
Dass TURMION KÄTILÖT neben einem soliden Hau-drauf-Sound auch etwas feinfühliger werden können, zeigt der Song „Sano kun riitää“ auf eindrucksvolle Weise. Dieser beginnt mit einem ruhigen, chorischen Intro, entwickelt sich aber innerhalb kurzer Zeit zum definitiv epischsten Song des Albums. Dabei wartet er neben einem soliden Beat und den typischen Synthesizer-Klängen mit orchestralem Sound und Chor auf. Ein echtes Highlight des Albums.
Nachdem die Finnen dann in der letzten dreiviertel Stunde zwischen Disco, Industrial, Synth-Rock und Darkwave hin und her gesprungen sind, setzen sie mit ihrem letzten Song „Mosquito a la Carte (To be continued 5)“ nochmal einen drauf. Wie schon der Name des Songs verrät, wird es lateinamerikanisch und trotz Salsa-Manier baut sich dieser Song schnell zu einem Industrial-Rausschmeißer ohnegleichen auf.
TURMION KÄTILÖT – ein finnisches Phänomen?
Der aufmerksame Leser wird an dieser Stelle bereits erkannt haben, dass TURMION KÄTILÖT sich bei der Nutzung ihrer Landessprache Finnisch nicht nur auf ihren Bandnamen beschränken. Das führt einerseits dazu, dass Otto Normalhörer – dessen Finnisch mitunter etwas holprig sein kann – oftmals kein Wort von dem versteht, was die beiden Sänger Petja „MC Raaka Pee“ Turunen und Saku „Shaq-U“ Solin von sich geben, andererseits aber auch nicht über eine tiefere Bedeutung der Texte nachdenken muss.
Das TURMION KÄTILÖT in ihrem Heimatland mit dem, was sie tun, Erfolg haben, ist nicht von der Hand zu weisen. Von ihren bisher veröffentlichten acht Alben („Global Warning“ ausgenommen) landeten alle über mehre Wochen in den finnischen Albumcharts, sieben davon in den Top 10 und zwei sogar auf Platz 1. Die Finnen scheinen diesen wilden Industrial-Mix also zu mögen.
Ob der mäßige außerfinnische Erfolg an der bisher mangelnden Reichweite oder den Texten liegt, die außer Landes kaum einer versteht, bleibt fraglich. Sicher ist aber, TURMION KÄTILÖT werden auch weiterhin – ob live oder auf Platte – ihren etwas gewöhnungsbedürftigen Stil durchziehen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Fazit
Im Vergleich zu den Vorgängeralben kommt „Global Warning“ nur schwer in die Gänge und braucht einige Durchgänge, bis es endgültig im Ohr angekommen ist. Einmal angekommen, hat ein Großteil der Songs aber mehr als nur das Potenzial zu bleiben, viele entwickeln sich zu Ohrwürmern sondergleichen. „Global Warning“ bietet viel Abwechslung, solange man ein Ohr für elektronische Klänge und Beats hat. Für den Rest ist "Global Warning", aber auch TURMION KÄTILÖT allgemein, wahrscheinlich zu viel des Guten.
Trackliste:
- Naitu
- Kyntövuohi
- Sylkekää siihen
- Viha ja rakkaus
- Turvasana
- Kuoleman juuret
- Syvissä vesissä
- Sano kun riittää
- Jumalauta
- Revi minut auki
- Syntisten laulu
- Ikävä
- Mosquito A La Carte (To be contiuned 5)