Nach wie vor ist das aktuelle Album der Mittelalter-Metaller ein richtig starkes Stück mit zahlreichen Highlights, mit dem IN EXTREMO sich selbst und ihren Fans ein wunderbares Geschenk zum 25. Band-Geburtstag gemacht haben. An dieser Stelle sei auf das ausführliche Review zum Album verwiesen.
Neues von IN EXTREMO
Was gibt's nun auf der "Extended Edition"? Zum einen ein überarbeitetes, leicht entschlacktes Artwork auf einem etwas zu dünn geratenen Digipack. Zum anderen insgesamt fünf Bonustracks im Vergleich zum regulären Album sowie eine Extra-CD mit dem kompletten Auftritt von Wacken World Wide, der einzigen Gelegenheit, IN EXTREMO im Sommer (und auch jetzt noch) "live" zu erleben.
"7 Brüder" und den Club Mix von "Saigon und Bagdad" gab's schon auf der limitierten Edition zu hören. "Ewig sein" ist ein bislang unveröffentlichter, gelungener und in bester IN-EXTREMO-Tradition stehender Song. Mit "Wer kann segeln ohne Wind" recyceln die Barden den wohl stürmischsten und brutalsten Track des Albums nochmal für eine komplett deutsche Version, welcher aber der Biss von Johann Hegg fehlt, während in der alternativen, sehr reduzierten Version von "Schenk nochmal ein" als Gast Götz Alsmann mit dabei ist. Das wirkt wie die die Piano-Begleitung in der Bar, an der man den Fusel in sich hinein kippt, um seinen Schmerz zu betäuben. Aus einer melancholischen Hymne auf die Toten wird so eine verzweifelt traurige Nummer. Interessant, doch das Original gefällt mir wesentlich besser.
Wacken World Wide Gig 2020 als "Live"-Beigabe
Die Live-CD ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite liefern IN EXTREMO einen lebendigen, leidenschaftlichen Auftritt mit einer gut gemischten Setlist ab, in der mit "Troja" und dem Titeltrack auch zwei Nummern aus "Kompass zur Sonne" stehen. Auf der anderen Seite ist das hinzugemischte Publikum, das hörbar nicht auf Ansagen von Sänger Michael Rhein reagiert, weil es nun mal nicht da war, eine ziemliche Farce. Das Konzept hinter Wacken World Wide war eine gute, mit Herzblut umgesetzte Idee, aber auf einem Tonträger hat das Fake-Publikum meiner Meinung nach rein gar nichts zu suchen. Warum man nicht auf das künstlich untergemischte Publikum verzichtet hat und so den "echten" Auftritt auf CD gepresst hat, ist mir schleierhaft. Oder halt gleich den Stream auf DVD.
Wer den diesjährigen Gig unbedingt nacherleben möchte, ist mit dem Video besser beraten. Da sieht man wenigstens die leidenschaftliche Performance auf der mit viel Aufwand erstellen virtuellen Bühne. Deutlich besser, weil lebendiger sind aber die regulären Livealben wie "Am goldenen Rhein" oder "Sterneneisen Live".
Wer braucht die Extended Edition von "Kompass zur Sonne"?
Für Erstkäufer ist diese Neuauflage mal wieder ein ärgerliches Thema: Sie haben bereits Kohle ausgegeben und kriegen jetzt eine Version, auf der es deutlich mehr Material zu hören gibt. Anscheinend wollte die Plattenfirma zur eigentlich für den Herbst geplanten Tour noch ein bisschen Kohle machen. Andererseits ist die "Extended Edition" zumindest für Käufer der regulären CD, diejenigen, die das Album noch nicht besitzen und Fans der ungestümen Live-Energie ein Upgrade, über das man nachdenken kann – auch, wenn die Bonustracks nur mäßig überzeugen.
"Kompass zur Sonne (Extended Edition)" Trackliste:
CD 1
01. Troja
02. Kompass zur Sonne
03. Lügenpack
04. Gogiya feat. Russkaja
05. Salva Nos
06. Schenk nochmal ein
07. Saigon und Bagdad
08. Narrenschiff
09. Wer kann segeln ohne Wind feat. Amon Amarth
10. Reiht euch ein ihr Lumpen
11. Biersegen
12. Wintermärchen
13. 7 Brüder
14. Saigon und Bagdad (Club Mix)
15. Ewig sein
16. Wer kann segeln ohne Wind (Deutsche Version)
17. Schenk nochmal ein feat. Götz Alsmann
CD 2 Wacken World Wide (2020)
01. Intro
02. Mein rasend Herz
03. Feuertaufe
04. Störtebeker
05. Kompass zur Sonne
06. Troja
07. Unsichtbar
08. Frei zu sein
09. Vollmond
10. Merseburger Zaubersprüche II
11. Liam
12. Quid pro Quo
13. Moonshiner
14. Sternhagelvoll
15. Pikse Palve
IN EXTREMO Line-up:
Michael Robert Rhein (Das letzte Einhorn) – Gesang, Cister
Kay Lutter (Die Lutter) - Bass
Sebastian Lange (Van Lange) – Gitarren, Gesang
Marco Zorzytzky (Flex der Biegsame) - Dudelsack, Drehleier
André Strugala (Dr. Pymonte) - Harfe, Pommer
Boris Pfeiffer (Yellow Pfeiffer) - Dudelsack, Blasins