In Extremo - Sterneneisen Tipp

In-Extremo-Sterneneisen

Stil (Spielzeit): Mittelalter Rock/Metal (47:17)
Label/Vertrieb (VÖ): Vertigo/Universal (25.02.2011)
Bewertung: 8/10

Link: http://www.inextremo.de

Drei Jahre nach dem bislang letzten Studioalbum "Sängerkrieg", das auch als akustische Version erschien, beehrt uns Deutschlands beste Mittelalter Rock-Formation mit einem neuen Album wieder. "Sterneneisen" heißt das neue Werk, der Titel lehnt sich an ein unbekannte Metall an, das in Himmelskörpern wie Meteoriten gefunden wurde und aus dem der Legende nach sogar König Arturs Schwert Excalibur geschmiedet sein soll.

Die seit vielen Jahren zusammenspielenden Musiker (einen Besetzungswechsel gab es: 2010 stieg Specki T.D. für Drummer Morgenstern ein) führen die auf "Sängerkrieg" eingeschlagene Linie fort und klingen anno 2011 noch rockiger, noch dreckiger – und vielleicht sogar noch besser. IN EXTREMO waren immer schon die räudigste und metallischste aller Mittelalter-meets-Rock-Kapellen, was nicht zuletzt an der unvergleichlich charmant-rauen Stimme von Michael Rhein liegt. Im Säuferlied "Viva La Vida" übertrifft sich der Sänger selbst und klingt zu Beginn tatsächlich so, als hätte er die Nummer nach einer durchzechten Nacht morgens um sieben eingesungen. Die sieben Halunken feiern zwar gerne, haben aber auf "Sterneneisen" auch noch viel mehr zu bieten – sowohl in textlicher als auch musikalischer Hinsicht.

Der vorab als Single ausgekoppelte Opener "Zigeunerskat" mit seinem Ohrwurmrefrain ist beispielsweise der perfekte Einstieg in ein Album voll harter Gitarren und wird von dem etwas an DIE TOTEN HOSEN erinnernden "Gold" abgelöst. "Stalker" behandelt das im Songtitel erwähnte Thema und ist einer der härtesten Songs des Albums, während der Titeltrack "Sterneneisen" mit schönen Metaphern der typische "Wir sind IN EXTREMO und ihr gehört dazu"-Song ist, der von der Attitüde her ein klein wenig an die BÖHSEN ONKELZ erinnert. Im Großen und Ganzen ist "Sterneneisen" ein ziemlich hartes Album geworden, doch ein wunderbarer Song wie "Siehst du das Licht" (erinnert vom Thema und der Intensität her an "Die Gier", das mir in der SILBERMOND-Version sogar noch besser gefällt) mit seinem grandiosen Chorus bringt Abwechslung. Für die melancholische Fischer-Ballade "Hol die Sterne" hat die Band einen der wohl derzeit angesagtesten deutschen Musiker ins Boot geholt, nämlich den Grafen von UNHEILIG, dessen warme Stimme perfekt zur Stimmung des Songs passt. Als weiterer Gastmusiker ist KREATOR-Chef Mille Petrozza bei dem sehr coolen "Unsichtbar" zu hören. Die siebte "Zauberspruch"-Fassung sorgt zudem für eine der seltenen Verschnaufpausen, auch der letzte Song "Vermiss dich" ist eine melancholische Ballade, zu der man besser träumen als bangen kann.

Ein, zwei Nummern wie "Auge um Auge" fallen im Vergleich zum Rest des Albums ab, doch über die gesamte Lauflänge muss man IN EXTREMO nach "Sängerkrieg" erneut ein sehr gutes Album attestieren, dessen Härte nicht wirklich überrascht. Ein Wort noch zu den Lyrics: Vor allem in Songs wie "Siehst du das Licht" wird deutlich, wie begnadet und bildreich die Band texten kann. Beide Daumen hoch und weiter so – man sieht sich auf Tour, wo die tollen neuen Songs sicher eine Bereicherung der Setliste darstellen werden.