Leichenwetter - Legende



Stil (Spielzeit): Gothic Metal (54:53)
Label/Vertrieb (VÖ): Echozone/Intergroove (15.10.10)
Bewertung: 6,5/10

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Die Iserlohner LEICHENWETTER haben es sich auf die Fahne geschrieben, Gedichte deutscher Lyriker zu vertonen. Mit "Legende" sind die Sauerländer nun bereits bei ihrem vierten Album angelangt, auf dem sie ihre Mischung aus RAMMSTEIN-artigen Stakkato-Riffs, Gothic Metal und Electro mit einer guten Portion Bombast und Orchester würzen.

Auf "Legende" haben sich Sänger Numen, Gitarrist Dawe, Bassist Lord Hur, Drummer RaweN und der "orchestrale Navigator" Der Voigt u.a. daran gemacht, den berühmten "Erlkönig" von Goethe, Brentanos "Schwanenlied", "Herbseele" (Georg Trakl) und das "Abendlied" von Ernst Moritz Arndt zu vertonen – und das gelingt den Westfalen meist ziemlich gut. Vor allem der "Erlkönig" mit seinem starken Gesang, dem spannungsgeladenen Aufbau und bombastischen Strophen sowie das sehnsuchtsvolle "Schwanenlied" wurden beeindruckend und sehr atmosphärisch umgesetzt. LEICHENWETTER verstehen es, die meist düstere und bedrückende Stimmung der Gedichte in Musik zu kleiden. Dabei greift das Quintett weit umfangreicher als in der Vergangenheit auf Keyboardsounds, Streicher und weitere Orchestrierungen zurück als auf den letzten Alben und fährt die elektronischen Einflüsse ein gutes Stück zurück. "Chor der Toten" wird beispielsweise eher vom Orchester als den traditionellen Metal-Instrumenten geführt. Somit schaffen es LEICHENWETTER, ein wenig aus dem starren Korsett der Gothic-/Neue Deutsche Härte-Szene auszubrechen und eigene Farbtupfer mit in ihren Sound einzubringen. Den Vorwurf, sich allzu sehr bei RAMMSTEIN, MEGAHERZ und Co. zu bedienen, müssen sich die Musiker nicht mehr gefallen lassen, obwohl man nach wie vor deutlich den Einfluss solcher Bands heraus hören kann.

"Legende" präsentiert LEICHENWETTER also in bisher bester und abwechslungsreichster Form, krankt allerdings an einer etwas zu dünnen Produktion. Sänger Numen verfügt zwar über ein variables, volltönendes Organ, lispelt an einigen Stellen allerdings immer noch dermaßen stark, dass man sich das Grinsen wirklich nicht verkneifen kann – was eigentlich so gar nicht zu den düsteren Interpretationen deutscher Lyrik passt. So wird das FALCO-Cover "Out Of The Dark" (das tragischste Lied des österreichischen Sängers; würde eher zu RAMMSTEIN passen) zu einer einzigen Parodie, die zudem im Original noch weit verzweifelter klingt. Wenn dieser Makel endlich einmal ausgemerzt werden könnte, wäre das ein großer Schritt für LEICHENWETTER. Trotzdem: "Legende" ist der bisher beste Output der sauerländischen Band.
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...

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