Stil (Spielzeit): Metal mit Zusatzstoffen (54:47)
Label/Vertrieb (VÖ): Drakkar/SonyBMG (31.03.2006)
Bewertung: Deliziöses Mahl für Feinschmecker [8/10]
Link: http://www.thedogma.net/
Musik aus Italien. Nein, weder die RHAPSODYs noch LACUNA COIL geben sich hier ein Stelldichein. Auch der erotische Kräuterlikör (na? Wer findet den Witz?) wird außen vor gelassen. Eine Band namens THE DOGMA tischt uns hier ihr Debütalbum auf, und wir von der Feinschmeckerfront wollen wissen, ob es uns mundet.
Die Entstehungsgeschichte dieser Band liest sich wie ein Roadmovie. Ein Gitarrist trifft auf einer Beerdigung den Friedhofsgärtner, der singen kann. Beide sitzen in der rückwärtigen Ausscheidung und treffen auf der Polizeistation einen Keyboarder, und schwupps steht ein Grundgerüst, das mit Drummer und Bassisten schnell komplett ist. Geschichten, die das Leben schreibt, und auch nur das. Danach folgt der übliche Tross von Gigs und Demos bis zum Deal und zur Studioaufnahme. Als Randnotiz dazu sei angemerkt, dass die Platte nicht vom Drummer der Band eingespielt wurde, da dieser sich am ersten Aufnahmetag verletzte. Was macht das Label? Die setzen denen den Terrana (u.a. RAGE) auf den Hocker. Also ist schon mal klar, dass die Drums stimmen. Wie aber steht es mit dem Rest?
Ich darf berichten: es steht bestens. Die Jungs haben Talent, sie haben Ideen und viel wichtiger, sie stehen zu dem, was sie uns hier vorsetzen, und das hört man quasi in jedem Riff, in jedem Fill und jedem Beat. Beschwingt, gar leichtfüßig gehen sie zu Werke. Die Songs weisen neben dem hohen Anteil an klassischem Heavy Metal (besonders der Sänger scheint die alte Schule zu mögen) auch eine Schnittmenge an progressiven Parts, Gothic-Einflüssen und geilen Keyboard-Kaskaden auf. Das ganze hat man gut umgerührt, ein wenig köcheln lassen und mit der eigenen Note gewürzt. Diese Platte ist genau richtig, um derbst abzugehen. Auch wenn ich eigentlich für die düsteren Sachen zuständig bin, so habe ich an den frickeligen Gitarrensoli, die sich auch mal mit den Keys „duellieren“ meine helle Freude. Der Choreinsatz bei „Devil’s Bride“ erinnert ein ganz klein wenig an Sachen, die THERION gemacht hätten, aber diese beiden Bands sind keinesfalls zu vergleichen, da bei THE DOGMA eindeutig der Heavy Metal überwiegt.
Ein Leckerschmecker sozusagen. Die Südländer machen hier wirklich nichts Halbgares, was sich unter anderem auch in der Länge der Songs widerspiegelt, die bis auf eine Ausnahme allesamt die fünf-Minuten-Marke knacken. Langweilig wird es dabei zu keiner Zeit. Die Produktion aus dem Hagener Woodhouse Studio unter der Aufsicht von Siggi Bemm ist absolut tadellos. Alles ist genauso zu hören, wie ich mir das vorstelle. Ordentlich Druck ist auch dahinter, ohne dass filigranere Teile untergehen. Jeder Metaller, der eine Gothicqueen zu Hause hat, sollte diese Scheibe mal zu Testzwecken in sein privates Sortiment aufnehmen. Ich jedenfalls werde da mal einen Probedurchlauf starten, denn mir schmeckt es!