Stil (Spielzeit): Gothic Metal (51:54)
Label/Vertrieb (VÖ): MSM Production / Target Distribution (23.04.10)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/clonecircle
Davon kann ich nicht genug bekommen... Das ist jetzt natürlich Gift für die nächsten zu rezensierenden Scheiben, aber „Behind The Wire“ wird wohl noch ein Weilchen in meinem Player rotieren müssen, bevor ich da etwas anderes herein lasse. Dabei ist diese Art von Musik sonst eigentlich gar nicht sonderlich mein Fall. Im Plattenladen wäre ich mit höchster Wahrscheinlichkeit an dem deutlich auf Gothic-Rock mit ausgeprägtem Elektronik-Einschlag hinweisenden Cover dieses dänischen Zweitwerks vorbeigelaufen, ohne auch nur eine Sekunde lang über eine Gehörprobe nachzudenken. Doch was wäre mir alles verborgen geblieben... Welch liebevoll konzeptioniertes Artwork hätte ich nie zu Gesicht bekommen... Was für melancholische Klänge hätten mir nicht meine kostbare Zeit gestohlen, welche ich mit so vielen produktiveren Beschäftigungen als Liegen, Träumen und Zuhören häte verbringen können... Welch harmonische und auf sehr angenehme Weise penetrante Würmer hätten sich niemals bei mir eingenistet, um für einen längeren Aufenthalt die Innenohren zu tapezieren... Wieviel Lärmbelästigung wäre meinen leiderprobten Nachbarn erspart geblieben...
Dabei ist das neue Werk der vier dänischen Düster-Schmacht-Rocker von CLONECIRCLE nun wahrhaftig kein typisches Album, welches zum übertriebenen Aufdrehen der Anlage auffordert. Die elf darauf enthaltenen Songs versprühen zwar eine sehr intensive Power, doch ist es nicht die Art von wuchtiger Power, welche zum Springen und Bangen animiert, sondern viel mehr subtil verkörperte Dynamik. Wie eine Art Tankstelle für mentale Energie. Wenn auch die grundlegende Stimmung auf „Behind The Wire“ meist eher nachdenklich bis traurig daherkommt, vermag Frontmann Martin Hellgren mit seiner kraftvollen Stimme doch eine außerordentlich bodenständige Atmosphäre zu schaffen. Auch die dazugehörige Instrumentalisierung ist teilweise ziemlich druckvoll und verpasst einigen Songs eine für den typischen Gothic-Bereich außergewöhnliche Härte. Das hier ist nun mal kein reiner Gothic-Rock oder -Metal, sondern eine recht eigenständige Mischung aus klassischem Metal, düsterem Gothic, kaltem Industrial, modernem Rock und jeder Menge Emotionen. Derartiges habe ich bisher in dieser Form nur bei der deutschen Schwarzseher-Formation EVEREVE gehört. Und in etwas anderer Ausprägung vielleicht noch auf den neueren Werken von PARADISE LOST.
Kennt vielleicht noch einer die großartige „Regret“ von eben erwähnten EVEREVE? Genau diese Art von kraftstrotzender Atmosphäre und emotionaler Aufgewühltheit verspüre ich auch beim Genuss der Musik von CLONECIRCLE. Deren Songs sind überwiegend sehr Refrain-lastig aufgebaut, was auch vollkommen gerechtfertigt ist, denn die Melodien sind absolut eingängig und geben mir kaum die Möglichkeit, bei deren Definition um die kitschigsten Adjektive herumzukommen. Und wenn es gerade mal nicht verträumt aus den Boxen dudelt, wird auf „Behind The Wire“ durch die fast permanente Keyboard-Untermalung auch gerne mal musikalische Kälte und damit verbundene Härte verkörpert, was sich perfekt ins Gesamtbild einfügt.
Wie eventuell bereits durchgeschienen ist, bin ich leicht begeistert von diesem schwerlich nur nebenbei hörbaren Meisterwerk. Ganz besonders angetan haben es mir neben dem Titeltrack, zu welchem die Jungs auch bereits ein Video gedreht haben, das mitreißende „Your own worst enemy“ und das sehr ruhig beginnende und mächtig endende „Thunder and the rain“. Diese bombastischen Tracks befinden sich alle am Anfang der Scheibe. Leider muß ich bei all dem Lob eingestehen, dass „Behind The Wire“ zum Ende hin ein wenig schwächelt. Es ist nun mal ziemlich schwer, auf einen Schlag ganze elf potentielle Single-Auskopplungen zu veröffentlichen, und daher gibt es auch hier einige Tracks, die weniger Beachtung finden als andere. Augrund des astreinen Soundgewandes und der Tatsache, dass Geschmäcker gerade hinsichtlich favorisierter Songs auf einem Album nun mal verschieden sind, gibt es dennoch gute acht Punkte für die vier klonzirkelnden Dänen...