Die Deluxe Edition von "XV - Best Of " beinhaltet 26 Songs mit etwas über zwei Stunden Spielzeit. Gleich sechs stammen vom letzten Album "Midgard", je fünf von "Luna" und "Von den Elben", je zwei von "Eden" und "Licht", je eines von "Buch der Balladen", "Totem" und "Renaissance". Das rein akustische Debüt "Zaubersprüche" wird komplett ausgeklammert.
"XV - Best Of" konzentriert sich auf jüngeres Material
Der FAUN-Kenner hat es schon bemerkt: Mit 16 Songs allein von den letzten drei Alben konzentriert sich die Trackliste auf das jüngere Material seit Veröffentlichung des umstrittenen Major-Debüts "Von den Elben" (2013). Dazu kommen zwei komplett neue Nummern, womit sich die älteren Alben gerade mal ein Viertel der Spielzeit teilen dürfen. Das ist für Alt-Fans vermutlich schon das K.O.-Kriterium für diese Zusammenstellung – oder aber ein gutes Argument, sich mit den poppigeren, aber keineswegs schlechten "Major-FAUN" zu befassen, sollten sie in den letzten Jahren einen Bogen um die Band gemacht haben. Denn insbesondere "Midgard" aus dem Jahre 2016 ging wieder in die richtige Richtung, wie die wunderschöne "Rabenballade", das eindringliche "Alba II", das dramatische "Mac Beth" oder die intensive Live-Version von "Odin" (eingespielt mit Einar Selvik von WARDRUNA, den Komponisten des "Viking"-Soundtracks) beweisen.
Mit "Feuer" präsentieren FAUN eine mit ungewohnt modernem Text versehene, zugleich mystische neue Nummer, die von der Melodie her ein bisschen an SILBERMOND in Folk erinnert – und das ist nicht als Beleidigung gemeint! "Fire" ist der gleiche Titel in einer englischen Version. Der zweite neue Song "An die Geliebte" erinnert mit dominanten Flöten und seiner Struktur stärker an frühere FAUN-Werke.
FAUN beweisen ein gutes Händchen bei der Songauswahl
Ob "Buntes Volk", in dem Michael Rhein (IN EXTREMO) mit seinen charismatischen Vocals für einen rauen Kontrast sorgt, das derb-süße "Tanz mit mir" mit augenzwinkernder Unterstützung von SANTIANO, die "Hymne der Nacht" in einer mitreißenden Live-Version, "Andro II", das zarte "Von den Elben" oder "Walpurgisnacht": Bei der Songauswahl haben FAUN tatsächlich ein gutes Händchen bewiesen und die besten Nummern der jüngeren Badgeschichte ausgesucht.
Dazwischen blicken die Musiker mit den Neuaufnahmen von "Wind & Geige" und "Rosmarin", das durch eine Bandvorstellung auf der Bühne unnötig in die Länge gezogene "Tinta", das umjubelte "Iduna" oder dem "Sigurdlied" auf ihre älteren Werke zurück. Die Song-Reihenfolge funktioniert überraschend gut: Nicht einmal "Egil Saga", leider das einzige Beispiel für FAUNs Darkwave-Phase, wirkt fehl am Platze. Einzig der Schlager-Pop-Song "Federkleid" und das etwas monotone "Hörst du die Trommeln" benötigen starke Nerven – oder starken Met.
Von allem etwas – und doch nicht genug
"XV - Best Of" bietet in etwas mehr als zwei Stunden von allem etwas: reguläre Albumtracks, punktgenau interpretierte Liveversionen, Re-Recordings und neue Songs – quasi von allem etwas. Und doch nicht genug. Gerade der Mangel an frühen Songs (alleine "Buch der Balladen" könnte mit drei, vier Tracks vertreten sein) ist extrem schade. Klar, bei einer solchen Compilation muss man unweigerlich Kompromisse eingehen. Aber was würde gegen zwei oder drei Songs von jedem Album sprechen? Oder gegen weitere Neuaufnahmen alter Nummern, falls sie den Ansprüchen von FAUN mittlerweile nicht mehr genügen? Oder einer CD voller Liveaufnahmen mit neuen und alten Songs?
Für FAUN-Fans seit "Von den Elben" eignet sich diese Zusammenstellung nur bedingt, die werden das meiste Material kennen. Wer sich einen Überblick über die letzten Alben verschaffen möchte oder die Band frisch entdeckt hat, liegt hier allerdings genau richtig – am besten mit der Deluxe Edition, die einen besseren, wenn auch längst keinen umfassenden Einblick in die Historie der Band bietet als die Einzel-CD mit 16 Tracks.
Wem die mystischen älteren Songs mit langen Instrumentalpassagen und verträumter Stimmung, die bei den poppigeren Universal-Alben ein wenig abhanden gekommen ist, gefallen, sollte sich anschließend von Werken wie "Buch der Balladen", "Licht" oder "Renaissance" verzaubern lassen.
Tracklist Deluxe Edition:
CD 1:
01 Diese kalte Nacht (Von den Elben, 2013)
02 Federkleid (Midgard, 2016)
03 Feuer (neu)
04 Buntes Volk (ft. Micha Rhein von IN EXTREMO) (Luna, 2014)
05 Tanz mit mir (ft. SANTIANO) (Von den Elben, 2013)
06 Alba II (Midgard, 2016)
07 Sonnenreigen (Lughnasad) (Midgard, 2016)
08 An die Geliebte (neu)
09 Rabenballade (Midgard, 2016)
10 Walpurgisnacht (Luna, 2014)
11 Wind & Geige XV (Licht, 2003)
12 Hörst du die Trommeln (Luna, 2014)
13 Hymne der Nacht - Live (Luna, 2014)
CD 2:
01 Andro II (Von den Elben, 2013)
02 Rosmarin XV (Renaissance, 2005)
03 Tinta - Live (Totem, 2007)
04 Wenn wir uns wiedersehen (Von den Elben, 2013)
05 Mac Beth (Midgard, 2016)
06 Blaue Stunde - Live (Luna, 2014)
07 Hymn To Pan (Eden, 2011)
08 Fire (neu)
09 Odin - Live (Midgard, 2016)
10 Egil Saga (Licht, 2003)
11 Von den Elben (Von den Elben, 2013)
12 Iduna - Live (Eden, 2011)
13 Sigurdlied (Buch der Balladen, 2009)
Band
Oliver s. Tyr Pade - Gesang, Nyckelharpa, Harfe, Lauteninstrumente, E-Gitarre, Maultrommel, Didgeridoo
Niel Mitra - Sampler, Synthesizer
Fiona Frewert - Gesang, Flöten, Sackpfeifen, Dombra, Rebab, Pommer, Oud, Harmonium, Gitarre, Piano
Rüdiger Maul - Percussions, Drums
Stephan Groth - Gesang, Drehleier, Flöten, Cister
Laura Fella - Gesang, Percussions