Stil (Spielzeit): Gothic Metal (53:10)
Label/Vertrieb (VÖ): My Kingdom Music (05.09.07)
Bewertung: 7,5 / 10
Link: http://www.shivan-ve.com/
http://www.myspace.com/shivanmetal
Das Promo-Sheet weist dieses Produkt als Release vom italienischen Label My Kingdom Music aus und mir schwant nix Gutes. Und dann fällt mir wieder ein – und nun schwant mir gar Übles – dass Shivan ja mal die Black Metal Szene „bereichert“ hatten. Aber das ist eine andere Geschichte … und etwas ganz anderes als das, was den Hörer tatsächlich hier erwartet, näherungsweise: Gothic Metal.
Die ersten drei Sekunden bestätigen mein Vorurteil, dass auch weiterhin nichts Besseres den Weg über die Alpen nehmen wird als zweitklassiger Metal und drittklassige Fußballweltmeister: Eine Art verunglückter akustischer Witz eröffnet das Album und den Track „Kingdom Of Deceit“, der, leichte Überraschung, die nächste Minute wie ein SISTERS OF MERCY- Klon klingt, um sich anschließend musikalisch in die TYPE-O Ecke zu verabschieden, wo die musikalischen Ursprünge von True Metal-Gesang italienischer Provenienz unkenntlich gemacht werden. Zwischendurch klingt’s mal leicht nach 69 Eyes oder einer schwächeren Version von LACRIMAS PROFUNDERE (die neueren), doomige Gitarren, hie und da doublebass-Drumming, es wird gegrowlt, gekreischt, gesungen (wobei in den klaren Passagen der Akzent ein ganz bisschen nervt) und es gibt noch viel mehr zu bestaunen. Und so geht es das ganze Album, allerdings auf höherem Niveau, eigentlich weiter:
Durch die Bank wird in den dunklen Gefilden von Metal und Rock zusammengeklaubt, was nicht bei 3 auf der Pinie ist. Mal mehr, mal weniger geschickt. Sogar der Death-Metal Göteborger Schule (z.B. in „Alone Again“) kommt nicht unbeklaut davon. Zwischendurch mal die obligatorischen balladesken Parts. Wahlweise mit Gitarren- oder Piano-Begleitung… Es liest sich schrecklich, ich weiß. (Aber merkwürdig, merkwürdig: es klingt viel besser.)
Klauen ist sicher nicht besonders originell, aber SHIVAN tun es derart ungeniert und setzen ihre Beutestücke zumindest stellenweise so geschickt zusammen, dass man zwar nicht von etwas Neuem, aber durchaus in Ansätzen von etwas Erneuertem sprechen könnte. Klar, manchmal wirken die Stücke in sich und auch das Album als Ganzes unausgegoren; als der viel zu kalkulierte Versuch, möglichst vielen Düsterheimern gleichzeitig in die Tasche zu greifen (was noch wahrscheinlicher wird, wenn man sich der Ursprünge der Band erinnert). Mit dem bekannten Risiko überall daneben zu greifen. -- Daraufhin befragt, werden die alten Black-Metaller sicher etwas von musikalischer Weiterentwicklung, Reifeprozessen etc. zum Besten geben. Man könnte ihnen aber auch den ernsthaften Versuch zugestehen, das Beste aus der Musik, die ihnen gefällt, zu verschmelzen. In dubio pro reo, wie der Richter da vermeldet:
Ich bin trotz einiger hörbarer Mängel und des „ideologischen Verdachts“ von „When Wishes Sicken“ insgesamt seeehr positiv überrascht. Die Scheibe ist extrem abwechslungsreich, rockt streckenweise sehr geschmeidig nach vorn, und schlägt man ruhigere Töne an, sind die zumeist weniger kitschig als catchy. Es gelingt, trotz des angewandten Baukastenprinzips, halbwegs schlüssige Atmosphären zu kreieren, die in puncto Intensität zwar nie mit (um einen Namen zu nennen) MY DYING BRIDE konkurrieren können, aber man will ja auch nicht ständig animiert werden, sich Kurt Cobains Reisegesellschaft anzuschließen. Zudem ist der Sänger in seiner Variabilität ein kleines Phänomen.
Fazit: Erstklassigkeit ist noch immer keiner italienischen Band zu bescheinigen. Aber SHIVAN nähern sich immerhin der Tür der von Amerikanern, Briten und Skandinaviern und drei mitteleuropäischen Kapellen bevölkerten „Hall of Fame“. Ob sie je anklopfen oder gar Einlass finden werden, kann vielleicht das dritte Album zeigen.