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Erwarte das Unerwartete! Und dass VALBORG sich häuten würden, war zu erwarten. Das ist schließlich der Normalfall bei allen „Zeitgeistern“. Nun war ich von „Glorification of Pain“ ziemlich begeistert und halte die damals vergebenen 9 / 10 Punkte mittlerweile sogar für zu wenig. In so einem Fall arten Entwicklungen fast notwendig in Enttäuschungen aus…
Der markanteste Unterschied: "GoP" war sehr doomlastig, entsprechend wuchtig und trotz diverser Anleihen bei allem was finster, fies und fein ist und trotz einiger dezenter Disharmonien ziemlich geradeaus: Ein sich gemächlich und gleichmäßig ins Fleisch bohrender Dorn aus nicht keimfreiem Edelstahl: die Glorifikation des süßen Schmerzes eben…
„Crown of Sorrow“ verfolgt über weite Strecken einen völlig anderen Weg; entschieden vertrackter und vordergründig brutaler. Mit diversen schnellen Parts, es geht stärker in Richtung Death / Black. Es ist beinah so, als wäre die aus den anderen Projekten ISLAND und WOBURN HOUSE gewichene Gewalt und Härte komplett in VALBORG eingedrungen.
Aber auch wenn Sänger / Gitarrist Christian Kolf im Interview zu Recht „ein transzendentales Gewitter der Gewalt“ ankündigte...: bei den Bonnern meint das natürlich kein sinnfrei stumpfes oder verfrickeltes Dauergeballer. Immer wieder wird Druck weggenommen und verspielte, sogar romantische, mystisch angehauchte Passagen eingelassen. Ein ordentliches Gewitter besteht ja auch nicht bloß aus Blitz und Donner, sondern gerade auch aus der atemholenden, beängstigenden Ruhe dazwischen.
Wollte man die Songs im Einzelnen en detail beschreiben, wäre die Rezension wahrscheinlich zur Veröffentlichung des Nachfolgers fertig. Es passiert so irrsinnig viel. Dass man (Band wie Hörer) nie den roten Faden / die Geduld verliert, ist eines der großen Geheimnisse von VALBORG.
Aber zwei Kleinigkeiten sollten noch unbedingt erwähnt sein: Zum Einen; wieder wurde das Album live im Studio eingespielt und ist so was von direkt produziert (mal wieder Oliver Weiskopf) und perfekt gemischt (mal wieder Tom Kvålsvoll): nicht bloß ein ehrlicher, analoger Tritt in die Eier aller Click-Drum & DAW-Fetischisten; für den Hörenden ein Genuss an sich.
Zum Anderen; aus den insgesamt und in sich so vielfältigen Nummern möchte ich eine herausgreifen. Schlicht, weil „I Am Space“ nach meinem Empfinden das beste (mir bekannte!) Stück Metal ist, das jemals in Deutschland geschmiedet wurde. Es ragt heraus, weil es einen sofort und unmittelbar packt. Eine gottverdammte Hitsingle, in der aber reichlich was passiert: in der Doom, Death, Black Thrash, Core und Heavy Metal eine auf’s Äußerste komprimierte und dabei völlig luftige und logische Allianz eingehen.
„I Am Space“ würde ich spielen, wenn ich nur einen Song Zeit hätte, um einem Außenstehenden die vielfältige Wunderwelt des Metals zu demonstrieren. Und doch: auch wenn sich VALBORG hier selbst übertroffen haben, weil „I Am Space“ die spezifischen Vorzüge von „Glorification Of Pain“ und „Crown Of Sorrow“ vereint, ist es nur der wundervollste Track eines großartigen Albums. Nicht enttäuschend, nicht besser oder schlechter als der Vorgänger, bloß anders. Schwärzer und bunter zugleich, vielleicht.
Und endlich bahnt sich auch die breitere Anerkennung an: VALBORG sind zum Roadburn eingeladen worden. Von Herrn HELLHAMMER / CELTIC FROST persönlich. Pünktlich dazu erscheint auch CoS, während der Nachfolger („Barbarian“) schon fertig gemischt in der Schublade lauert…