Ministry - Rio Grande Blood


Review


Stil (Spielzeit): Industrial Rock (51:25)
Label/Vertrieb (VÖ): 13TH Planet / Soulfood Music

Bewertung: 8,5/10
Link: http://www.ministrymusic.org

Wat hab ich mich gefreut, als ich den braunen Pappumschlag öffnete und zum Vorschein „Rio Grande Blood“ von MINISTRY kam. Wahnsinn!! Und gespannt war ich, gerade weil das Vorgänger Album „House Of The Mole“ doch schon wieder in die richtige Richtung ging: Lauter, härter, schneller und die politischen Charakterzüge, die das Album ebenfalls sehr prägen. 
Nun, das „Rio Grande Blood“ ebenfalls politisch geprägt ist, dass lässt sich alleine schon vom Cover in keinster Weise weg diskutieren. Wer genau hinsieht, wird neben dem Offensichtlichen (George als Erlöser) auch die Symbole der Freimaurer und der Loge - Skulls and Bones - entdecken. Die Mitgliedschaft bei den Skulls and Bones hat der Cowboy mit den heruntergelassenen Hosen – ähhhh – mit dem tiefer geschnallten Colt auch nicht verleugnet. Ein offenes Geheimnis also. Ohne George W. Bush lassen sich die musikalischen Aspekte des neuen Albums leider kaum betrachten. Zu oft plaudert der Kerl dazwischen und ist immer mit Statements, die einen normal denkenden Menschen nur mit den Ohren schlackern lassen, am Start. 

Doch wenden wir uns nun der Musik des geborenen Kubaners zu. Was Al Jourgensen mit seinen Kumpels Tommy Victor (Prong) und Paul Raven (Killing Joke) hier eingehämmert hat, ist schon sehr beeindruckend. MINISTRY 2006 machen keine Gefangenen. „Senor Peligro“ ist ein schnelles und richtig hartes Stück, dessen Sound unglaublich mächtig ist. Eine wahre Dampfwalze, die sich brutal einen Weg durch´s Unterholz bahnt und dabei alles plättet, was da so rum steht. Ein schnelles Riff eröffnet den Song, bevor krasses Drumming einsetzt. Eine kurze Verschnaufpause und mit Einsetzen der Vocals geht’s gleich heftig weiter. 
Das fünfte Stück „Lies Lies Lies“ startet mit Spoken-Words eines Regierungssprechers, wie mir scheint, der Fragen gern zulässt und versichert, nichts zu verbergen zu haben. Begleitet von dumpf groovenden Gitarren-Riffs sagt er seinen Text auf , bis irgendwann Al an der Reihe ist. Die Struktur des Songs und das immer wiederkehrende dumpfe Riff, das so dermaßen basslastig ist, dass die Boxen zu bersten drohen, erinnert im höchsten Maße an „Psalm 69“. Nach ca. zwei Minuten kommt erstmalig der Refrain, ein ausgesprochen musikalischer Part – richtig geil. Diese Abwechslung macht „Lies Lies Lies“ zu einem absoluten Burner. Auch mit der Wahl der Spoken-Words haben Al und Kollegen 100%ig richtig gelegen. Eine dunkle Stimme, die von Arroganz nur so strotzt. Ein, für das ganze Album, repräsentativer Anspiel-Tipp. So kreativ, wie sich MINISTRY bei diesem Song präsentieren, ist auch das komplette Album gestaltet. 
„Palistina“ markiert einen weiteren Höhepunkt auf „Rio Grande Blood“. Hämmernde Gitarren bestimmen die ersten Sekunden, bevor die anderen Instrumente einsetzen. Die Vocals hetzen den Hörer regelrecht vor sich her. Ein super krasser Song, spannend und beunruhigend, wie ein Gang durchs Minenfeld. 

MINISTRY finden nicht nur zur alten Härte zurück, vielmehr würde ich dieses Album als das Zweitbeste der gesamten Discographie bezeichnen. Bestes ist immer noch „Psalm 69“. Einziger Kritikpunkt: man hätte vielleicht ein paar weniger Spoken-Words in diesem Album verarbeiten können. Sicherlich passen sie gut rein und spiegeln auch die Wut und Kritik der Band an ihrer Regierung wieder, aber manchmal ist weniger auch mehr. Dennoch vermag dies nicht die große Klasses des Albums zu schmälern.