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Eigentlich hätte die Scheibe am 30. April veröffentlicht werden müssen, in der Walpurgisnacht.
Denn Valborg ist ja der eigentliche Name jener Walburga von Wessex, die an einem 1. Mai heilig gesprochen wurde und mit der man skurrilerweise den Hexensabbat in Verbindung bringt, der üblicherweise in der Nacht zuvor stattfindet. Wie auch immer: VALBORG sind nicht aus Wessex, sondern aus Bonn.
Im Machtvakuum, das die in den östlichen Lebensraum abgewanderten Parlamentarier hinterlassen haben, hat sich eine dubiose DIY-Plattenmafia namens Zeitgeister etabliert. Zu der gehören KLABAUTAMANN, ISLAND und, jo, VALBORG... Bei denen regiert:
„Ehrlicher analoger Live-Sound voller Energie: Wir scheißen auf digitales Gefrickel"! Das ist mal `ne Ansage. Klar und deutlich... Okay, ihr Hi-Fi-Buffs, ihr dürft dann mal weiterklicken.
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Jetzt, wo wir unter uns Analogen sind: VALBORG machen etwas, was ich a) so noch nicht gehört habe, b) mich allenfalls und sehr entfernt an eine Mischung erinnert. Aus: der feinsinnigen Tristesse von FEN oder AGALLOCH, dem angeschrägten Sound des Post Black Metal Projekts VED BUENS ENDE, dazu je einen Spritzer OPETH, ABSU, VREID, RUNEMAGICK, BURZUM, SOLSTAFIR oder sonst wem und dazu: viel, viel klassischer Doom... c) Etwas, das zwischen absolut unspektakulär und faszinierend perfide changiert (faszinierend perfide? oder: perfide changiert?), d) altbekannt und völlig neu ist und e) dabei schön morbiden Spaß verbreitet.
Corpsepaint und Black Metal Ästhetik führen also erstmal auf die falsche Fährte: es geht die meiste Zeit überaus gemächlich zu Sache. Maximal Mid-Tempo. Es wird auch nicht gekreischt wie die arme Seele im Höllenfeuer, sondern, wenn gekreischt, dann... hmm... irgendwie dezent?!
Überwiegend: Grunts und angerauter Klargesang. Und tatsächlich: epische Chöre, die es vermeiden, unfreiwillig komisch zu sein und einfach und genau so dahin gehören. Das Instrumentarium ist energetisch und authentisch, eben ohne digitales Gefrickel. Auf Keybordgedudel wird logischerweise verzichtet. Git-b-dr, das muss reichen. Und reicht. Die Band kann das so auf die Bühne bringen und spielt es darum wohl auch streckenweise gleich mal live ein.
Die Harmonien laufen geschmeidig rein. Nie zu. Disharmonien, psychedelische Schwurbeleien und rechtzeitige Akkordwechsel sorgen für sinnvolles Störfeuer -- in exakt der Dosis, die andere gern überschreiten und wo es dann nervig oder albern wird. Noch ein sehr schönes Mischungsverhältnis: Aggressivität und Melancholie. Auf den Punkt.
Wie gesagt: das Endergebnis ist irgendwie neu und hat dennoch etwas sehr Vertrautes an sich.
Schwer begeistert, weiß ich nicht genau, wieso... Liebe auf den ersten Blick? Die nostalgische Begegnung mit einer Verflossenen, die man jahrelang unbewusst vermisst hat?
Ich brech' das mal hier ab: ich stammel' eh nur rum. Die Truppe überfordert meinen Sprachschatz... Hier schießen so viele dunkle Metal-Spielarten kongenial auf genau die Weise zusammen wie ich es brauche.
Um VALBORGs etwas rhythmusverschobenem Charme zu erliegen, muss man wohl vor allem auf Doom stehen. Wenn man dazu auch mit Black Metal etwas anfangen kann, dann kann das nicht schaden, auch wenn BM vordergründig gar nicht das Thema ist.
Irgendwer wird sicher etwas zu nörgeln haben, 9 von 10 Metallern vielleicht wirr von Langeweile faseln. Ich nicht.
Deutscher Metal hat's bei mir für gewöhnlich sehr schwer. Dieser nicht.
Dieser ist ---neben AHAB & (n)eben KLABAUTAMANN--- der beste, den ich je zu hören bekam.