Stil (Spielzeit): Experimeteller Gothic (45:37)
Label/Vertrieb (VÖ): Audioglobe/DreamCell 11/spv (16.02.2007)
Bewertung: 6,5/10
Link: http://www.dismal.it
Es gibt CDs, die kann man nach einmaligem Hören einschätzen und es gibt CDs, die öfters im Player routieren müssen, damit man ein Ohr dafür findet. „Miele Dal Salice“ des italienischen Trios DISMAL gehört ganz klar zur zweiten Gruppe.
Meistens kann der Promotext bei solchen CDs eine gewisse Orientierung bieten. In diesem Fall war dem leider nicht so. Für meinen Teil wurde sich hier zu sehr mit dem Huldigen vorhergehender Werke als mit der Musik auf „Miele Dal Salice“ befasst, aber „Miele Dal Salice“ wird mit einem bizarren Karneval der Gedanken verglichen. Meiner Meinung passt die Bezeichnung „Karneval in Venedig auf Crack“ allerdings etwas besser.
Schon das „Intro“ „La Conversione di Shani“ steht mit seiner abwechslungsreichen Struktur repräsentativ für das gesamte Werk. Man weiß hier nie, was als nächstes kommt. Die beiden Komponisten Bradac und Afelio gehen hier sehr experimentell und unkonventionell ans Werk. Vorherrschend bei diesem Werk sind sehr ruhige Töne, die aber alles andere als langweilig durch die Boxen plätschern. Helles Glockenspiel wechselt sich mit klassischen Pianopassagen, die mit akustischer Gitarre kombiniert werden ab, hier und da sorgt eine E-Gitarre zusammen mit ein paar Drumbeats für einen gewissen Druck Dann folgen, ohne jede Vorwarnung, an Wiener Walzer, Tango Argentino oder barocke Menuette erinnernde Melodien und Rhytmen, die in eingängigen Sprechgesang, ähnlich Beschwörungsformeln, münden. Samples von Radiotönen und sonderbaren Lauten runden das Ganze ab.
Auf was sich der geneigte Hörer allerdings immer verlassen kann ist der wirklich gute Gesang der neuen professionellen Sängerin Rossan Landi, die die lyrischen Ergüsse auf „Miele Dal Salice“ auf Italienisch und Französisch darbringt.
Für das Konzipieren und die Produktion von „Miele Dal Salice“ ging das gesamte Jahr 2006 drauf und dieser Zeitaufwand hat sich meiner Meinung nach gelohnt. Allerdings benötigt auch der aufgeschlossenste Hörer bei diesem Werk einige Durchläufe um sich mit den ungewöhnlichen Strukturen anzufreunden.
Anspieltips: Keine – entweder man hört diese CD ganz oder gar nicht.