Dagorlad - Herald of Doom




Stil (Spielzeit): Dark Metal (54:49)
Label/Vertrieb (VÖ): Shiver Records (06.01.08)
Bewertung: 3,5 / 10
Link: http://users.skynet.be/dagorlad/dagorlad.htm
http://www.myspace.com/dagorladbelgium

Dagorlad war das Schlachtfeld auf dem Tolkien das letzte Bündnis aus Elben und Menschen im Jahre 3434 des zweiten Zeitalters gegen Sauron aufmarschieren ließ. Geraume Zeit später (im Jahre 1998 unserer Zeitrechnung) benennt sich ein 2-Mann Dark Metal Projekt aus Belgien nach dem martialischen Durcheinander nordöstlich von Mordor. Und produziert im Laufe der letzten 9 Jahre 3 Alben, die bei den Rezensenten alle Reaktionen von Euphorie bis Brechreiz auslösten.

Textlich steckt auch diesmal, wie bei den zwei Vorgängern, ein Konzept hinter dem Ganzen, wenngleich mir verborgen blieb, welches. Vermutlich geht es um den Kampf von Gut gegen Böse, die Armeen von Imptacar gegen die Ritter vom Silbernen Kreuz oder umgekehrt, ist auch völlig egal. Dann werden uns noch – ziemlich wahllos – einige andere Bevölkerungsgruppen von Fantasy Island vorgestellt: Zwerge, Drachen und natürlich Elben.
… Ein Indiz für die Schwäche des Konzepts ist, dass sich die Mucke nicht wirklich unterscheidet, ob die Texte nun von Elben oder Zwergen handeln. Anders gesagt, Text und Geräusch sind so zusammmenhangslos wie die Musik an sich. Goth-, Folk- und Black-Metal Elemente werden mehr- oder weniger ideenlos über einander geschichtet, ohne dass das gesteckte Ziel, Dark Atmospheric Metal zu kreieren, auch nur in die allerentfernteste Nähe rückt. Atmosphären kommen eben nicht mal so eben dadurch auf, dass man im Vorbeigehen einige akustische Versatzstücke aus Fantasy- und Horrorfilmen zusammenklaubt und mittels BM-Riffs zu einer indifferenten und zugleich inkonsistenten Masse verkocht.

Was sich wie ein Widerspruch liest, hat die gemeinsame Ursache, dass es den Stücken an Struktur fehlt. Einerseits rauschen sie ohne erkennbare Dramaturgie und Höhepunkte an einem vorbei… aber nicht als Einheitsbrei, was bloß langweilig wäre, sondern als Konglomerat dessen Elemente nur bedingt zueinander in Kontakt stehen. Phasenweise hatte ich sogar das Gefühl, zwei Platten gleichzeitig zu hören. Das ist zwar auch langweilig, aber obendrein auch noch nervig. Außerdem trägt die überaus flache Produktion nicht dazu bei, Strukturen herauszuhören. Wer das für den authentischen Ork-Mix hält, mag recht haben; aber es klingt dennoch wie Braunbier mit Spucke. – Wie geil dunkler atmosphärischer Metal sein kann, der auf dem prinzipiell selben Soundgerüst aufsetzt, kann man erleben, wenn man sich den letzten Release der beiden Österreicher von SUMMONING antut, was ich aus Gründen der geistigen Hygiene auch gleich mal tun werde.

Für DAGORLAD bleibt das traurige Fazit, dass auch ihr dritter Aufmarsch komplett überflüssig war. Weniger nörgeligen Geistern als ich es bin sei gesagt, dass das eine oder andere geile BM-Riff oder die vereinzelten feinen folkloristisch flötenden oder ritterlich trompetenden Synthie-Passagen nicht überhört, sondern als elementar vorausgesetzt wurden. Es ist halt so: echte Atmosphäre und gute Songs sehen schlicht anders aus… Und das Beste am Album ist und bleibt das Cover von Kris Verwimp.

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