Shadowthrone – Quoth the Raven Nevermore


Stil (Spielzeit): Dark Metal (52:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (Sommer 2007
Bewertung: 6,5 / 10
Link: http://www.shadowthrone.de

Die Schweizer SHADOWTHRONE existieren seit Anfang des Jahrtausends und haben bislang eine EP im Gepäck. Nach mehr als 5 Jahren Arbeit wurde vergangenes Jahr das Debütalbum in Eigenregie veröffentlicht.
Keine Frage, Edgar Allan Poe ist inspirativ und die Sujets der angelsächsischen Spätromantik überhaupt ein unerschöpflicher Ideenpool. Das wissen ja vor allem die Goten, aber auch Doom und Black Metaller zu schätzen. Für non-native speakers ist die textliche Anleihe bei Poe & Co. nicht nur überaus komfortabel, sondern bietet zudem weitere Vorteile: Für die Verwendung werden keine Tantiemen fällig, man kann sich den Anstrich literarischer Bildung verpassen und vor allem vermeidet man jene lyrischen Querschläger, die nicht nur Ideenarmut, sondern auch fremdsprachliche Mängel offenbaren. Andererseits weckt man dadurch Erwartungen: Die Musik sollte qualitativ wie atmosphärisch wenigstens in Ansätzen das lyrische Niveau erreichen. (Auch wenn das bereits dadurch heruntergeschraubt wurde, dass man sich die nachdichterische Freiheit genommen hat, einige Verse umzustellen). Zumal der hohe Anspruch sich angesichts eines Booklets bestätigt fühlt, das den Illustrationszyklus von Gustave Doré zu „The Raven“ vor einem ausbreitet.
Ob sich spätromantische Lyrik in ein Soundgewand aus schwarzem Melo-Death mit einigen verspielten Goth-Applikationen kleiden lässt, muss wohl als Grundsatzfrage verstanden werden. SHADOWTHRONE beantworten die hörbar mit „Ja“. Ich hingegen finde nicht, dass das funktioniert: Die melancholisch-morbiden Atmosphären Poescher Lyrik verlangen nach weit weniger Geballer und entschieden mehr Dezenz. MY DYING BRIDE, OPETH oder so manche Goth-Metaller wären gewiss geeigneter, ein derartiges Konzept zu vertonen. Zumal das überwiegend eingesetzte Computerdrumming nicht gerade Seelenfülle abstrahlt.

Verabschiedet man sich von dem zu hohen Anspruch einer kongenialen Über-Setzung, dann bleibt dennoch allemal ein recht interessantes und tendenziell abwechslungsreiches Album, dem man das investierte Herzblut und die jahrelange Arbeit ablauschen kann. Die Strukturen sind komplex, aber in der Regel nachvollziehbar. Leider sind aufgrund des suboptimalen Sounds die vielen eingebrachten Ideen gelegentlich zu viel und führen phasenweise zum Eindruck der Überfrachtung. Insbesondere dann wenn der Computerdrummer so richtig die Black-Metal-Sau rauslässt, wird’s leicht unübersichtlich.

Ergo wissen SHADOWTHRONE immer dann besonders zu gefallen, wenn man Tempo rausnimmt oder die Instrumentierung reduziert. Dann kann das Ohr mal dem Streicher-Imitat, dem Flügel oder einem der opulent gestreuten geilen Leads die ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Was sich lohnt. Kurz: wenn die Melodie das Geballer in Schach halten kann, haben die Schweizer ihre großen Momente. In puncto Abwechslungsreichtum ist insbesondere noch auf die Vocals hinzuweisen. Screams und Growls und zweifacher Klargesang sorgen für Ausreißer aus der genretypischen Monotonie. Gute Sache das.

Alles in allem bleiben viele feine und ausbaufähige Ansätze, die aber gegen die flache Produktion einen schweren Stand haben. Sollte sich bei dem geneigten Hörer Langweile einstellen, dann dürfte es am Sound liegen, der harte Konzentrationsarbeit verlangt. Und das schmälert hier eindeutig den Hörgenuss. Dass das konzeptionelle Experiment als gescheitert betrachtet werden kann, stört dagegen eher weniger.

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