XmarcusX

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Dass in Ungarn gute Musik gespielt wird, sollte jedem seit den großartigen Bridge To Solace und Embers bekannt sein. Ebenfalls aus Budapest, Ungarn, stammen die Newcomer Velvet Stab, die mit Ihrem brandheißen Release auf Beniihana Records nicht nur mich überzeugen sollten. Anlässlich der Veröffentlichung Ihrer neuen CD spielte die Band ein paar Gigs in Deutschland. Da bot sich natürlich eine sehr gute Möglichkeit für BurnYourEars, drei der fünf Mannen erst mal gehörig auszufragen. Hier das Ergebnis:

Hey, könnt Ihr Euch zuerst einmal vorstellen?Zoli: Okay, wir sind Velvet Stab aus Budapest, Ungarn. Mein Name ist Zoli und singe bei Velvet Stab.Viktor: Ich bin Viktor und spiele Gitarre.Ajtony: Und ich bin Ajtony, der Schlagzeuger der Band.Zoli: ...und dann gibt es da noch Nagy, unsern Bassisten, und Mark, unsern zweiten Gitarristen. Die sitzen aber gerade drinnen und essen.

Wie habt Ihr Euch kennen gelernt?
Zoli: Wir gründeten die Band im Jahre 2000. Mark und ich sind seit unserer Kindheit befreundet. Ajtony lernten wir dann in Budapest kennen und die anderen beiden durch Freunde und Bekannte.

Könnt Ihr Eure Musik mal in Euren eigenen Worten beschreiben?
Viktor: Das ist schwierig! (lacht)Zoli: Stimmt, das ist in der Tat eine schwere Frage! Ich glaube, es ist eine Mixtur aus vielen verschiedenen Stilrichtungen. Unsere größten Einflüsse liegen wahrscheinlich bei Bands wie Deftones, Snapcase und im New School Melodic Hardcore.Viktor: Aber ich würde uns nicht gerne in ein bestimmtes Genre hineinpacken. Weil viele von uns auch andere Arten von Musik hören, dass heißt wir hören nicht nur harte Musik wie Hardcore oder Metal. Ich höre z.B. viel Jazz und Hip Hop. Wir holen uns sozusagen aus allen möglichen Stilen Anregungen.Zoli: Ja, wenn Du z.B. jetzt gerade unsere CD-Kollektion anschauen würdest, dann könntest Du bei uns aus allen möglichen Sparten Musik finden. Aber der Kern bleibt doch der selbe, also vor allen Dingen die Bands, die ich vorhin genannt habe. Es ist hauptsächlich Schreien und Singen, dass sind so die Grundzüge unserer Musik. (grinst)

Ihr seid ja aus Ungarn. Erzählt mir doch mal ein bisschen über die ungarische Hardcore-Szene.
Zoli: Mmh, es ist hauptsächlich konzentriert auf Budapest. Dort finden auch viele Shows statt. Große Touren halten eigentlich auch immer in Budapest, dass heißt die Touren von den großen Bands wie Converge usw. Die anderen Städte haben nicht wirklich eine „Szene". Irgendwie hat sich dort noch nicht wirklich etwas entwickelt. Aber in Budapest ist sie schon ziemlich groß. Aber weil dort so viele Shows sind, sind die Leute auf der anderen Seite auch etwas verwöhnt und gehen nicht mehr zu den kleineren Konzerten.

Ihr seid jetzt schon das zweite Mal hier in Deutschland. Wie ist es, hier zu spielen? Gibt es da irgendwelche Unterschiede zu Ungarn?
Viktor: Wir mögen es, in Deutschland zu spielen. Aber wir mögen es, überall zu spielen. Solange wir auf der Bühne stehen und mit den Leuten zusammen Spaß haben können, macht es keinen Unterschied, in welcher Stadt wir gerade sind.Zoli: Wir mögen es einfach, unsere Musik den Leuten zu zeigen und jeder, der vorbei kommen wil,l ist herzlich willkommen. Aber um auf Deine Frage zurückzukommen. Ist es anders? Ich weiß es nicht. Was wohl am meisten auffällt ist, dass die Kids sich hier nicht so viel bewegen. (lacht)

Ja, da muss ich Dir Recht geben. Glaubt Ihr denn, dass es ein Nachteil für Eure musikalische Karriere ist, dass Ihr aus Ungarn kommt?
Zoli: Mmh, noch eine komplizierte Frage! Ich würde nicht sagen, dass es ein Nachteil ist, da gibt es positive und negative Aspekte. Relativ gesehen gibt es keine besonders große Szene in Ungarn, aber im Moment wird die Szene immer größer, weil sie durch die großen Touren unterstütz wird. Aber, mmh, ist das ein Vorteil oder Nachteil?Ajtony: Hier in Deutschland ist es auf jeden Fall einfacher, eine Band zu gründen; aber sobald man eine Band hat, ist es wahrscheinlich egal, wo man herkommt.Zoli: Ja, stimmt. Eigentlich ist es gleich. Also wir sehen es nicht wirklich als einen Nachteil.

Euer Gitarrist Viktor ist erst vor einem Jahr bei Euch eingestiegen. Wie kommt es, dass Ihr einen zweiten Gitarristen wolltet?
Zoli: Ich denke, ich werde die Frage wohl mal beantworten, weil wir ihn gewählt haben. Um von vorne anzufangen: ich spiele Gitarre und singe. Also war das erste Line-Up mit mir an der Gitarre und am Gesang. Aber dann wollte ich mich nur noch auf's Singen konzentrieren und legte die Gitarre zur Seite. So hatten wir nur noch Mark an der Gitarre, aber viele Songs wurden für zwei Gitarren geschrieben und wir haben diese Harmonie und Fülle des Sounds vermisst. Zusätzlich haben wir noch das Feedback bekommen, dass unsere Musik zwar gut war, aber sie besser sein könnte mit zwei Gitarren. Also dachten wir uns, dass wir noch einen zweiten Gitarristen ins Boot holen sollten und suchten ungefähr ein Jahr lang, bis wir Viktor fanden.

Nun zu Euren Texten: Wie wichtig sind sie für Eure Band und wovon handeln sie?
Zoli: Ich schreibe den Großteil der Lyrics. Viele sind über persönliche Themen und Probleme. Ich schreibe nicht über Politik und so was, hauptsächlich über Emotionen und Gefühle. Einen Text hab ich z.B. geschrieben als wir in der Band heftige Unstimmigkeiten und Komplikationen hatten. Die Band ist wie eine zweite Familie für uns. Da gibt's dann natürlich Höhen und Tiefen und da hab' ich dann einen Song d'rüber geschrieben. Aber manche Texte sind auch gesellschaftskritisch, z.B. dass man die gleichen Sachen jeden Tag macht. Viele Leute stehen um acht Uhr morgens auf, gehen zur Arbeit, gehen wieder nach Hause, setzen sich vor den Fernseher und machen rein gar nichts danach. Und ihr Leben geht einfach an ihnen vorbei und nichts passiert. Es gibt Millionen von diesen Menschen und ich finde die Leute sollten sich einfach bessere/höhere Ziele für ihr Leben stecken.

Ihr habt ja schon mit vielen großen Bands wie Throwdown, Most Precious Blood, Walls Of Jericho oder Zao zusammen gespielt. Wie ist es mit solchen Bands zusammen zu spielen und habt Ihr irgendwas von ihnen gelernt?
Zoli: Natürlich mögen wir es, mit großen Bands zusammen zu spielen, weil sie mehr Leute anziehen und wir so unsere Musik diesen Leuten zeigen können. Aber eigentlich lernt und verbessert man sich mit jeder Show. Du kannst mit jedem Auftritt und von jeder Band etwas lernen, auch wenn es nur „kleine" Bands sind.

Eure neue EP „Where Parallels Meet" wurde von Euch ja bereits im Jahre 2003 herausgebracht...
Zoli: Ja stimmt, aber wir haben sie nicht wirklich released oder irgendetwas ähnliches gemacht. Es war mehr eine Promo, die auf 100 Stück limitiert war. Ungefähr 40 haben wir auf Shows verkauft und den Rest haben wir an Labels verschickt.

Aber jetzt wird sie auf Beniihana Records noch mal remastered und remixed released [VÖ: 11.04.2005]. Seid Ihr auf diese Weise auch in Kontakt mit Beniihana Records gekommen?
Zoli: Ja. Dass heißt, eigentlich kannte ich Bjoern von Beniihana bereits dadurch, dass ich das Artwork für die Embers Platte „First Squall Of An Evil Empire" gemacht habe. Unser Artwork habe ich übrigens auch gemacht. In Ungarn hab' ich so eine kleine Design-Firma und dadurch kannten wir uns. Ich habe ihm dann eine Kopie unserer Promo geschickt. Sie hat ihm gefallen und er hat uns einen Plattenvertrag angeboten. [Das Artwork für beide Bridge To Solace-Alben hat Zoli übrigens auch gemacht]

Nun eine Frage, die Ihr wohl schon oft gehört habt: Was mögt Ihr mehr? Auf Tour gehen oder im Proberaum an neuen Songs schreiben?
Zoli: Ich glaube eher touren. Wir kommen alle sehr gut miteinander aus und so ist auf Tour gehen immer wie ein großer Urlaub für uns. Auf der anderen Seite mögen wir es aber auch, neue Sache zu schreiben. Wenn man alte Stücke andauernd auf Tour spielt, dann werden sie irgendwann langweilig. Deshalb ist es für uns auch wichtig, stets neue Songs zu schreiben. Für mich ist das der einzige Weg, wie eine Band sich weiterentwickeln und wachsen kann. Aber was auf jeden Fall mehr Spaß macht, ist auf Tour zu gehen und zu sehen, wie die Leute auf unsere Musik reagieren.

Vor ein paar Tagen habe ich gelesen, dass Ihr bereits an neuem Material für Eure nächste CD schreibt. Könnt Ihr mir irgendwelche Einzelheiten verraten?
Zoli: Wir haben bisher gut sechs bis sieben Songs fertig geschrieben und haben angefangen, Demos aufzunehmen. Sie werden ein bisschen anders als das alte Material sein. Wir haben versucht, mehr Melodie einzubauen und haben uns noch mehr auf die Arbeit mit zwei Gitarren konzentriert.

Wisst Ihr, ob Eure neue CD auch bei Beniihana Records released wird?
Zoli: Das wird sich wohl erst in der Zukunft herausstellen. Wir haben schon mit Bjoern darüber geredet, aber es steht noch nichts konkret fest.

Wie sehen denn Eure Pläne für das kommende Jahr aus?
Zoli: Also erst mal werden wir jetzt noch weiter an neuen Songs schreiben und weiter Demos aufnehmen. Wir haben vor, ungefähr zehn bis elf Songs für unser erstes Full-Length-Album fertig zu bekommen. Und ansonsten im Sommer noch touren.Ajtony: In Ungarn gibt es viele Sommer-Festivals. Wir wollen auf jeden Fall versuchen, auf ein paar davon zu spielen, um einem großen Publikum unsere Musik präsentieren zu können und neue Fans zu finden. Wir sehen uns, wie Anfangs schon gesagt, nicht als Hardcore-Band und wollen deshalb auch Leute, die andere Musikrichtungen mögen, ansprechen. Für uns ist es wichtig, dass nicht nur Hardcore-Kids unsere Musik mögen, sondern auch andere Leute. Wenn Du z.B. Rock Musik hörst, aber trotzdem Velvet Stab magst, komm einfach vorbei und wir werden Dich herzlich willkommen heißen.Viktor: Genau, kommt einfach vorbei und habt Spaß mit unserer Musik!

Na dann wünsch ich Euch noch viel Erfolg und bedanke mich für das Interview.


Die Band Kurhaus kommt aus dem gemütlichen Bad Bramstedt im hohen Norden Deutschlands. Vor wenigen Wochen jedoch machten sich die fünf Mannen auf nach Göttingen, um hier einen Gig zu spielen. BurnYourEars nutzte die Gelegenheit, um sich gleich einmal Sänger Jan und Schlagzeuger Michael zu schnappen und sie ein bisschen über die Band, über ihre Einstellung zur Gesellschaft und über Veganismus zu befragen. Doch lest selbst, was die beiden so zu erzählen hatten.

Kannst Du Dich und die Band erst einmal vorstellen? Wer seid Ihr und was macht Kurhaus aus?

Jan: Ich bin Jan und singe bei Kurhaus. Neben mir sitzt Michi, der spielt Schlagzeug bei Kurhaus. Gerade nicht anwesend sind Nico und Marius, die Gitarre spielen und Christian unser Bassist und hauptamtlicher Webmaster.

Wo würdet Ihr Euch musikalisch selber einordnen?

Jan: Wir spielen Hardcore, aber ohne die genreüblichen Zusätze wie Metal Hardcore, Emo Hardcore oder Old-School-Hardcore. Wir bevorzugen einfach die Bezeichnung Hardcore.

Euer neues Album „Refuse To Be Dead" hat ja eine Menge gute Kritiken eingefahren. Wie steht Ihr zu dem Album?

Michael: Ich würde es selber auch gut kritisieren, wenn ich eine Rezession drüber schreiben müsste. (grinst) Es ist einfach das Beste was wir bisher auf die Reihe bekommen haben. Es steckt viel Arbeit, viel Herzblut drin - sowohl textlich als auch musikalisch. Wir haben einfach alles gegeben.

Eure Texte auf dem Album sind sehr gesellschaftskritisch. Wie wichtig ist es für Euch, dass die Leute die Texte auch verstehen bzw. wie wichtig sind die Texte für Euch allgemein? Ihr habt ja zu jedem Text eine kleine Erklärung im Booklet eingefügt.

Jan: Da ich die meisten Texte geschrieben habe, antworte ich da doch gleich mal drauf. Also klar sind uns die Texte wichtig! Wir wollten die Texte auf jeden Fall auch mit im Booklet abdrucken. Und die Notes am Ende der Texte waren uns auch wichtig, da sich manche Texte vielleicht nicht aus sich selbst heraus erklären; auch wenn das natürlich wünschenswert wäre. Aber wenn Du das schon gesellschaftskritisch nennst, solltest Du die Outtakes mal hören, also die Songs, die es nicht aufs Album geschafft haben, weil sie zu kurz, hart und schnell sind. Da wird's erst richtig deftig gegen das System. Aber genau das ist uns halt wichtig. Solche Texte gehören für uns zu Hardcore und Punk dazu. Hardcore und Punk ist per Definition gesellschaftskritisch für uns.

Und was inspiriert Dich zu den Texten?

Jan: Das ist unterschiedlich. Es sind ja auch gefühlsbetonte Texte auf der Scheibe, die mehr die private Seite beleuchten; z.B. Liebe aber auch viel Veränderung. Bei Liebe ist es so, dass es da meist um eine ganz bestimmte Person geht. Die anderen Sachen, die mehr von dem Ich und von Veränderung handeln, z.B. Radically Change Myself, das sind Situationen, wo ich mich hingesetzt habe und sehr unzufrieden mit mir selbst war und es einfach raus musste. Ich glaube, den Anfang dieses Textes habe ich in irgendeinem ziemlich langweiligen Soziologie-Seminar an der Uni geschrieben, weil ich einfach plötzlich das Gefühl hatte, dass mein Leben nicht besonders viel Sinn machte und ich mich in Bezug zu anderen Menschen wie ein Arschloch verhalten hab'. Diesen Text habe ich sozusagen als eine Art Selbstreinigungsprozess geschrieben, um das einfach raus zu schreien, möglichst jeden Abend. Und die politischen Texte, die kommen zwangsläufig. Ich brauche nur den Fernseher anschalten, was ich ziemlich selten mache, oder ich brauch' nur auf die Straße gehen oder mit der U-Bahn fahren und bekomme einen tierischen Hass auf diese Gesellschaft. Irgendwann bin ich aber dazu gekommen, es nicht mehr Hass zu nennen sondern Enttäuschung. Die meisten Menschen konsumieren nur stumpf und es ist ihnen vollkommen egal, dass diese Welt zu Grunde geht, dass unsere Gesellschaft auf Ausbeutung basiert, dass wir alle nur das Privileg haben, wie hier am Tresen zu sitzen, Sinalco Cola und Vita Malz zu trinken und heute Abend für wenig Geld ne Hardcore/Punk-Show sehen zu können, weil dafür Menschen in der so genannten Dritten Welt sterben. Und das ist uns heute Abend sogar auch egal! Wenn wir heute Abend auf der Bühne stehen und ihr vor der Bühne stehen werdet, oder umgekehrt, dann wird uns das egal sein und dass ist schlimm! In dem Moment hören wir auf, Menschen zu sein. So was macht mich wütend und da kann einfach kein „Gesellschaft: Ich liebe Dich!"-Text bei 'rauskommen und auch kein Humor mehr.

Ihr seid alle Vegetarier bzw. Veganer. Wie steht Ihr der Vegetarier/sXe-Welle gegenüber? Mir kommt es momentan so vor, als ob viele Leute nur Vegetarier werden, weil es ein Trend ist. Was haltet Ihr davon?

Michael: Also an sich finde ich das gar nicht schlecht. Ich hab da eigentlich überhaupt nichts dagegen, auch wenn es eher die Einsicht sein sollte, welche die Menschen dazu bringen sollte, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Aber so ist es immer noch besser, als wenn sie es gar nicht tun würden. Ich finde, Straight Edge kann man machen, wenn man sich dann besser fühlt, aber Vegetarismus oder Veganismus ist halt richtig wichtig, denn da geht es nicht nur um einen selbst, sondern auch um viele andere, die man ansonsten schädigt.
Jan: Für uns alle ist es so, dass wir schon seit vielen Jahren Vegetarier sind und ich bin der Quoten-Veganer auch schon seit ein paar Jahren und vielleicht bekomm ich die anderen ja auch noch dazu. Für mich ist es mittlerweile so, wenn ich durch die Straßen gehe und Menschen in meinem Alter sehe, dass ich automatisch annehme, dass sie Vegetarier sind. Das ist für mich Standard. Wenn jemand Fleisch ist, dann versuche ich das zu ignorieren, wenn ich diesen Menschen trotzdem mögen möchte. Das Veganismus was krasseres ist und etwas mehr Anstrengung mit sich bringt, sehe ich ein. Und das nicht alle Menschen Straight Edge sind, dass sieht man ja schon in unserer Band, wir sind ja auch keine Straight-Edge-Band, auch wenn wir Straigth-Edge-Kids in der Band haben. Straight zu sein ist, wie Michi gerade sagte, eine persönliche Entscheidung; Vegetarismus, Veganismus ist aber für die Tiere.

Nun zurück zur Musik. Wir haben ja schon über eure Texte gesprochen. Wenn Ihr einen Song schreibt, wie wichtig ist es für euch, dass die Texte mit der Musik zusammen passen? Auf eurem letzen Album ist das meiner Meinung nach ziemlich gut gelungen.

Michael: Also eigentlich stehen immer die Musik und die Texte einzeln, weil wir auch nicht immer alles zusammen im Proberaum machen sondern auch viel zu Hause entsteht. Wir wohnen ja schon längst nicht mehr alle auf einem Fleck. Die drei Hamburger Nico, Marius und Jan treffen sich auch so unter der Woche mal für 'nen Abend und machen sich Gedanken über Songs und Texte und wie das denn alles zusammen passen könnte.
Jan: Ja, es ist im Endeffekt bei den fertigen Songs zwar so, dass der Song zuerst da ist und der Text danach folgt. Oft ist es aber auch so, dass der Urgedanke, die Keimzelle des Songs eine Textidee ist, die dann zum Refrain wird. Einer aus der Band kommt z.B. und hat 'ne tolle Idee wie „Mr. President can't you see, that all your pride means nothing to me?" (Anm.: Textzeile aus „We Marked These Red Lines"), was sich nebenbei bemerkt nicht auf George W. Bush bezieht sondern auf jedes Staatsoberhaupt, also z.B. auch auf Herrn Köhler oder zu der Zeit noch Herrn Rau. So was ist dann meistens der Grundgedanke, um den sich die Musik dann formt. Irgendwann sind dann auch Strophen da, die mit Text gefüllt werden müssen. Und das ist dann oft meine Arbeit. Ich muss dann in der richtigen Stimmung dazu sein und den Song meistens ein paar Tage in meinem Kopf herumgeistern lassen, bevor mir dann plötzlich, sei es in der Uni oder in der Bahn oder sonst wo, der passende Text einfällt. Das dauert dann oftmals auch nur ein paar Minuten und dann ist der komplette Text fertig.

Ihr mixt ja ziemlich viele Stilrichtungen in Eurer Musik. Welche Bands inspirieren Euch am meisten beim Schreiben von neuen Songs?

Jan: Da die meisten Songideen aus den Händen unserer Gitarristen stammen, versuche ich mal, in ihrem Sinne zu antworten. Früher haben wir zwar ganz andere Musik gehört, aber ganz eindeutig die letzte Platte und auch unsere gegenwärtige Musik beeinflusst haben Bands wie At The Drive-In, An You Will Know Us By The Trail Of Dead, Turbostaat, Blood Brothers und Robocop Kraus. Aber natürlich sind es natürlich auch unsere Wurzeln, die uns beeinflussen. Wir sind alle mit Melodic Punk und NY Hardcore und ebenso mit Metal und auch der Hamburger Schule aufgewachsen. Es ist halt 'ne ziemliche breite Basis, die wir vereinen. Gerade die Einflüsse aus dem Punk und auch dem Deutsch-Punk sorgen dafür, dass wir immer noch 'ne ordentliche Ladung Schub hinter unsere Songs hauen. Im Gegensatz zu uns sind Bands wie z.B. At The Drive-In zwar schön, aber sie hauen nicht wirklich „auf die Fresse". Wir haben den Traum, dass wir das beides bei uns vereinen können.

Ich habe gelesen, dass Ihr seit der Gründung der Band immer noch im Original-Line-Up besteht. Wie ist es, mit den gleichen Leuten seit nunmehr fast einem Jahrzehnt zusammen Musik zu machen? Ihr müsst Euch ja blind auf der Bühne verstehen.

Michael: Ja, kann man so sagen. Wir kennen uns ja eigentlich noch viel länger, als es die Band gibt. Die kam irgendwann einfach dazu. Es ist schon ein blindes Verständnis und man braucht oft gar nicht mehr viel sagen. Zwar ist es oft auch nicht ganz einfach, aber dann gibt es auch wieder Momente, wo man merkt wie geil es doch ist. Wir kennen es ja auch gar nicht anders, weil wir vorher auch gar keine andere Band hatten.
Jan: Es ist definitiv auch so, dass keiner von uns ohne die Band heute das wäre, was er ist. Vielleicht hätte der eine 'ne Banklehre gemacht und der andere sein Leben lang mit seiner E-Gitarre in seinem Zimmer geklimpert und der nächste hätte vielleicht nie Musik gemacht. Wer weiß? Ohne die Band wären wir heute einfach nicht das, was wir jetzt sind. Der letzte Song auf unserer Platte, „Last Song", thematisiert das auch sehr schön. Er ist in einer intensiven Songwriting-Woche entstanden, in der wir endlich die Platte fertig stellen wollten und hat die schöne Textzeile „Five teenage kids grew a family". Wir haben damals angefangen und wollten einfach nur Musik machen. Unser großer Traum war vielleicht mal, 'nen Tape zu machen und in Bad Bramstedt zu spielen. Nachdem wir das dann gemacht hatten war unser nächstes Ziel aber sofort vielleicht irgendwann mal ne CD zu machen und auch mal außerhalb von Bad Bramstedt zu spielen. Mittlerweile haben wir zwei CDs und eine EP draußen plus zwei Demos und haben über hundert Konzerte gespielt, leider viel zu wenige südlich der Elbe, aber es bedeutet uns immer noch sehr viel. Jeden Abend, wenn wir auf die Bühne klettern und dort stehen, geht es um alles oder nichts. Das ist ein Stück von unserem Leben geworden und ohne das würde unser Leben nicht mehr so viel Sinn machen. Es geht, um noch mal den Text zu zitieren, um Tod und Widergeburt, jeden Abend sich selbst erschaffen.

Was ist für Euch das Beste daran, in einer Band zu sein? Neue Songs zu schreiben und aufzunehmen oder sie live einem Publikum zu zeigen?

Michael: Natürlich ist es einfacher sie zu spielen. Aber es schon geiler, wenn Du fertige neue Songs hast, die richtig „kicken", und Du sie dann live präsentieren kannst. Wenn die Leute dann noch richtig dazu abgehen, ist das schon besser, als stundenlang im Proberaum zu sitzen und an neuen Songs zu schreiben. Aber genau das ist ja auch wichtig, denn man will ja nicht andauernd dieselben Songs spielen.
Jan: Ja, das ist halt so: Im Proberaum, das ist Arbeit, doch ohne diese Arbeit würde es nicht funktionieren. Wir haben mittlerweile durchgerechnet, dass wir über 50 Songs live gespielt haben, von denen natürlich nur ein Bruchteil veröffentlicht wurde. Aber jedes Mal, wenn Du einen Song zum ersten Mal präsentierst, dann bekommst Du schon Herzklopfen und denkst: „Oh mein Gott! Premiere! Mal sehen, ob die Leute es mögen." Und wenn der Song dann gut ankommt, dann hat es sich auch gelohnt, die vielen Stunden im Proberaum zu verbringen und an diesem Song zu schreiben. Aber im Zweifelsfall ist live spielen viel wichtiger als im Proberaum oder Studio zu arbeiten. Live zu spielen ist einfach das Ding, wenn Du Hardcore oder Punk machst.
Michael: Ich würde auch sagen, live zu spielen ist auch quasi die Feuerprobe für einen Song. Wenn der Song live nicht läuft, dann wird er auch meistens wieder verworfen. Einmal haben wir Wochen oder gar Monate an einem Song gearbeitet, ihn dann live gespielt und danach kam er in die Tonne. Zwar fanden wir ihn alle so geil, aber er lief live einfach nicht. Und im Gegensatz dazu, wenn ein Song dann live funktioniert und das auch öfters, dann ist die Wahrscheinlichkeit auch hoch, dass er es auf die Platte schafft.

Wie sehen Eure Pläne für die nächsten 12 Monate aus?

Michael: Die Pläne sind, weiterhin live zu spielen. Vielleicht auch mal im Ausland, um ein bisschen voran zu kommen. Wir wollen jetzt weiter an neuen Songs arbeiten und ein/zwei Split 7" veröffentlichen und dann arbeiten wir auch schon auf die nächste Platte hin. Das soll jetzt nicht wieder ein paar Jahre dauern, sondern am besten noch nächstes Jahr 'was werden.
Jan: Ja, mit den neuen Songs und Split 7" wollen wir noch nicht zu viel verraten, weil da noch nichts Konkretes feststeht, aber da wird d'ran gearbeitet. In nächster Zukunft gehen wir jetzt erst mal auf eine zweiwöchige Tour quer durch Deutschland und kurz danach ist ein kurzer Abstecher mit Matula aus Münster nach Dänemark geplant, was dann unser erster Auslandseinsatz werden wird. Was uns noch wichtig ist, dass wir dieses Jahr unsere CD „Refused To Be Dead" auch als LP veröffentlichen wollen. Denn Vinyl ist halt das Ding und Medium schlechthin! (lacht)

Na dann danke ich euch für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Michael: Wir haben zu danken!

Underoath Interview

Underoath sind ja momentan der Geheimtipp, wenn es um Emocore geht. Mit Ihrem neuen Album „They're Only Chasing Safety" ist ihnen ein ganz großes Stück Musik gelungen. Anlässlich der ersten Europatour der Band hat sich BurnYourEars mit Gitarrist James über die Band, über ihre Beziehung zu Gott und natürlich über ihre Pläne für die Zukunft unterhalten.


Nicht weit von meinem Heimatort Herford entfernt liegt die schöne Stadt Bremen, die nicht nur für das beste Bier Deutschlands sondern auch für coole Konzerte bekannt ist. Letzteres erlebten wir am vergangenen Sonntag, den 21.08.2005, als meine All-Time-Favorite-Band Darkest Hour endlich mal wieder nach Deutschland kam. Mit im Gepäck hatte sie die chaotischen Bands Beecher und Reflux. Der Local-Support waren Tephra.

Underoath live

Endlich kamen die Emocore-Größen Underoath zum ersten Mal nach Deutschland bzw. Europa. Das wollte ich mir als echter Fan natürlich nicht entgehen lassen und machte mich mit ein paar Kumpels auf den weiten Weg nach Bochum. 

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