2003 gegründet, liefert das Sextett EISENHERZ aus Unterfranken nach seinem selbstbetitelten Debütalbum (2008) nun seine zweite LP mit dem Titel "Fluch der Zeit" ab. Produziert wurde die Scheibe von Michael Mainx (u.a. auch DER W und TANKARD). Stilistisch bewegt man sich zwischen Neuer Deutscher Härte und Gothic - dass sie damit einen Nerv treffen, zeigt ihr Auftritt auf dem WACKEN OPEN AIR 2012. Ob die Platte auch meinen Nerv trifft? Hmm...
Generell muss man anmerken, dass spieltechnisch und auch kompositorisch sehr viel aufgewandt wurde. Oft verbinden sich schöne Streichermelodien (beispielsweise im Titelsong oder in "Licht der Welt") mit kantigen, harten Riffs. Dazu passend stehen sich Sänger Heinz mit seinem tiefen Organ, sowohl gegrowlt, als auch gesungen und Sängerin Yvonnes zartes Stimmchen gegenüber.
Klingt nach der perfekten Mischung, ist es bloß leider noch nicht. Bei den Songs "Vampir" und "Schlampenball" ist der klischeehafte Name á la MEGAHERZ Programm, daran kann selbst der gute Gitarrensound von letzterem nichts ändern. Meiner Meinung nach kann "Neue Deutsche Härte" auch mal zweideutige und prosaische Texte bedeuten. Leider hier ein wenig unbeholfen. Schon besser klappt dies bei "Schicksal", einem ganz ordentlichen Gothicsong, bei dessen Text mir ein anerkennendes "wahre Worte!" auf den Lippen liegt. Zu Beginn eher opulent (leider schon fast zu überladen) mit Klavier, Streichern, Pauken und Chor, steht bald das Klavier alleine, bis krachende Gitarrenriffs einsteigen. Das Intro erfüllt alle Voraussetzungen: macht Bock auf mehr, klingt gut und die gereimten Zeilen, die die Songtexte inhaltlich verknüpfen, sind gelungen.
Heinz´ Gesang ist für mich solide, vor allem in "Du Liebst Mich Nicht" oder in "Fluch der Zeit" mit seinem biestigen "Folge mir!". Mit Yvonnes Gesang hadere ich ein bisschen. Im Opernhaften ist sie teilweise wirklich gut, doch leider hat sie beim normalen Gesang merklich Probleme mit den höheren Tönen ("Licht der Welt"). Gesanglich taugt mir zudem der Kontrast zwischen Heinz´ Keifen und normalen Gesang in "Du bist so kalt", und auch das Gitarrensolo ist hier auf den Punkt. Anders als im Bonustrack, zu dem die Band bereits ein Video gedreht hat. Die Gitarren sind hier einfach over the top und Yvonnes Gesang ist mir nachträglich zu verstärkt.
Leider müsste für mich textlich und auch musikalisch noch ein bisschen was passieren, bis es bei mir auch "Klick" macht. Die vielen Keyboardsounds sind mir oft zu steril, da sie dadurch so für sich stehen und den Sound eher überladen, als ihn schön zu ergänzen. Und ich kann mir einfach nicht helfen, aber ab und an nervt mich der hier abgemischte Sound der Snare (egal ob Drumcomputer oder nicht) ...
EISENHERZ liefern ein eher durchschnittliches Album ab, wobei ich eine deutliche Steigerung für möglich halte, denn die Band wirkt sehr sympathisch und spielfreudig.
[Eisenherz - Die Seele brennt]