Saltatio Mortis - Sturm aufs Paradies Tipp

SaltatioMortis Sturm Cover 400

Stil (Spielzeit): Mittelalter Rock (50:29)
Label/Vertrieb (VÖ): Napalm Records (02.09.11)
Bewertung: 8,5/10
saltatio-mortis.com

Mit "Wer Wind saet..." gelang den Mittelalter Rockern vor zwei Jahren ein richtig, richtig gutes Album irgendwo in der Schnittmenge zwischen IN EXTREMO und SCHANDMAUL. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Band vorher gar nicht kannte, mich aber glücklicherweise davon überzeugen lassen konnte, dass man in der Mittelalter Rock-Szene definitiv mit der Truppe rechnen muss. Bereits seit Jahren fahren SALTATIO MORTIS größere Erfolge ein, spielen regelmäßig Shows auf großen Festivals und schaffen Charteinstiege – völlig zu Recht, wie auch die neue CD beweist.

Nur wenige Monate nach der Live-DVD/CD "10 Jahre wild und frei" kommt mit "Sturm aufs Paradies" die nächste Veröffentlichung der mittlerweile acht Spielleute (im April 2011 stieß Luzi das L zur Band) auf den Markt. Die ersten acht Songs dieses Albums sind ohne Wenn und Aber allesamt gnadenlos gute Hits, man muss sich schon zurückhalten, um bei keinem einzelnen der ersten Songs die Repeat-Taste zu betätigen. Der knackige Opener "Habgier und Tod" erzählt spannend den Kampf von, nun ja, Habgier und Tod, der "Hochzeitstanz", "Sündenfall" und die "Ode an die Feindschaft" (eine schöne Abrechnung mit Leuten, die der Band im Weg standen und stehen) zeigen die Spielleute von ihrer härtesten Seite, "Nachtigall und Rose" steht dem in nichts nach, und "Eulenspiegel" ist titelgemäß eine unbeschwerte, fröhliche Nummer, die einem ein Grinsen auf das Gesicht zaubern kann. In "Gott würfelt nicht" wird überraschend keine mittelalterliche Geschichte oder ein Märchen erzählt, sondern mit Sterbehilfe bzw. Lebensverlängerung ein aktuelles Thema aufgegriffen, das musikalisch bedrückend und äußerst passend untermalt wird und sogar leichte Folk-Anleihen enthält. Alea der Bescheidene singt eindringlich und weiß mit einer sehr variablen Gesangsleistung auf dem gesamten Album so sehr zu überzeugen wie noch nie. Die folgenden Tracks fallen bis auf den tollen Abschluss "Wieder unterwegs" leicht ab, liegen aber immer noch weit über Durchschnitt.

Die anfängliche Einordnung zwischen IN EXTREMO und SCHANDMAUL rührt übrigens daher, dass SALTATIO MORTIS ihre Songs auf ein Fundament aus Rock mit straighten Gitarren, einem pulsierenden Bass und donnernden Drums bauen und die mittelalterlichen Instrumente zumeist als Ergänzung und zur Melodieführung benutzen. So sind sie immer präsent, aber die rockige Ausrichtung bestimmt das Gesamtbild. Textlich versteht sich die Band oftmals als Märchenerzähler und macht dabei einen sehr guten Job, denn es wird nie allzu kitschig oder Kinderlied-mäßig, wie es bei den Kollegen von SCHANDMAUL manchmal passiert. Sänger Alea kann wunderbar Geschichten erzählen, allerdings auch aggressiv singen. Wie bereits erwähnt, die Vocals auf "Sturm aufs Paradies" dürften die bisher reifste Leistung des sympathischen Frontmanns darstellen.

Machen wir es kurz: Anhänger ähnlich gelagerter Mittelalter-Kapellen kommen an "Sturm aufs Paradies" genauso wenig vorbei wie eingefleischte oder auch neuere SALTATIO MORTIS-Anhänger. Bitte weiter so und bitte noch viel mehr davon!