Label/Vertrieb: Century Media
Eines vorweg: Moonspell sind so genial und kreativ wie seit dem Durchbruchalbum „Irreligious" nicht mehr. Ich wage fast zu sagen, „The Antidote" (Century Media) ist das bisher beste Werk in der schon zehnjährigen Schaffensphase der portugiesischen Gothic-Macht.
Moonspell Fans, die sich während der experimentellen „Sin/Pecado" und „The Butterfly Effect"-Phase aber vielleicht auch nach dem nur durchschnittlichen "Darkness And Hope" von ihren Lieblingen einen klein wenig abgewandt hatten, können aufatmen. Das offiziell siebte Album beinhaltet alle Stärken von Moonspell und bleibt von Anfang bis Ende restlos spannend. Auch nach dem zehnten Durchlauf konnte ich keinen Schwachen Song festellen!
Die Riffpalette reicht von dezent, tonnenschwer bis treibend und zeigt Stammgitarrist Ricardo Amori von seiner bisher kreativsten und besten Seite. Neu-Schlagwerker Mike Gaspar verfeinert selbst die atmosphärischsten Parts mit knackigen Drums, so dass auch in den ruhigsten Momenten die richtige Dynamik herrscht. Die Keyboards wurden zum Glück sehr songdienlich und sparsam eingesetzt, sind damit aber umso effizienter und verleihen jedem einzelnen Song den nötigen Touch. Und zu guter letzt gibt's noch den unverwechselbaren Gesang von Düstermann Fernando Ribeiro, der zwar mit seiner Stimme auch diesmal nicht von einer Gesangslehrerin zum Abendessen eingeladen werden würde, aber besser als jemals zuvor sein Organ variabel einsetzt. Damit ist auch seine aggressive Seite gemeint, die mindestens so präsent ist, wie bei „Irreligious".
Heftige Growls und Zahnefletsch-Parts wechseln sich ab mit Schaudergesang und dunklem Geflüster. Damit ist für die nötige Härte schon mal gesorgt, aber auch sonst stimmt einfach alles. Atmosphäre, Dynamik, Aggressivität, Anspruch - alles passt. Vor allem aber die widergewonnene Härte überrascht. Aber genau so klingen Moonspell am besten.
Schon die ersten fünf Songs würden ausreichen, um jeden Fan zufrieden zu stellen. Aber Moonspell liefern gleich zehn Highlights dieser Art ab. Hört euch nur mal „In And Above Men" an - welch Riff, welch Härte, welch Dynamik. „From Lowering Skies" baut sich mit percussiven Drums auf, um dann im Refrain mit schmerzlicher Hassattacke alles niederzureißen. Genial! „Everything Invaded" klingt herrlich schizophren und fesselt den Zuhörer mit einem dissonanten Akkord, der gespannt wartet bis alle Instrumente im Bombast ausbrechen und Schrecken und Angst verkünden. Ich könnte jetzt so noch lange weitermachen, aber ich halt lieber die Klappe und sage zum Abschluss noch mal kurz: „The Antidote" ist Gothic Metal at it's finest und stellt für mich alle bisherigen Moonspell Werke in den dunklen Schatten.