Stil (Spielzeit): Gothic-/Death Metal (59:33)
Label/Vertrieb (VÖ): Steamhammer/SPV (21.04.06)
Bewertung: Doch "nur" gut (6/10)
Link: www.moonspell.com
MOONSPELL haben sich auf ihrem siebten Album nahezu völlig von poppigen und elektronischen Klängen verabschiedet und sind wiederholt eine andere Richtung gegangen als auf den Vorgängern. - „Memorial" ist das wohl härteste Werk der Bandgeschichte geworden, leider auch das am wenigsten mitreißende, denn zu Gunsten von brettharten Metalriffs, Doublebass und amtlichem Death-Metal-Geröhre aus der Kehle von Sänger Fernando musste die Atmosphäre ein gutes Stück weichen.
Insbesondere Fans der frühen Alben „Wolfheart" und „Irreligious" werden sich alter Tage erinnert fühlen und die Rückwendung zur alten Schroffheit beklatschen, die Dank Produzent Waldemar Sorychta mächtig aus den Lautsprechern pumpt. Hat der Mix aus groovig-hart und düster-zerbrechlich auf dem beeindruckenden letzten Release "The Antidote" noch hervorragend funktioniert, so wirken heuer die Arrangements mehr als einmal konstruiert bis langweilig, die neue Härte nach den Jahren experimenteller Herangehensweise hin und wieder aufgesetzt.
Am besten klingen MOONSPELL beim mächtigen Thrasher „Finisterra", der gleich zu Beginn des Albums mit extremen Growls, symphonischen Keyboardspitzen und Blastbeats Akzente setzt, und auch „Luna" überzeugt mich, da dieser Titel mich an alte Sin/Pecado-Zeiten erinnert und trotz seiner leichten Schwülstigkeit genau die Atmosphäre versprüht, die ich an den Portugiesen immer sehr geschätzt habe: Eine Mischung aus Düsternis, Melancholie, Romantik und Kraft.
Leider finden sich zwischen diesen beiden herausragenden Nummern auch viele unentschlossene Kompositionen, die nicht zünden wollen und schnell vergessen sind, wie beispielsweise das langatmige, melodisch einsilbige „Blood Tells!". Zudem wurde das Stilmittel Chorgesang ein wenig zu oft und gleichklingend eingesetzt, als dass es beim dritten Mal noch Effekte erzielen würde.
Trotz aller Kritik ist „Memorial" kein schlechtes Album, doch es ist auch weit von einem großen Wurf entfernt. Vor dem Kauf also auf alle Fälle reinhören, denn ich bin doch ein klein wenig enttäuscht von den Portugiesen.
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!