Stil (Spielzeit): Industrial (49:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Mindbase (02.10.09)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/psyclonnine
Back to the roots... Die fünf Kalifornier, welche einst als unbekannte Blackmetal-Band begannen, sich an der Musikszene aktiv zu beteiligen, haben ihren Hang zu handgemachter Musik nun endgültig wiederentdeckt. Was auf dem direkten Vorgängeralbum „Crwn Thy Frnicatr“ bereits seinen Werdegang begann, wird auf „We The Fallen“ nun perfektioniert und in neue Sphären getrieben. Die Mischung aus Blackmetal, Electro, Gothic und Industrial, welche PSYCLON NINE uns auf ihrem vierten Longplayer vorsetzen, könnte eigenständiger nicht klingen.
Allerdings ist zu erwarten, dass dieser Hybrid ebenso polarisiert wie zusammenführt. So wird die geschminkte Haarspray-Fraktion, welche sich zu Songs der ersten beiden PSYCLON NINE-Werken die Füße wundgestampft hat, mit Sicherheit eher subbegeistert sein, wenn nach dem Blindkauf dieser Scheibe festgestellt wird, dass monotone Industrial-Rhythmen nun immer mehr metaltauglichem Songwriting weichen müssen. Ein aufgeschlossener Mensch, welcher HOCICO-Alben ebenso im Schrank stehen hat wie die typischen CRADLE OF FILTH-Klassiker, dürfte hingegen Luftsprünge machen beim Genuss dieser genialen Zusammenführung aus fiesem Blackmetal und düsterem Tanzflächen-Industrial. So erging es mir zumindest.
Und das ist noch nicht alles! Die Herren scheinen mit dem Alter etwas gesetzter zu werden und ließen sich bei den Tüfteleien zum neuesten Machwerk sogar zu einigen ruhigeren Songs hinreißen. Insgesamt ist die Scheibe etwas langsamer ausgefallen als die Vorgänger. Doch wer jetzt denkt, dass PSYCLON NINE an Aggressivität eingebüßt hätten, dem sei beruhigend das knallrote, schimpfende Köpfchen getätschelt – „We The Fallen“ ist zwar langsamer, doch klingt es gerade dadurch, wie ich finde, teilweise noch härter und fieser als jemals zuvor. So richtig Undergound! Also nicht von der Qualität her – der Sound ist erstklassig! Nein, von der rübergebrachten, hasserfüllten und apokalyptischen Stimmung, welche sich mit folgenden vier Buchstaben am besten beschreiben lässt: ANTI. Oder auch EVIL. Wenn auch dieses Wort zumindest im Metal-Bereich mittlerweile eher lächerliche Züge angenommen hat. Man kann fast sagen, PSYCLON NINE haben das E zurück in EVIL gebracht...
Weniger bewanderten Interessenten könnte man den Stil, welchen die fünf grimmigen Amis auf „We The Fallen“ kreieren, mit folgendem Mix aus bekannteren Bands beschreiben: Der Industrial-Anteil erinnert etwas an mit fiesem Gesang ausgestattete Gothic-Industrial-Combos wie HOCICO oder SUICIDE COMMANDO, während der kalte, sterile, aber variantenreiche Metal-Einschlag von Blackmetal-Bands wie THE KOVENANT beeinflusst zu sein scheint. Frontmann Nero Bellum klingt etwas nach Dani von CRADLE OF FILTH und in den ruhigeren Tracks erinnert die Musik durch ihre düstere Verspieltheit teilweise sogar etwas an NINE INCH NAILS. Was jedoch stets präsent bleibt, das ist die Vergleichbarkeit zum wegweisenden Electro-Metal-Mix-Stil der leider in Frieden ruhenden Formation MINISTRY. Hiervon und von der Kult-Truppe KMFDM haben sich PSYCLON NINE mit Sicherheit den Großteil ihrer Inspiration geholt. Denn wenn die musikalischen Ausgeburten des grimmigen Quintetts auch stets sehr viel düsterer und boshafter klingen, so sind es doch die langsam schleppenden, aber dennoch stampfend harten Rhythmen, die diese Band ausmachen.
Etwas gewöhnungsbedürftig sind allein die Vocals, welche zumindest beim ersten Durchlauf etwas sehr hoch klingen. Wenn man sich darauf konzentriert, dann könnte man meinen, hier würde ein Mitglied der Schlümpfe kreischen. Aber darauf muss man sich ja nicht konzentrieren... Ein weiterer Minuspunkt ist die bereits angesprochene ruhige Schiene, welche die Jungs besonders zum Ende des Albums fahren. In den letzten vier Werken vermisse ich ein wenig die sonst so intensive frostige Härte. Doch wissen selbst diese Songs noch, zumindest durch ihre dichte, stimmungsvolle Atmosphäre, irgendwie zu überzeugen...